Liebe smile,
deine Lesart hat was, ich glaube, ich komme zu einem ähnlichen Autoritätengefälle nur über einen anderen Weg. Ich komme aber auch nicht zu einer klaren Überzeugung...meine Andeutungen:
(Zum Walfang: Es könnte absichtlich doppeldeutig sein? Walfang als
einen wal fangen und Wal
fang als Walmaul, aber das wäre biologiefachterministisch schon etwas gewagt unorthodox? Ich bin da auch etwas unsicher, meist aber denkt sich Last immer etwas dabei.
Klar ist für mich, dass das Du groß ist, mächtig, dass es einen Sog auf das Ich ausübt, der für das Ich unangenehm ist (es fühlt sich unfrei). Ob es sich dabei um ein konkretes Du handelt (Vater/Sohnz.B. oder auch nur Ideal und Haschen danach) oder um den anderen an sich, bleibt offen.
Unklar ist für mich noch, ob der Text in Bezug auf dieses Verhältnis eine deutliche Aussage treffen will oder ob er polyphon ist, das heißt zugleich mehrere Perspektiven zeigen will, zum Beispiel die von Du
und Ich. Hier bin ich leider nicht endgültig sicher....ich versuch mich mal...
Zum Themenkreis fallen mir zum einen die Bibel ein, in der ja (nie Original gelesen, nähere Zusammenhänge mir völlig unbekannt) so weit ich weiß, Jonas von einem Wal verschlungen wurde, im Wal
magen einen Psalm betet und später unversehrt an Land gespuckt wird. Das passt ja schon ein wenig (der Magen, das gerettet werden, hier nur mit atheistischem Ausgang**, der Tod als befreiung, nicht der Psalm/Glaube
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), scheint mir aber neu gewendet, wenn darauf Bezug genommen wird oder gemischt mit meiner anderen Assoziation, die da wäre "Moby Dick". Was wieder auch den Titel erklären würde, nämlich das doch der konkrete Walfang (einen Wal fangen) gemeint ist. Und dass der Sog, die eigene Lust an der Jagd ist. (Darum auch der Untertitel im Vorüberziehn...denn das Vorüberziehn von etwas (Frauen, Männern, Chancen, gelegenheiten, Momenten, Idealen...usw.) übt ja eine große Anziehungskraft aus, zum Greifen nah, so nah, das man zugreifen will, , aber man kann nicht zugreifen, dann wird die Lust darauf umso größer...wäre das lyr. Ich dabei der kleinste Fisch, könnte es diesem Sog nicht standhalten, es würde in den Wal gesaugt und würde ohne Aufhebens, völlig unauffällig im Magen sterben und damit wäre es zu gleich auch aller Lust und Sehnsucht beraubt. Ganz einfach (Tod aber erlöst/Ruhe)...wenn etwas sehr Kleines etwas so Großes begehrt, stirbt es darüber einfach, es hat keine Wahl (Wal
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).
Der Mensch aber ist anders gemacht. Er hat Mittel und Wege gefunden, sich so nah an seine Wünsche zu begeben, dass sie zum Greifen nah sind, aber er nicht daran stirbt. Ein ewiges Kämpfen, es zu erreichen, aber es klappt nicht (mit der Nase an der Schaufensterscheibe kleben, ..jemanden schlafen sehen, den man liebt, ihn berühren zu können, aber nicht wirklich berühren zu können...etc. PP..)...die Menschen benehmen sich so wie dieser Trick, um einen Esel zum Laufen zu kriegen...mit einer Angel hängen sie sich selbst eine Möhre vor das Maul..). Sie bauen sich Boote um auf das Meer der Wünsche hinauszufahren und haben sie einen Wunsch, begeben sie sich so nah an den Wunsch heran, dass sie eigentlich sterben müssten vor Leidenschaft danach, aber sie haben es geschafft, dass dies nicht passiert...dass es immer weitergeht.
(Sehr schön auch in diesem Kontext, wenn man den Wal bekäme, dass er dann tot wäre)
Ich übertreibe vielleicht, aber das ist wohl auch das, was vielleicht Kant zu dem Begriff des Erhabenen geführt hat, eine Empfindung, die nur der Mensch fühlen kann, weil er sich so positionieren kann, in einer solchen Ferne und Sicherheit und doch so nah (Lupe/Aussichtstürme), so unglaublich nah, dass es ein Leben lang weh tut...Kant führte als ein Beispiel ja die Beobachtung eines stürmischen Meeres an, wie man aus der Ferne Boote kentern sieht und es einen graust, man aber doch gebannt ist, es doch genießen kann (so lange man guckt, genießt man), weil man sich selbst in Sicherheit weiß...(die Unendlichkeit als undenkbares zu spüren und dadurch wiederum sich positionieren zu können...
Ja, so könnte ich den Text deuten..mit Bezug auf Jonas und Ahab ginge das so auf und mir beginnt es so außerordnetlich gut zu gefallen
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Folgendes weitgehend vernachlässigbar:
Irritierend weiterhin für mich, dass die meisten Wale keinen Fisch fressen...irgendwie ist das so ein Kinderwissen, das immer im Kopf ist: "Wer sagt, dass ein Wal Fisch isst, der ist dumm", obwohl es natürlich Walarten gibt, die das tun...trotzdem...(ein bisschen so wie, wenn jemand sagt, ein Delphin sei ein Fisch), darum ist das ganze Bild etwas ungewöhnlich für mich, natürlich aber insgesamt korrekt.Die Magie des Vorüberziehns...** dazu passt auf dem Pfad der Überinterpretation auch, wie mir gerade noch einfällt (ich hätte die Drogen weglassen sollen), dass der Fisch ja auch ein christliches Symbol ist...der Wal also doch hier Gott
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)
Ok, ich bin ein bisschen abgedreht, hat aber Spaß gemacht
Liebe Grüße,
Lisa
