Kleiner Held

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 10.04.2007, 00:43

Kleiner Held


Dein Wille ließ dich
gegen hohe Mauern rennen
bis deine Kraft versiegte

Warst Kindsoldat
verbrannte Erde
ohne Aussicht auf Grün

Musstest früh
den Weg der Helden gehen
hast Troja nie gekannt

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 10.04.2007, 09:45

Hallo Perry,

Du greifst ein ernstes Thema auf. Es hätte meines Erachtens gut in Lyrik und Kultur gepasst.

Warst Kindsoldat
verbrannte Erde
ohne Aussicht auf Grün


Die zweite Strophe halte ich für gelungen. Es steckt alles drin, was zu sagen ist. Ich könnte sie mir gut zum Schluss als abschließende Strophe vorstellen. Grün, die Farbe der Hoffung - keine Hoffnung haben, das finde ich hier sehr schön umgesetzt.

Sehr relativ ist es, bei Soldaten von Willen zu sprechen. Ich interpretiere das Wort "Wille" in der ersten Strophe so, dass der beschriebene Kindsoldat Soldat werden wollte, es sich also nicht um ein erzwungenes Soldatentum handelt (was es ja gerade bei Kindersoldaten häufig gibt).
Die Erwähnung Trojas zeigt, dass das Kind den Krieg, an dem es aktiv teilnimmt, noch nicht versteht. Man könnte vielleicht das "Benutzen" der Kinder als Soldaten noch darstellen. Mein Hauptvorschlag wäre aber die zweite Strophe an den Schluß zu setzen.

MfG

Jürgen

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 10.04.2007, 10:20

hallo Manfred

da ich ein ausgesprochener kassandrafan bin habe ich mich mal auf die suche nach troja begeben...

es gab es nicht und das, das gibt deinem gedicht für mich einen anderen sinn, nicht unbedingt das soldatische, sondern das kämpfende im allgemeinen, aber vielleicht liege ich jetzt überhaupt falsch trojaverführt ...

aus meinem blickwinkel wurde eine seele mit frischen kindlich unverstellen erdrückt....

lg silvi

Perry

Beitragvon Perry » 10.04.2007, 13:24

Hallo Jürgen,
ich denke, da habe vielleicht doch etwas zu stark komprimiert. Meine Intention war, im ersten Vers die grundsätzliche Überforderung vieler Kinder allgemein zu thematisieren, sei es Kinderarbeit, Unterdrückung etc.
Im zweiten Vers habe ich es dann am Beispiel des Kindsoldaten zu konkretisieren versucht.
Der dritte Vers nimmt das Bild der hohen (Lebens)Mauern von Troja dann noch einmal auf und stellt sich die Frage, wer sind die wahren (Lebens)Helden.
Freut mich, dass dir der zweite Vers so gut gfallen hat, am Rest werde ich wohl noch etwas arbeiten müssen.
Danke und LG
Manfred


Hallo Silvi,
als ich kürzlich mal wieder das Heldenepos "Troja" gesehen habe, kam mir der Gedanke, diesen nach Ruhm und ewiger Anerkennung strebenden antiken Helden, doch die kleinen Helden unserer Zeit gegenüber zu stellen.
Dabei ist es nicht so wichtig, ob es Troja wirklich gegeben hat, wichtiger ist, dass Kinder auch in unserer Zeit noch immer gegen die hohen Mauern (Gewalt, Unterdrückung, Hunger etc.) ankämpfen müssen und dabei oft den "Heldentod" erleiden.
Ich weiß, ein viel zu hoher Anspruch an diese kleine Zeilen.
Danke für dein Interesse und
LG
Manfred

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 10.04.2007, 13:49

aber gerade das nichtvorhandensein von troja gibt deinen zeilen noch viel mehr aussage!!!

so sehe ich es... :-)

lg silvi


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