Irischer Sommer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 12.03.2007, 13:01

Irischer Sommer

Auf der Brücke
nahm ich Abschied
von deinem Grün
zupfte einen Grashalm
aus dem Abendrot
deiner Haare
das wie ein Ball
auf den Wellen
des Shannon tanzte

Max

Beitragvon Max » 12.03.2007, 20:43

Lieber Perry,

das finde ich an sich erstmal schön. Ich will Dir allerdings auch nicht verschweigen, dass ich mir bei der Brücke in Zeile 1 noch eine kleine Spezifikation vorstellen könnte (was für eine Brücke darf ich mir vorstellen, eine Holzbrücke, eine alte Steinbrücke?) und dass das Bild, das Du gewählt hast mich mehrfach überlegen ließ, ob ich einen grünen Sonnenuntergang in Irland mag- Mein Entschluss war: Ja ich mag ihn, aber dann würde ich das Bild stärker, expliziter machen, ohne dabei noch das Abendgrün (rot) mit Haaren als Ball (das sind halt noch zwei Bilder) tanzen zu lassen.

Ein schönes Irlandgedicht

Liebe Grüße
max

Perry

Beitragvon Perry » 13.03.2007, 11:00

Hallo Max,
danke erst einmal für dein anhaltendes Interesse an meinen Gedichten.
Die Brücke und das Grün sind hier weniger als reales Bild gemeint, sondern als Metaphern für Brücke schlagen und Hoffnung. Die eigentliche Abschiedsstimmung soll das Bild der auf dem Shannon tanzenden Abendsonne personifiziert als geliebtes Du transportieren.
Ich nehme deine Einschätzung gerne als Anregung den ersten Teil etwas mehr auszuführen und vielleicht zwei Verse daraus zu machen.
LG
Manfred

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annette
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Beitragvon annette » 13.03.2007, 11:15

Ja, ich finde das auch ein sehr schönes Irlandgedicht.

Die Brücke könnte für mich ebenfalls spezieller sein. Aber die Farben sind meiner Meinung nach sehr gut gewählt und den Dingen treffend zugeordnet. Da ist Grün: das Grün, das für Irland steht, und das Grün des Grashalms; und da ist Rot: das Rot der Abendsonne und die roten Haare einer Irin (klingt ein ganz kleines bisschen nach Klischee, gefällt mir aber).

@Max: Das Abendrot ist für mich nicht grün, und der grüne Grashalb dient ja sogar als Kontrastfarbe im roten Haar. Was auf den Wellen tanzt, ist die Spiegelung der roten Sonne oder auch der roten Haare. Aber für mich vermischen sich die Farben nicht zu einem Abendgrün.

Schöne Abschiedsstimmung.
Gruß, annette

Max

Beitragvon Max » 13.03.2007, 11:17

Liebe Annette,

hm, bei mir war der gezupfte Grashalm gerade ein Hinweis darauf, dass ein grünes Abendrot sein sollte (nein, das ist wohl die typische Rot-Grün-blindheit *g*), was mir eigentlich sehr gut gefallen hat, nur hätte ich es mir dann aber stärker herausgearbeitet gewünscht. Wenn dies gar nicht gemeint ist, wird mein Kommentar natürlich obsolet :-).

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.03.2007, 11:39

Hallo Manfred,

ich finde deinen Irischen Sommer rundum gelungen und würde keine Silbe daran ändern,-)
Saludos
Mucki

Perry

Beitragvon Perry » 13.03.2007, 12:44

Hallo Annette,
danke für deinen wohlwollenden aber auch kritischen Blick auf meine Zeilen. Natürlich sind grünes Moos und rote Haare sehr klischeehafte Begriffe für Irland, deshalb habe ich ja versucht sie in eine metaphysische Ebene einzubinden. Scheint ja zumindest nicht ganz misslungen zu sein (lächel). Ich stelle mir mal die Frage umgekehrt: Würde der Text ohne die Worte "irischer, Grün, Abendrot deiner Haare und Shannon" auch noch funktionieren? Im Prinzip vielleicht schon, aber es schwingen die eigenen Gedanken, die wir mit diesen Reizwörtern verbinden, nicht mehr mit.
LG
Manfred

Hallo Max,
Annette hat meine Intention sehr treffend erklärt, deshalb ist dein Kommentar aber sicher nicht obsolet.
LG
Manfred

Hallo Gabriella,
danke fürs Mitträumen und deine Zustimmung.
LG
Manfred

Trixie

Beitragvon Trixie » 13.03.2007, 12:59

Hallo Manfred!

Hmm, ich dachte, ich hätte schon etwas zu dem Gedicht geschrieben! Ich habe es mir inzwischen einige Mal durchgelesen und wüsste auch nichts daran zu ändern. Klar, ließe sich hier und da noch was ausbauen und verändern, aber ich finde, es wäre dann ein anderes Gedicht. Für das, was du vermitteln möchtest, finde ich es genau so passend und treffen! Hat mir sehr gefallen!

Liebe Grüßchen
Trixie

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Beitragvon annette » 13.03.2007, 18:37

Perry hat geschrieben:Ich stelle mir mal die Frage umgekehrt: Würde der Text ohne die Worte "irischer, Grün, Abendrot deiner Haare und Shannon" auch noch funktionieren?

Es wäre dann ein anderer Text - und zumindest ich fänd ihn dann nicht mehr so schön. Ich finde gerade die Überlagerung von (vielleicht etwas Klischee-)Bild und Abschiedsszenario sehr gelungen!
Ich glaube, ich würde gar nichts mehr daran ändern wollen. Auch die schlichte Brücke gefällt mir mittlerweile.

Gruß, annette

Perry

Beitragvon Perry » 13.03.2007, 19:11

Hallo Trixie,
danke für dein Interesse und die Bestätigung.
LG
Manfred

Hallo Annette,
mit dieser nun fast mehrheitlichen Zustimmung lasse ich den Text jetzt so wie er ist.
LG
Manfred

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 13.03.2007, 20:44

Hallo Perry,

ich bin ja ein großer Irland-Fan. Schon lange trage ich mich mit dem Gedanken, auch mal was über die grüne Insel zu schreiben. (Habe ich sogar schon: Leia und Donegal.)

Schön an Deinem Gedicht ist, wie Du doppeldeutig sowohl über den Abschied von einer Person als auch den Abschied von der Insel selbst schreibst. Beide Lesarten erscheinen möglich.

Eine Gefahr besteht jedoch darin, dass Du zu sehr in Klischees verharrst. Rote Haare, Grün und Shannon sind ja recht gängige Irland-Accessoires.

Als alter Sentimentalist und Irland-Liebhaber stört mich das aber kaum. (Obwohl die meisten Iren eher dunkle Haare haben.)

Grüße

Paul

P.S.: Ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen. Sorry.

Perry

Beitragvon Perry » 14.03.2007, 10:00

Hallo Paul,
danke für deinen offenen Komm. Wenn das Herz bei einem Text mitschreibt, besteht natürlich immer die Gefahr eines Klischees. Auch bekannte Länder/Landschaften/Orte definieren sich gern über Schlagworte. Mir war das bei diesem Text schon klar und ich habe viel rumprobiert bis er in der jetzigen Form zustande kam.
Vielleicht ist es ein wenig so, dass manche Themen eben etwas mehr Wortgefühl brauchen und vertragen.
LG
Manfred

Nihil

Beitragvon Nihil » 18.03.2007, 12:38

Lieber Perry,

dass das Haar der Geliebten (Irland) die Wellen des Shannon sein sollen, auf dem die Abendsonne des Abschiednehmens wie ein Ball tanzt und das lyrische Ich zudem noch einen Grashalm aus dem Abendrot in den Wellen pflückt (auf einer Brücke wohlgemerkt) das ist ein Bild, welches sich mir nicht ohne weiteres erschlossen hat - es wirkt auf mich ein wenig schief und konstruiert, dennoch ist es ein schönes Gedicht .. es ist wohl ein Pflücken mit den Augen gemeint, ein optisches Pflücken eines letzten Landschaftseindrucks ..


LG

Nihil

Perry

Beitragvon Perry » 18.03.2007, 18:35

Hallo Nihil,
danke für dein Interesse an diesem kleinen Erinnungstext und die positive Einschätzung. Nicht die Wellen sind die Haare, sondern ihr rotes Haar tanzt wie ein (Sonnen)Ball auf den Wellen.
LG
Manfred


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