Liebe Gerda,
ich schätze die Setzung des Textes sehr - sie ist für mich intuitiv richtig. Und das Monatsthema toll umgesetzt, sehr fein, auch in Teilen fern wie ein Traum/wie unter einer Haube, dann wieder konkret, gefällt mir sehr gut!
An einzelnen Stellen finde ich die Worte noch nicht völlig stimmig gewählt, der Sinn ist da, aber - und sei es nur der WortKLANG, an ein zwei Stellen stimmt noch was nicht für mein Ohr:
Ideen:ent zug
sie hat die sprache verloren/ ihr sagt niemand etwas
wer könnte sie unterhalten/ wen wollte sie hören
welcher art worte würden den zauber zurückbringen
dass sie wiederfände/ silbenreihen/klänge
die zu suchen sie sich nicht im stande fühlt
im reden aus der übung ist sie/ im hinwenden
vermisst zuneigung/ was sie nicht zugeben kann
ist lieber für sich allein/ da wo keiner ist/ der redet
als dort wo falsches gesagt gefragt/ belangloses
dahergeredet wird/ ohne
nachhall/ gewichtslos (hier könnte ich mir noch stärkere Alternativen vorstellen, ohne dass ich die bisherigen falsch finde, ich glaube nur, sie fügen sich nicht ganz in den Ton ein, warum, kann ich nicht genauer angeben...)
schweigen ganz bei sich/ verharren als zustand
(schweigen würde ich streichen oder zumindest einen / danach setzen)
kein überbrücken/ sondern ab sage an laute (ab sage würde ich unbedingt zusammenschreiben, es gibt keinen besonderen Sinn es auseinanderzuschreiben, außer dass das
ab betont wird und die Trennung, die auch "sie" zu den anderen und damit den Worten (Ausdrucksmittel) hat, daher empfinde ich es als zu verspielt...die Brüche/Drängungen sind doch im ganzen Text)
töne abgestorben/ wünsche gezähmt
stille/ ein freund/ der ungerufen bleibt
(das ungerufen ist ~problematisch...ich bin unsicher, ob diese Beobachtung in der Welt deines Textes stimmt, du wirst es sicher mit Bedacht gesetzt haben, aber mir sagt es nicht zu. Denn du erzählst ja von jemanden, der bewusst die Einsamkeit sucht, auch wenn das nur daran liegt, dass sie nicht anders kann. Ich würde das ungerufen streichen. Stärkt sprachlich und inhaltlich, finde ich.)
Auch hätte ich diesen Text gerne insgesamt ohne Wortspiele, das Schmecken* ist für mich hier ein so feines Fühlen, das die Wortspiele auf mich störend wirken, besonders der Titel, dessen Auseinanderschreibung ich gar nicht mit einem Sinn lesen kann? Was bedeutet ent zug ? Ich fände einfach als Titel stark: Sie hat die Sprache verlorn, gefiele mir sehr.
* du schmeckst ja oft in deinen Texten durch Wortspiele/schreibweisen, bezüge die sprache ab, aber hier zerstört das den anderen (neuen) Ton, finde ich.
Insgesamt wäre das dann so für mich so sehr stimmig: (außer eventuell nachhall und gewichtslos ändern...)
sie hat die sprache verloren
sie hat die sprache verloren / ihr sagt niemand etwas
wer könnte sie unterhalten / wen wollte sie hören
welcher art worte würden den zauber zurückbringen
dass sie wiederfände / silbenreihen/klänge
die zu suchen sie sich nicht im stande fühlt
im reden aus der übung ist sie / im hinwenden
vermisst zuneigung / was sie nicht zugeben kann
ist lieber für sich allein / da wo keiner ist / der redet
als dort wo falsches gesagt gefragt / belangloses
dahergeredet wird / ohne nachhall / gewichtslos
schweigen / ganz bei sich/ verharren als zustand
kein überbrücken/ sondern absage an laute
töne abgestorben/ wünsche gezähmt
stille/ ein freund/ der ungerufen bleibt
Übrigens würde ich die Striche mit gleichen Leerzeichen nach links und rechts versehen. Korrekt wäre gar keien Leerstellen zu machen, aber hier wirkt es stärker, wenn du zu Vor- und Nachwort jeweils eins setzt. Deine Lösung empfinde ich als nachteiliger, da du ja auch mit Doppelbezügen arbeitest und es dann stört, wenn die Slashs einmal näher an einem Bezugswort sind und einmal weiter weg.
Wünsche gezähmt übrigens finde ich fantastisch, kam das durch das Zitat zum Monatsthema? Toll!
Ich finde der Text schafft es auf der Gefühlsebene das Thema Kommunikation zu thematisieren und wie der einzelne mir ihr gelassen wird.
Ich glaube, ein wenig und oft ein wenig mehr ist jeder so wie "sie" - jedenfalls in meiner Welt.
Außerdem (minus die Wortspiele) ein neuer Gerdaton?
Hat es mir angetan!
Liebe Grüße,
Lisa