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Wüstenkind

Verfasst: 23.03.2007, 14:41
von Last
Haus sitzt auf Sand,
fasst Sonnen
am Abendort,

gräbt ein Sich leicht
im Fundament

Verfasst: 23.03.2007, 14:59
von Mucki
Hallo Last,

meine erste Assoziaton war: Treibsand

Aber es passt nicht, weil da "Fundament" steht. :12:
verwirrte Mucki

Verfasst: 25.03.2007, 21:09
von Max
Lieber Last,

da Mucki ja schon das freihe Assoziieren zum Gedicht eröffnet hat: für mich ist das eine Abendstimmung (was natürlich leicht durch das Wort "Abend" im Text bedingt wird ;-)). Die Sonnen, die gefasst werden würde ich in dem Kontext als die Reflexion der Sonne in den Fenstern lesen, das sich eingraben im Fundament als ein symbolisches sich-zur-Ruhe-legen. Was bedeutet, dass ich unter Vernachlässigung der einen Hälfe des Textes (der Überschrift und der ersten Zeile) eine hlabwegs stimmige Interpretation der anderen Hälfte für mich hätte.
Befriedigend ist etwas anderes ;-).

Liebe grüße
max

Verfasst: 25.03.2007, 23:30
von Gast
Lieber Last,

ich glaube du beschreibst einen Tuareg, (Wüstenkind) der in der Abendsonne sein Zelt erichtet. Heute hier und morgen dort. Das Fundament für sein "Haus" ist ganz allgemein die Wüste, jeder Ort, den er wählt, hat das Fundament, auf dem er sein Zelt errichten kann. Tagsüber wird gewandert, deswegen "Abendort".

Vielleicht liest es sich auch anders, jedenfalls waren dies meine Gedanken.
Ich hoffe, dass sich mir vielleicht durch andere Kommentare eine zusätzliche Ebene erschließt, die ich weiter spinnen kann.

Liebe Abendgrüße
Gerda

Verfasst: 27.03.2007, 11:58
von Lisa
Liebe Gerda,

deine Lesart gefällt mir! Ich glaube, dass die letzten beiden Verse dann noch einmal existentieller bzw. doppeldeutiger werden, jedenfalls lese ich auch:

als wüstenkind gräbt es sich leicht im Fundament (neben dem Eingraben, des Zeltes und ~~ sich). Ich glaube Muckis Assoziation von Treibsand ist darum gar nicht so unpassend, ob nun primär intendiert oder nicht..

Die Wüste ist dann das karge, trockene, arme...ein Nomadenkind mit der Wüste angepassten Dingen und Lebensart scheint dort zwar auch zu versinken (wie wir hier in unserem Lebensraum zum B.), aber auf natürliche Weise und darum wieder auch nicht?

Man zieht einen Vergleich, der über den Text hinausgeht...man kommt bei sich an über das Wüstenkind (sind alle Kinder Wüstenkinder?)

So meine ersten Ideen...

Liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 09.04.2007, 11:09
von Traumreisende
gerdas interpretation hat mich auch fasziniert! denn ein gegensatz zu fundament und treibsand lag auf der hand, was für ein blick über den besagten tellerand!!!!

ich bin von beidem angetan, gedicht und kommentar gerda...
und kann durch diesen blick ein uneingeschränktes ja sagen.

lg silvi

Verfasst: 09.04.2007, 11:14
von Max
Liebe Silvi,

ich bin von dem gedicht auch noch fasziniert.

Nun wäre es sehr schön, wenn sich Herr Last dazu zu Wort melden würde. Da würde ich nicht so dumm bleiben :-).

Liebe Grüße
max

Verfasst: 09.04.2007, 11:16
von Traumreisende
max, es ist ostern :-)) er hat vielleicht die nase in der sonne oder sucht noch...

also warten... :-)
lg silvi

Verfasst: 09.04.2007, 12:18
von Last
Hallo zusammen,

dann bin ich wohl am Zug :smile:
Ich kann ja nicht zulassen, dass Max dumm bleibt :razz:

Ne, ich befürchte hier offener geblieben zu sein, als ich ursprünglich tendiert habe. Diese Gefahr besteht ja immer bei Kurzlyrik. Ob das nun auf den Leser beflügelnd wirkt oder einfach leer, bin ich aber nicht zu sagen im Stande. Prinzipiel habe ich wohl zu viele Textebenen in zu wenig Worte gepackt, dass sie immer nur partial gelesen werden können.

Auf der Bildebene liegt Gerda Lesart ziemlich passend. Auch der Treibsand-Fundament-Aspekt sollte berücksichtigt werden. Ich hatte auch noch an die Bibelstelle gedacht (Mt 7; 24-27), in der Jesus von einem Glaubenshaus spricht, dass auf Fels oder Sand gebaut werden kann.

Im Übertrag mag ich Lisas Gedanken anpassen an den Lebensraum und darin ein (kleiner) Untergang. Auf existentieller Ebene das zwitterwesen Mensch, welches sich genau so anpassen, wie abgrenzen möchte und genau so nach Neuem sucht, wie es beim Alten stehen bleibt. Am Fundament graben scheint uns häufig besonders klug zu sein, denn daran erkennen wir die Wüste. Wenn wir aber in einer Wüste leben und das ist der Rückschluss, so ist das Eingraben genau das Gegenteil von dem, was es so klug erscheinen ließ, nämlich nicht ein Fundament zu überprüfen, welches bereits da ist, sondern eines zu suchen, wo keines ist. Wer nach fester Wahrheit sucht, sucht nicht das Objektive, sondern verzweifelt am Subjektiven. Diesen Vorwurf unterliegen häufig Gläubige, sie sind aber die Natürlichen, die in der Wüste wohnen. Hier sollen die Vorwerfenden entlarvt werden (die "Ich brauche das nicht."-Menschen), wie sie das gleiche Spiel betreiben jedoch auf unnatürliche Weise.
Naja, meine Gedanken gehen hier noch weitere Kreise, den angesprochenen Blick über den Tellerand hatte ich erhofft, nicht das Herauslesen meiner Meinung.

LG
Last

Verfasst: 09.04.2007, 12:40
von Max
Lieber Last,

ach danke, die Verblödung hatte schon eingesetzt.

Nun werde ich nochmal etwas länger studieren, wie Du denn Deinen text verstanden haben möchtest!

Liebe Grüße und Danke
der schlaue Max

Verfasst: 09.04.2007, 15:43
von Mucki
Hallo Last,

hier hast du in meinen Augen mit den kurzen Zeilen zuviel vom Leser verlangt. Was du da alles ausdrücken wolltest, kann man m.E. unmöglich alles erlesen. Da hättest du etwas ausführlicher werden müssen.
Saludos
Mucki

Verfasst: 10.04.2007, 10:10
von Lisa
Lieber Last,

Wenn wir aber in einer Wüste leben und das ist der Rückschluss, so ist das Eingraben genau das Gegenteil von dem, was es so klug erscheinen ließ, nämlich nicht ein Fundament zu überprüfen, welches bereits da ist, sondern eines zu suchen, wo keines ist. Wer nach fester Wahrheit sucht, sucht nicht das Objektive, sondern verzweifelt am Subjektiven.


Super spannend, finde ich ganz stark als Thema! Steckt für mich im Text drin, auch wenn die Verzweiflung natürlich nur als Gegenstück außerhalb des Textes zu finden ist - hier ist das "Scheitern" ja keine Verzweiflung. (edit: Ich bin mir am Ende meines Kommentars nicht mehr sicher, ob das stimmt, siehe sternchen)



Diesen Vorwurf unterliegen häufig Gläubige, sie sind aber die Natürlichen, die in der Wüste wohnen.


Erstens bin ich nicht sicher, ob ich dieser These zustimmen möchte. Warumsind die Gläubigen die Natürlichen? Das ist mir religionsgeschichtlich und anthropologisch (Glauben und Nichtglauben(Vernünbftige?) als Extreme an unterschiedlichen Polen der Natürlichkeit) zu simpel gedacht. Auch denke ich, dass - nehmen wir meine Meinung mal weg und lassen nur den Horizont deines Textes wirken - dass das nicht passen kann, weil Gläubige und Ungläubige beide nach Subjektiven oder Objektiven streben - und so gleich auf sind, oder nicht? Ein natürlicher in diesem Horizont wäre einer, der die Teilung in subjektiv und objektiv nicht kennt?

ich glaube zudem, dass dieses Motiv in deinem Text nicht genug ausgearbeitet ist - warum sind die Wüstenkinder die Gläubigen? Das Motiv wird nicht ausgearbeitet.

Hier sollen die Vorwerfenden entlarvt werden (die "Ich brauche das nicht."-Menschen), wie sie das gleiche Spiel betreiben jedoch auf unnatürliche Weise.


Das verstehe ich nicht. ***Sind die letzten beiden Verse eine Tatbeschreibung der Vorwerfenden?*** Oder worauf nehmen sie Bezug?

Ich glaube, wenn du so konkrete Vorstellungen hattest, solltest du den Text ausbauen. Ich glaube nicht, dass das noch mit mangelnder Textbeschäftigung zu tun hat, dass ich/man diesen Text nicht so nicht erschließen kann.

Oder siehst du deine Intention nur als Bewegung zum Text hin und es reicht dir, wie der Text dann auf den Leser wirkt, was er für "Rest"stücke deiner Intention er dann variierend dem Leser zeigt?

Liebe Grüße,
Lisa