Im Grenzgebiet
Verfasst: 10.05.2007, 08:57
2. Version
Im Grenzgebiet (Eine Diashow)
Das Land trägt ein Leichenkleid.
Von den Bergen her das Donnern von Granaten, nah genug, dass man zusammenzuckt. Die Gewöhnung lässt sich hier Zeit.
Die französische Ärztin ist immun gegen Angst. Mein Arbeit ist ein Panzer, sagt sie. Lächelt dabei wie eine kranke Mutter. Schaut nicht zur Seite auf den langen Fahrten.
Wir, die wir sie begleiten, achten noch auf Kadaver und Gerippe, beerdigt unter rotem Staub, aufgewirbelt von den LKW der ewig zu spät kommenden internationalen Anteilnahme.
Wir bauen Instant – Krankenhäuser. Impfinseln aus Zelttuch und Blech. Verbandsstationen für die Nachlese von Massakern. Führen Unheilbares der Statistik zu, nach rudimentärer Medikation.
Die Ärztin schreibt Tagebuch und Briefe. Am Laptop Nachts und weint dabei.
Mich wundert es, dass der Nebel, der hier aus der Erde steigt, so weiß ist.
Und dann die Morgen, so nah an den Bergen. Im Dunst, wie daheim in der Alb, wenn schon die ersten kommen für eine Spritze und einen Blick auf uns.
Ein Vater aus einem Dorf, das von Rebellen geplündert wird während er stundenlang, auf dünnem Rücken seinen lahmen Sohn zu uns trägt.
Einen lebhaften dreizehnjährigen mit verdrehten Gliedern, wachem Blick und nichts am Leib außer einer Unterhose.
Ich gebe ihm mein T-Shirt. Der Vater streift es ihm über.
Der Junge lächelt mich an und sagt: „Gib mir noch eins.“
Sechs Monate und kaum ein Trost. Ich träume von Geistern und Hyänen. Und von geschlagenen Hunden, deren Wimmern leise in meinem Arm erstirbt.
An manchen Abenden trinke ich mit der Ärztin Nescafé und Wodka, zwischen uns ein Leben und ein Land. Aber statt ihren ausgezehrten Körper, berühre ich mich nur selbst.
Dann noch frische Leichen an der Straße in Richtung Grenze. Geköpft und amputiert, weggeworfen. Nicht zu vergessender Geruch von gewesenem Leben.
Am Ende Flughäfen und Zwischenlandungen. Nach siebzehn Stunden unter dem Bauch des Fliegers Deutschland, grün und harmlos und das Gefühl:
Auch hier keine Heimat.
1. Version
Im Grenzgebiet
Das Land trägt ein Leichenkleid
Von den Bergen her das Donnern von Granaten
nah genug, dass man zusammenzuckt
Die Gewöhnung lässt sich hier Zeit
Die französische Ärztin ist immun gegen Angst
Mein Arbeit ist ein Panzer, sagt sie
Lächelt dabei wie eine kranke Mutter
Schaut nicht zur Seite auf den langen Fahrten
Wir, die wir sie begleiten, achten noch
auf Kadaver und Gerippe, beerdigt unter rotem Staub
aufgewirbelt von den LKW der ewig
zu spät kommenden internationalen Anteilnahme
Wir bauen Instant - Krankenhäuser
Impfinseln aus Zelttuch und Blech
Verbandsstationen für die Nachlese von Massakern
Führen Unheilbares der Statistik zu, nach rudimentärer Medikation
Die Ärztin schreibt Tagebuch und Briefe
Am Laptop Nachts und weint dabei
Mich wundert es, dass der Nebel
der hier aus der Erde steigt, so weiß ist
Und dann die Morgen, so nah an den Bergen
Im Dunst, wie daheim in der Alb
wenn schon die ersten kommen
für eine Spritze und einen Blick auf uns
Ein Vater aus einem Dorf,
das von Rebellen geplündert wird
während er stundenlang, auf dünnem Rücken
seinen lahmen Sohn zu uns trägt
Einen lebhaften dreizehnjährigen
mit verdrehten Gliedern
wachem Blick und nichts am Leib
außer einer Unterhose
Ich gebe ihm mein T-Shirt
Der Vater streift es ihm über
Der Junge lächelt mich an
und sagt: „Gib mir noch eins.“
Sechs Monate und kaum ein Trost
Ich träume von Geistern und Hyänen
und von geschlagenen Hunden
deren Wimmern leise in meinem Arm erstirbt
An manchen Abenden trinke ich mit der Ärztin
Nescafé und Wodka, zwischen uns ein Leben und ein Land
Aber statt ihren ausgezehrten Körper
berühre ich mich nur selbst
Dann noch frische Leichen
an der Straße in Richtung Grenze
Geköpft und amputiert, weggeworfen
Nicht zu vergessender Geruch von gewesenem Leben
Am Ende Flughäfen und Zwischenlandungen
Nach siebzehn Stunden unter dem Bauch des Fliegers
Deutschland, grün und harmlos und das Gefühl
Auch hier keine Heimat
Im Grenzgebiet (Eine Diashow)
Das Land trägt ein Leichenkleid.
Von den Bergen her das Donnern von Granaten, nah genug, dass man zusammenzuckt. Die Gewöhnung lässt sich hier Zeit.
Die französische Ärztin ist immun gegen Angst. Mein Arbeit ist ein Panzer, sagt sie. Lächelt dabei wie eine kranke Mutter. Schaut nicht zur Seite auf den langen Fahrten.
Wir, die wir sie begleiten, achten noch auf Kadaver und Gerippe, beerdigt unter rotem Staub, aufgewirbelt von den LKW der ewig zu spät kommenden internationalen Anteilnahme.
Wir bauen Instant – Krankenhäuser. Impfinseln aus Zelttuch und Blech. Verbandsstationen für die Nachlese von Massakern. Führen Unheilbares der Statistik zu, nach rudimentärer Medikation.
Die Ärztin schreibt Tagebuch und Briefe. Am Laptop Nachts und weint dabei.
Mich wundert es, dass der Nebel, der hier aus der Erde steigt, so weiß ist.
Und dann die Morgen, so nah an den Bergen. Im Dunst, wie daheim in der Alb, wenn schon die ersten kommen für eine Spritze und einen Blick auf uns.
Ein Vater aus einem Dorf, das von Rebellen geplündert wird während er stundenlang, auf dünnem Rücken seinen lahmen Sohn zu uns trägt.
Einen lebhaften dreizehnjährigen mit verdrehten Gliedern, wachem Blick und nichts am Leib außer einer Unterhose.
Ich gebe ihm mein T-Shirt. Der Vater streift es ihm über.
Der Junge lächelt mich an und sagt: „Gib mir noch eins.“
Sechs Monate und kaum ein Trost. Ich träume von Geistern und Hyänen. Und von geschlagenen Hunden, deren Wimmern leise in meinem Arm erstirbt.
An manchen Abenden trinke ich mit der Ärztin Nescafé und Wodka, zwischen uns ein Leben und ein Land. Aber statt ihren ausgezehrten Körper, berühre ich mich nur selbst.
Dann noch frische Leichen an der Straße in Richtung Grenze. Geköpft und amputiert, weggeworfen. Nicht zu vergessender Geruch von gewesenem Leben.
Am Ende Flughäfen und Zwischenlandungen. Nach siebzehn Stunden unter dem Bauch des Fliegers Deutschland, grün und harmlos und das Gefühl:
Auch hier keine Heimat.
1. Version
Im Grenzgebiet
Das Land trägt ein Leichenkleid
Von den Bergen her das Donnern von Granaten
nah genug, dass man zusammenzuckt
Die Gewöhnung lässt sich hier Zeit
Die französische Ärztin ist immun gegen Angst
Mein Arbeit ist ein Panzer, sagt sie
Lächelt dabei wie eine kranke Mutter
Schaut nicht zur Seite auf den langen Fahrten
Wir, die wir sie begleiten, achten noch
auf Kadaver und Gerippe, beerdigt unter rotem Staub
aufgewirbelt von den LKW der ewig
zu spät kommenden internationalen Anteilnahme
Wir bauen Instant - Krankenhäuser
Impfinseln aus Zelttuch und Blech
Verbandsstationen für die Nachlese von Massakern
Führen Unheilbares der Statistik zu, nach rudimentärer Medikation
Die Ärztin schreibt Tagebuch und Briefe
Am Laptop Nachts und weint dabei
Mich wundert es, dass der Nebel
der hier aus der Erde steigt, so weiß ist
Und dann die Morgen, so nah an den Bergen
Im Dunst, wie daheim in der Alb
wenn schon die ersten kommen
für eine Spritze und einen Blick auf uns
Ein Vater aus einem Dorf,
das von Rebellen geplündert wird
während er stundenlang, auf dünnem Rücken
seinen lahmen Sohn zu uns trägt
Einen lebhaften dreizehnjährigen
mit verdrehten Gliedern
wachem Blick und nichts am Leib
außer einer Unterhose
Ich gebe ihm mein T-Shirt
Der Vater streift es ihm über
Der Junge lächelt mich an
und sagt: „Gib mir noch eins.“
Sechs Monate und kaum ein Trost
Ich träume von Geistern und Hyänen
und von geschlagenen Hunden
deren Wimmern leise in meinem Arm erstirbt
An manchen Abenden trinke ich mit der Ärztin
Nescafé und Wodka, zwischen uns ein Leben und ein Land
Aber statt ihren ausgezehrten Körper
berühre ich mich nur selbst
Dann noch frische Leichen
an der Straße in Richtung Grenze
Geköpft und amputiert, weggeworfen
Nicht zu vergessender Geruch von gewesenem Leben
Am Ende Flughäfen und Zwischenlandungen
Nach siebzehn Stunden unter dem Bauch des Fliegers
Deutschland, grün und harmlos und das Gefühl
Auch hier keine Heimat