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Ich fege

Verfasst: 10.05.2007, 17:14
von leonie
Ich fege,
fege den Blütenschnee, rosa, obwohl das kitschig ist.
Ostwind wirbelt, als sei auch ich eine Flocke, obwohl das unmöglich ist.

Ich fege,
fege die Worte, die von den Bäumen fielen. Sie werden faulen, ihre Farben welken schon.
Ich fege und hoffe, dass neue werden. Faulen und werden und faulen und werden.

Ich fege,
fege die Milchstraße, es regnet Sterne, obwohl auch das kitschig ist. Ich fege für Dich und mich und werde Sterne pflanzen, obwohl das unmöglich ist.

Fegen.
Und hoffen und reden und pflanzen. Auf diesem Stern, dem blauen, dem einzigen, den ich noch habe.

Verfasst: 11.05.2007, 07:47
von Sam
Hallo Leonie,

ich lese deinen Text viel mehr als Gedicht, denn als Kurzprosa. Nun tue ich mich mit Deutungen immer recht schwer, aber hier scheint es mir ums Schreiben zu gehen mit dem Fegen als Synonym.
Worte, die wie Blätter fallen. Die aber schnell faulen und welken. Weil sie doch nicht das ausdrücken, was in einem ist. Weil alles immer irgendwie "kitschig" ist. Aber man fegt weiter, weil man nicht anders kann. Man hofft, und redet und pflanzt (neue Bäume, deren Blätter als Worte fallen werden?). Bleibt dabei auf seinem Stern, den blauen, den einzigen, den man hat - sich selber.

Wenn denn meine Lesart nur annähernd stimmt, dann drückst du mit deinem Text etwas aus, das ich so ähnlich auch manchmal empfinde.

Liebe Grüße

Sam

Verfasst: 11.05.2007, 08:38
von Elsa
Liebe Leonie,

Auch ich lese den Text als Gedicht.
Als vorzügliches Gedicht, das seltsam anrührt und weh tut.

Und hoffen und reden und pflanzen
Wunderbar. Weil es so ist.

Herzlich,
ELsa

Verfasst: 11.05.2007, 10:21
von leonie
Lieber Sam,

manchmal schreibe ich Texte so "runter" und weiß gar nicht genau, was sie "aussagen". Ich kann dann nur "fühlen", ob sie für mich stimmen oder nicht. Hier war das so. Dann stelle ich sie immer mit besonderem Herzklopfen ein, weil ich mir so unsicher bin, ob sie auch für andere stimmen können.

Deine Interpretation hat mich sehr berührt, weil sie etwas in Worte fasst, das ich nur über die Bilder sagen konnte. Und: Ja, die Lesart stimmt für mich (obwohl ich nicht ausschließen will, dass es auch andere gibt) und es freut mich,dass es jemanden gibt, der es manchmal ähnlich empfindet. Das ist wie "Verstanden-Werden", ein kleiner Glücksmoment. Ich danke Dir.

Liebe Elsa,

auch Dir vielen Dank.
Noch ein kleiner Glücksmoment!


Ich hatte zuerst überlegt, es unter Erzählgedichte einzustellen. Ich denke, dort wäre es richtiger, oder? Also: Ich bitte um Verschieben!

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 13.05.2007, 16:09
von noel
kitschig rosa blütenblätter fallen von bäumen, wie die worte, die faulen aber schon.

& das LI fegt sie weg & wirbelt selbst im wind, der aus richtung der aufeghenden sonne kommt
& auch sterne fallen & auch wenn das LI sie (sterne) wieder pflanzen will (wider besseren wisens),
so ist der blaue planet, die erde, das stand_handfeste, das hoffen(reden) & pflanzen,
was trotz des kehrens & faulens nUr verbleibt

Verfasst: 13.05.2007, 21:26
von leonie
Liebe noel,

danke für Deine "Lesart" des Textes. Sie hat mir noch etwas Neues bewusst gemacht, über das ich nachdenken kann.

Liebe Grüße

leonie