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P. S. - Endversion

Verfasst: 01.04.2007, 19:57
von scarlett
Und dann war da noch dies Klopfen im Ohr
(Herz kann man ja heut nicht mehr schreiben)
drei Worte im Rhythmus verkleideter Noten

sie takten im Dunkel for my whole life
die Zeit der Unverbindlichkeiten

den Schlüssel verloren, verworfen das Stück –
von deinem Tanz der Eitelkeiten
blieb nur der Dreiklang der Worte zurück

darling als wäre das jetzt meine Strafe –
(und daß es die englischen waren
tut eigentlich fast nichts zur Sache)

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2. Version

Und dann war da noch dies Klopfen im Ohr
(Herz kann man ja heut nicht mehr schreiben)
drei Worte im Rhythmus verkleideter Noten

sie takten im Dunkel for my whole life
die Zeit der Unverbindlichkeiten

den Schlüssel verloren, verworfen das Stück –
vom Walzer deiner Eitelkeiten darling
blieb nur der Dreiklang der Worte zurück

als wäre das jetzt meine Strafe –
(und daß es die englischen waren
tut eigentlich fast nichts zur Sache)


Änderungen aufgrund Lisas Hinweise. Danke!

1. Version

Und dann war da noch dies Klopfen im Ohr
(Herz kann man ja heut nicht mehr schreiben)
drei Worte im Rhythmus verkleideter Noten

sie takten im Dunkel for my whole life
die Zeit der Unverbindlichkeiten

den Schlüssel verloren, unspielbar das Stück -
von deinem Tanz der Eitelkeiten
blieb nur das Klopfen dreier Worte zurück

darling als wäre das jetzt meine Strafe –
(und daß es die englischen waren
tut eigentlich fast nichts zur Sache)


scarlett, 2007

Verfasst: 02.04.2007, 10:01
von woitek
Hallo Scarlett,

jaja, dieses Klopfen im Ohr, dass man niemals vergisst...

Interessanter Text auf der metasprachlichen Ebene,
nur eins frage ich mich: Wieso soll man Substantive mit heit-keit-Endungen meiden?

Gruß
Woitek

Verfasst: 02.04.2007, 11:39
von Lisa
Liebe scarlett,

ja!! Ich habe immer geahnt, dass einmal so etwas von dir kommt (was auch immer so etwas heißt ;-)) und jetzt ist es da....und kommt ganz leicht, ungesteltzt und - fast hätte ich gesagt "atmungsaktiv" daher...gefällt mir sehr gut!

Ich wusste das schon nach den ersten beiden Zeilen, da war für mich der Text schon nicht mehr zu zerstören, die sind klasse, genau sowas mag ich...eigenwillig und zart der Ton, ein Ton der einfach zum "heute" meiner Wahrnehmung passt. Reflektiert und doch romantisch. Eine Metaebene, die vollständig integriert ist. Die Zweisprachigkeit (die so gut passt, weil dadurch zugleich wie in einem lapidaren Nebenstrang von lyr. Ich und Du erzählt wird, das fremde, bis hin zu fremden Kulturen, die besetzten Worte...) macht es dann nochmal besonders.


Strophe 3 empfinde ich als schwächer, klar, sie muss etwas klassischer sein, weil sie "inhaltlich füttert", den Leser orientiert, aber sowohl "unbespielbares Stück" als auch "Tanz der Eitelkeiten" empfinde ich sprachlich als zu gängig. Ich würde zumindest eins von beiden anders ausdrücken, aber besser beide....auch würde ich im dritten Vers das "Klopfen" nicht wiederholen...das schwächt es in vers 1, wo es mir so sehr gefällt. ich glaube, dass ist passiert, weil du dich in Strophe 3 zu sehr auf die Reime konzentriert hast.

Das Ende ist dann wieder toll. Du siehst, Strophe 3 würde ich ziemlich umkrempeln (wenn die Reime verloren gehen, fände ich das in diesem Fall nicht schlimm), aber die anderen genau lassen, wie sie sind.

Scarlett, der Stil gefällt mir sehr, bitte treib ihn noch weiter, mir würde das gefallen. Es ist ja ein Thema, über das du schon oft geschrieben hast, aber in dieser Form finde ich es bisher am attraktivsten.

Liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 02.04.2007, 12:50
von Max
Liebe Scarlett,

das gefällt mir!

Besonders stark finde ich das Spiel zwischen erzählender und Metaebene, die diese Erzählung schon für den Leser und für sich reflektiert. Sowohl Strophe 1 als auch Strope 4 finde ich vor allem deshalb besonders gut (wobei ich etwas Mühe habe der Metaebene in Strophe 4 zu folgen).
In Strophe 3 leiße sich meiner Meinung nach leicht auf "Eitelkeiten" verzichten (das deutet dann noch eine Metaebene an, aber eine so stark kommentierende, dass ich mich als Leser in eine bestimmte Lesart gedrängt fühle).

Hat mir sehr gut gefallen!!

Liebe Grüße
Max

Verfasst: 02.04.2007, 16:14
von scarlett
Liebe Lisa, lieber Max

ach, das ist ja fast wie Weihnachten und Ostern an einem Tag ;-) !

Ich erfreue mich jetzt erstmal nur am Positiven - gestattet?


:banana_1: :frosch: :banane3:



So, genug davon und pardon!!!

Natürlich hab ich schon Alternativen bereit (weiß auch nicht, zur Zeit flutscht einfach alles), aber ob sie so gut sind...

Zum ersten: "unspielbar das Stück"
da war mir von Anfang an etwas mulmig, allerdings wegen dieses Adjektivs... mit -bar ... erinnere mich immer an ein Unwort des Jahres (glaub ich)... "unkaputtbar".
Wie wäre denn:

"beendet das Stück" oder "verschlossen das Stück" ?

Zweiteres nimmt deutlicher Bezug auf den Schlüssel - tatsächlicher Schlüssel und Notenschlüssel - etwas bleibt einem verschlossen, keinen Zugang (mehr) finden/haben.

Allerdings hab ich noch ein drittes: "verworfen" das Stück... ??? - Unschlüssig!

Zum zweiten: "Tanz der Eitelkeiten"
Da habe ich mich entschlossen, den Tanz zu benennen - "Walzer" schwebt mir da vor (die Charakteristika des Walzers würden eigentlich passen, oder?)

"vom Walzer deiner Eitelkeiten"....

Zum dritten: "das Klopfen dreier Worte" - Wiederholung vermeiden, sehe ich ein, obwohl ich damit die Eindringlichkeit versprachlichen wollte, durch die Wiederaufnahme.
Ok, um bei den musikalischen Bildern zu bleiben, wie wäre:

" blieb nur der Dreiklang der Worte zurück" ???

Von den Eitelkeiten mag/kann ich mich nicht trennen. Dazu gehört ja auch diese "verenglischung", die ein Charakteristikum in diesem Text ist (außerdem gibt es tatsächlich Menschen, die finden das "hipp" überall und allzeit ihr - wohlgemerkt - amerikanisches Englisch vorzubringen ... *lol*. Außerdem korrespondiert es mit den Unverbindlichkeiten - "how nice... how beautiful... delightful...sweet..." and so on.... viel reden , nichts sagen...

Als einzige mögliche Alternative käme vielleicht und unter Umständen "Oberflächlichkeiten" in Frage.... das eine spontane Eingebung. (hat aber zu viele Silben.....)

so, das solls erstmal gewesen sein.

Ich danke euch vielmals für die Rückmeldung - hab mich sehr gefreut.

Liebe Grüße von eurer

scarlett,
die am Samstag Amerikaner zu Besuch hat :-)

Verfasst: 02.04.2007, 16:22
von scarlett
Hallo woitek,

jetzt hab ich doch beinah deine Rückmeldung, über die ich mich natürlich auch gefreut habe, überlesen!

Daß bestimmte Worte sich dermaßen einprägen und auch noch über Jahre den "Takt angeben", auch wenn sie schon lang in ihrer Substanzlosigkeit erkannt worden sind - tja, das ist schon ein Phänomen.

Daß Substantive mit -heit, -keit und -ung sich nicht so gut machen in einem Gedicht, wurde mir mal gesagt - nachlesen konnte ich das nirgends (oder ich habs verdrängt!). Sind halt meist Abstrakta - und es erscheint mir insofern nachvollziehbar, als zu wenig genau... Aber, ich setze mich des öfteren großzügig darüber hinweg, wie man sieht... ;-) - manchmal muß es einfach sein.

Hab Dank für dein feedback und noch einen schönen Tag!

Grüße,

scarlett

Verfasst: 02.04.2007, 18:44
von Gast
Liebe scarlett,

mir gefällt dein Text sehr, Max und Lisa haben schon herausgehoben, was diesen Text so besonders macht.

Dennoch habe ich eine Frage, und zwar zu den drei Worten, die ja wohl "Ich liebe dich" bzw."I love you" heißen ...
Wie können diese drei Worte "Unverbindlichkeiten takten", oder was habe ich nicht verstanden?

Liebe Grüße
Gerda

Verfasst: 02.04.2007, 20:57
von scarlett
Liebe Gerda,

ja die drei Worte takten die Zeit insofern, als die periodische Wiederkehr der Erinnerung an das Hohle dieser drei Worte erinnert - ein Inhalt der nicht standgehalten hat - der sich als nettes Wortspiel erwiesen hat, unverbindlich eben, klingt gut ... aber nicht mehr. Zumindest ist das die Erfahrung des lyrIchs.

Freut mich, daß die Zeilen bei dir ankommen - was hältst du von den Änderungsvorschlägen, die ich gemacht habe? Ich wäre dankbar für ein feedback...

Grüße,

von einer heut abend sehr traurigen

scarlett

Verfasst: 02.04.2007, 22:08
von Mucki
Wie können wir dich aufmuntern, liebe scarlett, hm?
Auch wenn es Nacht ist, schick ich dir einen kleinen Sonnenstrahl, direkt in dein Herz,-)
Saludos
Mucki

Verfasst: 02.04.2007, 22:13
von leonie
Liebe scarlett,

ein ungewohnter text von Dir. Aber auch mir gefällt er sehr, sehr gut.

Liebe Grüße und gute Wünsche gegen die Traurigkeit

leonie

Verfasst: 03.04.2007, 09:44
von scarlett
Liebe Mucki, liebe leonie

es tut gut zu wissen, daß die Nacht vielleicht auch aufgrund eurer Sonnenstrahlen und Gedanken leichter war...
Danke!

scarlett

Verfasst: 03.04.2007, 11:39
von scarlett
Hallo in die Runde,

ich habe eine zweite Variante eingestellt - was haltet ihr davon?

Danke!

scarlett

Verfasst: 03.04.2007, 12:09
von Niko
hallo scarlett!
da verstehe ich lisa, wenn sie schreibt: "ich wusste, das soetwas mal kommt!". dies her empfinde ich als eine art durchbruch in deinem schreiben. eine "leichte berührung", will heißen: es berührt, ohne gewicht. deine gedichte hab ich meist (immer kann ich das nicht) aufmerksam gelesen und du hast dich meinem empfinden nach immer mehr gesteigert. dies hier ist eine steigerung, mit der du dich - ich sag das mal so verwegen - selbst übertriffst.
ich empfinde die erste version als "natürlicher" ich lese nur noch diese. die andere version - ihr fehlt ein kleines fitzelchen von dem, was ich ansonsten nur in version 1 empfinde.
sehr gern gelesen ...

...mit liebem gruß: Niko

Verfasst: 03.04.2007, 12:23
von Gast
Liebe scarlett,

die Stelle, die mir nicht ganz schlüssig scheint, ist ja auch in Version 2 unverändert geblieben.

scarlett hat geschrieben:drei Worte im Rhythmus verkleideter Noten

sie takten im Dunkel for my whole life
die Zeit der Unverbindlichkeiten


Wie wäre es denn, wenn du hier andersherum setztest? Das Whole life passt für mich nicht zur Unverbindlichkeit, das sich ja auf jene drei Worte (zwischen den Zeilen vorher) beziehen soll. (Schrieb ich wohl im ersten Komm. nicht so klar).

drei Worte im Rhythmus verkleideter Noten
sie takten im Dunkel das Unverbindliche
dieser Zeit for my whole life


Dann hast du "Tanz" in "Walzer" geändert, das sagt mir nicht recht zu "Tanz" finde ich besser. Gerade auch weil du Englische Einschübe hast, die ich Klasse und passend finde, würde ich das allgemeinere "Tanz" bevorzugen. "Walzer der Eitelkeiten" unterstützt m. M. nach die Atmosphäre nicht.

Der "Dreiklang", den ich von der Idee her nett finde, klingt zu freundlich. Ein Dreiklang ist ein Wohllaut. Klingen denn im Lyrich nicht Ressentiments? Der Nachklang ist doch eher ein "Nachhall" mit fadem Beigeschmack, oder - wenn ich den Text richtig interpretiere.

Liebe Grüße
Gerda