Liebe Gerda,
so, jetzt hab ich mehr Zeit und Muße, auf Deine Antwort einzugehen als gestern.
Du verweist zu Beginn vergleichend auf meinen Palazzozyklus, in dem Du eine Tiefe und Wahrhaftigkeit fandest, die Du in „Caravaggio“ vermisst, wie Du schreibst. Kann es sein, dass dieser Eindruck auch dadurch entstanden ist, dass es sich beim „Palazzo“ um eine Reihe handelt, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln (Innensicht vs. Außensicht) mit dem Thema befasst, während mein aktueller Text ja nur ein einzelnes Gedicht ist, welches sich bewusst auf die Außensicht beschränkt?
Du schreibst weiter:
Mir fehlen lyrische Elemente.
Hier frage ich mich, was genau Du meinst. Wenn ich es richtig verstehe, beziehst Du Dich dabei auf
formale Elemente, im folgenden Satz gehst Du jedoch auf
inhaltliche Aspekte ein (allgemeine Informationen), so dass er mir beim Verständnis des zitierten Satzes nicht weiter hilft.
In der gerade angesprochenen Stelle schreibst Du:
Ich finde, dass du in deinem Text über die allgemeinen Informationen, die auf einige andere große Künstler ebenso zutreffen, nicht herauskommst.
Ich stimme Dir zu: es sind tatsächlich allgemeine Informationen über Caravaggio, die ich - in einer komprimierten Gesamtschau – verarbeitet habe, doch mehr als genau diese soll und will mein Gedicht auch nicht sein. Es ist, wenn Du so willst, eine erste, sehr grobe Annäherung an diesen Künstler, die für seine menschliche und künstlerische Biographie substantielle Thesen enthält, welche dann in weiteren Texten belegt werden könnten, z.B. mit dem, was Du aufzählst: Beschreibung eines Kunstwerks, Caravaggio selbst sprechen zu lassen … der Möglichkeiten sind da sicherlich viele, und ich finde sie ausgesprochen reizvoll.
Ich glaube, meine Verse machen klar, dass ich mich ausschließlich auf Caravaggios Technik des „chiaroscuro“, des „Helldunkel“ beziehe, die viele seiner Werke, besonders auch die späten, auszeichnet. Wenn Du dann fragst:
Welcher der großen Künstler lebte nicht so wie er malte, und malte das was er lebte?
so muss ich sagen, dass ich diese sehr spezielle Übereinstimmung zwischen der Maltechnik und der Vita des Künstlers im Falle Caravaggios als besonders ausgeprägt empfinde, fast als einzigartig. Ob und inwieweit dies auch auf andere Maler zutrifft, vermag ich nicht zu sagen, als erste fielen mir da, sehr verallgemeinernd, noch die Expressionisten ein. Ich bin kein Kunsthistoriker, fände es aber spannend, darüber mehr zu erfahren.
Es war gerade diese Parallelität des Helldunkels in Caravaggios Werk und Leben, die mich bewog, zu schreiben, was aber offenbar zumindest für Dich, wie du im letzten Satz formulierst, so nicht rüberkommt.
Liebe Gerda, auch wenn unsere Ansichten differieren, Du hast mir mit Deiner Kritik Denkanstöße gegeben (und ich spreche bzw. schreibe jetzt nicht von Deinem längst verinnerlichten Rat des Erzählgedichts bzw. Prosatextes
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), wofür ich Dir dankbar bin. Die Thematik reizt mich sehr, mal sehen, ob und was unter Einbeziehung Deiner Impulse daraus im Laufe der Zeit eventuell noch wird.
Liebe Grüße
Herby