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Schreibart
Verfasst: 08.03.2007, 22:54
von Klara
Gehärtete Zeit
dichte Worte auf Bierdeckeln
oder knitternd
auf Stanniolpapier:
Wer hält den Mond auf?
In Heimat verwickelt, verstoßen
nur draußen schmeckt Trauer
nach Luft und Papierkügelchen
setzen Schriftzeichen
rechtsbündig
Ein voller Biss –
Und nur darüber werde ich schreiben!
Nur des Rettenden am roten Apfel
gedenken und nur
bis der Saft aus den Mundwinkeln läuft
Dicke Verse auf Zeitungspapier–
ränder, nass–
gerissen
getränkt wie die englischen Fritten
mit salzigem Essig-in–Öl
das Blei abgestoßen
die Zeitung geheutet
Getextet auf quellendem Müll
Verfasst: 08.03.2007, 23:10
von Niko
hallo klara!
"geheutet" hast du mit absicht so geschrieben, vermute ich mal. ich schwanke da zwischen "pfiffig" und "oops - verschrieben"
.gif)
ein spannender text. der "matsch" ist mir zu derbe. weiß nicht warum. ist halt geschmacksache.
ich weiß es nicht genau, aber müßte es nicht "Staniol" heißen? die "ein voller biss" strophe würd mir am ende gefallen.du schreibst von worten, die geschrieben sind. auf bierdeckeln, in heimat verwickeltes (find ich ganz stark), verse auf zeitungspapier und von der heutenden zeitung. dazwischen (voller biss) aktives schreiben. es gefällt mir auf der einen seite da so mitten drin. auf der anderen seite aber ist es vom ablauf her sinnvoller, es ans ende zu setzen. aber was ist schon sinnvoll.....ich bin da unsicher und gespannt, was andere dazu meinen.
vielleicht ist da noch das ein oder andere zu verändern. ich weiß es nicht. so ganz blicke ich auch im detail nicht durch die letzten winkel des textes. aber dennoch: mir gefällt das wirklich sehr, klara.
lieben gruß: Niko
Verfasst: 08.03.2007, 23:44
von Klara
Hallo Niko,
dank dir für dein Feedback,
bin selbst noch unsicher.
Ich glaube, der Matsch ist zu doll, du hast Recht. Ich ändere das. Erstmal das.
lg
klara
Verfasst: 08.03.2007, 23:51
von Pjotr
Hallo Klara,
mein erster Eindruck: sehr kraftvoll und irgendwie interessant-bizarr. Es macht mich neugierig, obwohl es, oder gerade weil es, nicht um Schönheiten geht.
Gut' Nacht
Pjotr
Verfasst: 09.03.2007, 13:35
von Klara
Danke, Pjotr .-)
dein obwohl-weil-Schönheit verstehe ich nicht.
Wie kommst du überhaupt auf diesen Begriff? Wegen "Müll"?
Tja, die Schönheit einer Müllhalde...
aus Scheiße Gold...
oder aus Gold nen hohlen Zahn -
lg
klara
Verfasst: 09.03.2007, 17:01
von Pjotr
Hallo Klara,
als Unschönheiten -- inhaltlich, nicht lyrisch gemeint -- empfinde ich zum Beispiel diese Elemente:
Bierdeckeln ... Trauer ... englische Fritten ... salziges Essig-in–Öl ... quellender Müll ...
Zum "Obwohl-Weil":
Auch bei mir, obwohl ich überhaupt nicht katastrophengeil bin, gibt es Momente, in denen die Neugier stärker ist als der Ekel: ich will dann wegschauen, und schaue trotzdem hin. Das ist aber nur eine Randbemerkung von mir und hat inhaltlich nichts direkt mit Deinem Gedicht zu tun.
Ein konkretes Gesamtbild ist mir in Deinem Gedicht noch nicht aufgegangen, ich weiß auch nicht, ob etwas konkretes überhaupt beabsichtigt ist, aber auf der sinnlichen Ebene der beschriebenen "Dinge an sich" empfinde ich Empathie -- und Neugier nach Hintergründen und Zusammenhänge. Es wirkt auf mich einfach anziehend geheimnisvoll.
Cheers
Pjotr
Edit: Naja, der Titel lautet Schreibart. Vielleicht wird hier eine bestimmte Art zu schreiben lyrisch kritisiert. Die Art und Weise; vermutlich nicht englisch "art", die Kunst?
Edit 2: Nein, nicht kritisiert, sondern beschrieben. Das ist eine Zusammenfassung der Arbeiten der letzten Wochen im Blauen Salon! Und so "unschön" erscheinen mir manche Elemente gar nicht mehr. Was ich gestern über "Unschönheiten" schrieb, nehme ich komplett zurück, ich lag ja sowas von daneben. Lange Leitung!