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kälteeinbruch

Verfasst: 22.03.2007, 18:24
von Niko

kälteeinbruch

ich hülle mich
wieder in meinen mantel
behüte mich
ziehe die handschuhe an
bevor ich die tür
hinter mir schließe

… es friert wieder

Verfasst: 22.03.2007, 21:09
von leonie
Lieber Niko,

ja, so ist es hier auch. Schneematschig, Handschuhe brauchte ich aber nicht. Ich finde, dieses Gedicht liest sich sehr 1:1.
Man kann es natürlich auch in einem übertragenen Sinne lesen, aber hier gibst Du anders als sonst nicht selbst einen Impuls dazu im Text.

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 22.03.2007, 21:21
von scarlett
Lieber Niko,

was mir an diesen scheinbar "belanglosen" zeilen so gut gefällt, ist ihre doppeldeutigkeit...
Ich lese es nämlich keinesfalls 1:1 - das ist m M nach gerade der "trick".
Das schließen der tür besagt ja noch nichts über die richtung, in die das lyrich geht...
und das behüten ist daneben auch so ein dreh- und angelpunkt...

Sowas mag ich, gern gelesen!

Auf frühlingshaftere zeiten in jeder hinsicht hofft auch

scarlett ;-)

Verfasst: 22.03.2007, 21:44
von Max
Lieber Niko,

es ist richtig, dass nicht explizit im Gedicht steht, in welcher Richtung das lyr. Ich die Tür durchschreitet, bei der Vorbereitung würde es mich aber arg wundern, wenn es von draußen käme (denn woher kommen dann Mantel und Hut? oder sollte das lyr. Ich eine der wenigen Personen sein, die den Kleiderständer vor der Tür haben - man weiß es nicht). Wenn es also den Weg nach draußen beschreibt, dann finde ich es auch zu sehr 1:1.
Nun bin ich auf Deinen KOmm. gespannt!

Liebe Grüße
max

Verfasst: 22.03.2007, 22:14
von Niko
hallo allerseits!

was heißt schon 1:1 ;-)
man kann es sogar 2X 1:1 lesen. ich wollte es ursprünglich in liebeslyrik posten. aber dann wäre es nur darauf fixiert und das wollte ich nicht.
impulse kriegt der, der sie sehen möchte. "behütet" ist schon ein guter impuls, finde ich, in die doppelte lesart.
die frage ist: muss ein gedicht verraten, wohin es gelesen werden will??? und: muss es sich in irgendeiner form auf eine richtung festlegen?

lieben gruß: Niko

Verfasst: 22.03.2007, 22:40
von Louisa
Hallo Niko!

An ein Liebesgedicht hätte ich bei der Lektüre dieses Textes niemals gedacht. Da hilft auch das "behütet" nicht viel.

Gut, es kann sein, dass es drinnen behütet ist und das Ich sich draußen selbst wärmen muss oder das Ich ist im Hause und vor der Tür allein.... Ich weiß es nicht!

Es wirkt für mich wie eine Mischung zwischem banalen Alltags- und Wetterbericht. Wenn da eine "zweite Ebene" ist, kann ich keinen Fuß auf sie setzen.

Da fehlen mir ungewöhnliche Umschreibungen, Formulierungen und eine gewisse Symbolik. Oder sie muss viel deutlicher sein.

Vielleicht fällt Dir noch etwas ein!

(Das hier ist ganz anders als Deine weiteren Gedichte, Niko...)

Liebe Grüße!
l.

Verfasst: 23.03.2007, 09:56
von MarleneGeselle
Hallo Niko,

für mich liest sich dein Gedicht in der zweiten Bedeutung wie eine Trennung nach einem plötzlichen Abkühlen einer Beziehung. Dein LI wappnet sich in meinen Augen schon jetzt gegen künftigen Trennungsschmerz, während LI noch dabei ist, die Türe zu schließen, sprich, die Beziehung zu beenden.

Über die erste Bedeutung muss nicht viel geschrieben werden. Es ist plötzlich kalt geworden, der Mensch muss sich anpassen, wenn er nicht frieren will.

Liebe Grüße
Marlene

Verfasst: 23.03.2007, 14:56
von Mucki
Hey Niko,

auch wenn du bereits Hinweise gegeben hast (dass du es nicht in Liebeslyrik posten wolltest und das "behütet"), kann ich es, egal wie sehr ich versuche, die Zeilen in diesem Sinne zu lesen, immer nur 1:1 lesen, auch die Interpretation von Marlene kann ich nicht nachvollziehen. Das steht da nicht zwischen den Zeilen oder wie auch immer, jedenfalls nicht für mich.
Saludos
Mucki :schaf:

Verfasst: 23.03.2007, 15:42
von Hakuin
niko,

liebeslyrik hier einzustellen, geht mal auf, mal nicht.
eher wohl nicht.

unter LLy

hätte ich sofort die beiden vor augen gehabt.
so war es für mich eher ein
wetterphänomen...

beide ebenen kommen rüber.

salve
hakuin

Verfasst: 07.04.2007, 15:10
von Traumreisende
nicht ein gedanke an das wetter hat dein text bei mir ausgelöst, eher den schutz oder das einigeln in sich selbst, da bekannte muster auftauchen die das LI als schmerz und kälte kennt, vielleicht auch etwas flucht, die tür schließen nachdem man sich eingehüllt hat, damit es nicht so schlimm wird, so in etwa...

kein wort zu viel und ein bild das auch mich frösteln lässt in der sonne..

lg silvi

Verfasst: 08.04.2007, 11:11
von Ramona_L
kälteeinbruch

ich hülle mich
wieder in meinen mantel
behüte mich
ziehe die handschuhe an
bevor ich die tür
hinter mir schließe

… es friert wieder


... lieber Niko, es fasziniert mich,

jedes mal lese ich "bevor ich eintrete"

... nun, es ist manchmal nicht leicht
im Kühlhaus auf der Stelle zu treten, aber hin und
an wird einem warm dabei ...

Sorry, etwas sprunghaft heute ;o)

herzlich, in Eure Ostertage,
Ramona

Verfasst: 08.04.2007, 12:44
von Niko
hallo!
erstmal.......frohe ostern und so....
also:
ich find es spannend, wie unterschiedlich ein gedicht aufgefasst werden kann. hier ja schon nahezu gegensätzlich. mir gefällt es auch irgendwie, das ein gedicht zwei völlig verschiedene "bereiche" anscheinend schlüssig bedienen kann.
Da fehlen mir ungewöhnliche Umschreibungen, Formulierungen und eine gewisse Symbolik. Oder sie muss viel deutlicher sein.

Vielleicht fällt Dir noch etwas ein!

ich merke doch aber, dass es auch ohne das geht, louisa. die ebene funktioniert. nicht bei allen, aber es klappt. und ehrlich gesagt: das genügt mir. ich glaube nicht, dass ich dqas gedicht noch ändern werde.

(Das hier ist ganz anders als Deine weiteren Gedichte, Niko...)
da bin ich mir nicht ganz sicher. denn ich versuche oft, verschiedene lesarten zuzulassen. es gelingt mir nicht immer so in dieser ausschließlichkeit (schwarz oder weiß, oder schwarz und weiß). das ist vielleicht das außergewöhnlichere daran. verbunden mit einem völlig emotionslosen stil.
Es ist plötzlich kalt geworden, der Mensch muss sich anpassen, wenn er nicht frieren will.
das, marlene, ist aber im grunde schon eine beschreibung beider ebenen... danke
Das steht da nicht zwischen den Zeilen oder wie auch immer, jedenfalls nicht für mich.

das finde ich spannend, dass sich bei manchen - so auch bei dir, mucki - die zweite ebene nicht erschließt. ich grüble darüber, wie das sein kann. und komm doch nicht dahinter. denn (für mich) sind beide ebenen sowas von offensichtlich. aber als autor hat man da bestimmt ein ganz anderes empfinden. muss wohl.......
beide ebenen kommen rüber.
hier also wieder die andere fraktion. *g danke, hakuin. tja.....so hilfreich die rubriken auch sind, manchmal sind sie verräterisch...

nicht ein gedanke an das wetter hat dein text bei mir ausgelöst, eher den schutz oder das einigeln in sich selbst, da bekannte muster auftauchen die das LI als schmerz und kälte kennt, vielleicht auch etwas flucht, die tür schließen nachdem man sich eingehüllt hat, damit es nicht so schlimm wird, so in etwa...

kein wort zu viel und ein bild das auch mich frösteln lässt in der sonne..
eventuell erhöhte heizkosten übernehme ich gern, silvi *g.ne.mal im ernst: es freut mich, dass diese ebene mal in aller konsequenz ankommt. dank dir dafür!
jedes mal lese ich "bevor ich eintrete"
ja, ramona..... manchmal muss man sich auch warm anziehen, wenn man "nach hause" kommt. es steht ja auch nirgendwo, ob man sich draußen warm anzieht, bevor man reingeht, oder ob man die türe von außen hinter sich zuzieht. ;-)
ich danke euch allen herzlichst und wünsche euch noch eine entspannte osterzeit!
lieben gruß: Niko

Verfasst: 08.04.2007, 17:23
von Traumreisende
hallo nico

mal im ernst: es freut mich, dass diese ebene mal in aller konsequenz ankommt. dank dir dafür!



danke dir, denn es bestätigt mein gefühl zu deinen zeilen.

lg silvi

Verfasst: 08.04.2007, 23:08
von Mucki
Hallo Niko,

Mucki schrieb: Das steht da nicht zwischen den Zeilen oder wie auch immer, jedenfalls nicht für mich.

Niko: das finde ich spannend, dass sich bei manchen - so auch bei dir, mucki - die zweite ebene nicht erschließt. ich grüble darüber, wie das sein kann. und komm doch nicht dahinter. denn (für mich) sind beide ebenen sowas von offensichtlich. aber als autor hat man da bestimmt ein ganz anderes empfinden. muss wohl.......


Manche Dinge dauern bei mir eeeeeeeeeeeetwas länger,-) Aber, seltsam, seltsam, jetzt lese ich dein Gedicht sogar mehr auf der Beziehungsebene als auf der Wetterebene *ggg*
Dumdidum ...
Saludos
Mucki