Im Focus des Betrachters

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 04.03.2007, 19:55

Im Focus des Betrachters


Du bist die Seidige
im Schwarm der
Schwarzreiher

Wenn du als weiße Gazelle
durch die Steppe ziehst
verneigen sich die Giraffen

Das Rot deiner Augen
findet meinen Sucher
und es macht Klick


1. Fassung:

Im Focus des Betrachters


Du bist die Weiße
in einer Herde Schwarzer
Gazelle unter Wasserbüffeln

Wenn du
durch die Steppe ziehst
verneigen sich die Giraffen

Das Rot deiner Augen
findet meinen Sucher
und es macht Klick
Zuletzt geändert von Perry am 12.03.2007, 15:09, insgesamt 1-mal geändert.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 04.03.2007, 22:37

Hallo Perry,

Dein Gedicht spricht mich an. Es erweckt in mir die Vorstellung (logisch, wenn die giraffen sich verneigen) von einer Königin.

Spannend die 3. Str. eine Art Umkehr, nicht der Sucher findet.

Gern gelesen und nachgedacht.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Nihil

Beitragvon Nihil » 04.03.2007, 22:50

Hallo Perry,

deine Gedichte sind immer besonders im Sinne von wahr und unverfälscht, was dasselbe ist wie schön, so sich das Ideelle in ihnen findet - straight from the genius, sozusagen .. ;-)

Besonders gefällt mir das fotographische Moment der roten Augen (die platonische Idee der Liebe ..?) - soll das - oh wie unbeholfen von mir - das Moment der erwünschten Dauer ausdrücken? Das Wollen, die ewige Idee zu schauen und nicht bloß die flüchtige Erscheinung?

Wenn ich gänzlich daneben liege, dann kann ich dieses Aburteil für den Moment an meinen Alk-Konsum delegieren - in diesem speziellen Fall trifft mich nicht die Schuld! ;-)

LG

Nihil


P.S.: Eine platonistische Interpretation eines falschen und obendrein trunkenen Franzosen - diese meine Zeilen kamen nicht "straight from the genius"! :mrgreen:

Perry

Beitragvon Perry » 05.03.2007, 16:02

Hallo Elsa,
freut mich, dass dir meine afrikanisch gefärbte Liebeserklärung gefallen hat. Ja, hinter dem Bildmotiv eines fotografierenden Safaritouristen verlieben sich sowohl Motiv wie Fotograf ineinander und es macht Klick!
Danke für deinen treffsicheren Kommentar und LG
Manfred

Hallo Nihil,
keine Sorge, du hast die Metapher mit den roten Augen gut getroffen.
Die Liebeserklärung an die "albinoroten" Augen der Gazelle ist auf das Land gerichtet sehr wohl platonisch lesbar und auf die weiße Gazelle bezogen auch erotisch thematisierbar.
Danke für deine Einschätzung meines Schreibens, sie wärmt die Seele auch ganz ohne Alkohol (lächel).
LG
Manfred

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 12.03.2007, 10:43

Lieber Perry,

die verneigenden Giraffen sind besonders schön, ein bisschen maßlos natürlich wieder, aber ein herrliches Bild, vor allem, weil sie sich ja gerade so schwer tun. Den farblichen Kontrast von wasserbüffeln und weißer Gazelle (gibt es weiße Gazellen?* oder soll ich das als einziges Bild nur übertragen =Mensch lesen?) habe ich aber sehr gern gelesen und empfinde ihn als reizvoll.

ich würde mir ausnahmsweise ein Komma hinter Vers 2 wünschen, weil ich sonst geneigt bin, falsch weiterzulesen und zu denken, Gazelle wäre grammatisch falsch (ich will das n addieren).


In Strophe 2 würde ich noch das "Wenn du" mit in die folgende Zeile holen, ich sehe keien Motivation für den bruch außer dass dann alle Strophe drei Verse haben, was mir nicht ausreicht :-).

Szenario und Pointe (wobei natürlich sehr touristisch ;-)) gefallen mir.

Liebe grüße,
Lisa

* oh, es sind Albinos gemeint?? (gerade gesehen)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.03.2007, 13:24

Hallo Manfred,

mit jeder Zeile hat man Bilder vor Augen, klasse!
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.03.2007, 13:28

Schönes, dichtes, ungewöhnliches Bild Perry, in das ich sehr gerne eingetaucht bin.

Gruß,

scarlett

Perry

Beitragvon Perry » 12.03.2007, 15:05

Hallo Lisa,
danke für dein genaues Lesen und die Anregungen. Ich habe mittlerweile einen "weicheren" Einstieg geschrieben, der dem lyrischen Du eine offenere Interpretation geben soll.
Danke für deine positive Einschätzung und LG
Manfred

Hallo Gabriella,
danke fürs "klasse" und LG
Manfred

Hallo Scarlett,
ja die Fantasie kennt keine Grenzen und Liebe findet sich in vielen Augen (lächel).
Danke fürs "eintauchen" und LG
Manfred

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.03.2007, 17:48

Hallo Manfred,

Die neue 1. Strophe ist nun eleganter und gezähmt. :smile:

In der alten Version ist es für mich leidenschaftlicher und wild.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Perry

Beitragvon Perry » 12.03.2007, 18:45

Hallo Elsa,
dann passt es ja besser zu mir, denn die "wilden" Jahre habe ich schon hinter mir (lächel).
LG
Manfred

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.03.2007, 20:07

Lieber Manfred,

Meine Oma sagte mit satten 84: Mein liebes Kind, es ist niemals vorbei ...
:rolleyes:

Motivierende Grüße,
Elsa
Schreiben ist atmen

Max

Beitragvon Max » 12.03.2007, 21:33

Lieber Manfred,

die neue erste Strophe finde ich wesentlich besser als die bisherige, die bei mir ohen Kenntnis des Autors und ohne Kenntnis des Rests erst einmal einen rassistischen Klang hätte haben können. Sie kommt ohnehin wesentlich eleganter daher. Die sich verneigenden Giraffen sind natürlich schön, auch wenn ich sofort an Rose Ausländer sich verneigende Grashalme gedacht habe :-)

Liebe Grüße
max

Perry

Beitragvon Perry » 13.03.2007, 10:19

Hallo Elsa,
na dann habe ich ja noch ein paar Jahre Zeit (lächel).
LG
Manfred

Hallo Max,
freut mich, dass dir die neue Version besser gefällt und rassistisch sollte es wirklich nicht klingen. Rose Ausländer mag ich ebenfalls, auch wenn ich speziell die "die sich verneigenden Gräser" noch nicht gelesen habe.
LG
Manfred

Max

Beitragvon Max » 13.03.2007, 10:38

Lieber Manfred,

du findest es in einem ihrer bekanntesten Gedichte: "Das Schönste" (genauer sind es dort Grasspitzen, die sich verneigen).

Liebe Grüße
max


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