Buch der Tage

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 11.02.2007, 09:25

Buch der Tage
oder wenn die Nacht zum Tag wird

Die Zeiten
werden überschaubarer
Flüchtiges schreit
festgehalten zu werden

Früher
blätterte ich schneller
gehörte die Nacht
gelebten Träumen

Heute
schreibe ich langsamer
oft bis zum Tagesanbruch
gerade geht die Sonne auf

1. Fassung:
Buch der Tage
oder wenn die Nacht zum Tag wird

Die Zeiten
werden überschaubarer
Flüchtiges schreit
festgehalten zu werden

Früher
blätterte ich schneller
gehörte die Nacht
gelebten Träumen

Heute
schreibe ich langsamer
oft bis zum Tagesanbruch
es könnte der Letzte sein
Zuletzt geändert von Perry am 11.02.2007, 19:24, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 11.02.2007, 18:08

Lieber Manfred,

ich mag die Grundstimmung, die Dein Gedicht erzeugt: ein nachdenkliches Beschreiben über den Istzustand, eine Frage nach dem Morgen. Nur mit der Konsequenz, die Du ja schon in Strophe 1 aus deinen Beobachtungen ziehst:

Die Zeiten
werden überschaubarer
Flüchtiges schreit
festgehalten zu werden


stimmt mein Gefühl nicht überein: Für mich ordent sich schon das Wichtige nichtt mehr unter allgemeine Prinzipien und es bleibt ein unübersichtliches Leben ... nur passt das natürlich nicht in Dein Gedicht, weil sich die erste Zeile so wie sie ist, doppelt lesen lässt: auch als ein Blick auf die Endlichkeit der verbleibenden Zeit.

Liebe Grüße
max

Perry

Beitragvon Perry » 11.02.2007, 19:21

Hallo Max,
danke für deinen Eindruck.
Ich meinte mit "überschaubar" schon mehr die Endlichkeit der noch verbleibenden Tage. Ansonsten ist es einfach ein Erkennen bewusster zu leben.
LG
Manfred
PS: Merke gerade, dass der Schlusssatz doch sehr stark "drückt," da werde ich doch besser die Sonne aufgehen lassen (lächel).

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.02.2007, 10:38

Lieber Manfred,
ich schließe mich Max darin an, dass die Grundstimmung auch mir gefällt, das schafft schon der Titel schön (Buch der Tage). Das fängt mich ein.
Dann aber wird es inhaltlich etwas ungenau? Etwas wird überschaubarer, aber flüchtiger (ruhe vs. Hektik, auch wenn es mengenlehrenmäßig passt). Zugleich blätterte das lyr. ich früher schneller und heute aber schreibt es bis der Morgen anbricht? Ich verstehe die Struktur der Metapher nicht.

Mir scheint, du möchtest von Vergänglichkeit erzählen, dass einem, um so älter man wird,die Zeit um so weniger scheint, selbst wenn man die Nächte (auch im übertragenen Sinne gelesen: die Zeit der Kunst/Magie etc.) nutzt? Aber so ganz stimmig wird das nicht transportiert?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Perry

Beitragvon Perry » 15.02.2007, 11:05

Hallo Lisa,
danke für dein detailliertes Nachfragen. Insgesamt beschäftigt sich der Text mit dem Älterwerden. Im ersten Vers greife ich das Thema allgemein auf. Im zweiten Abschnitt macht das Lyrich einen Rückblick auf sein eher hektisches (Nacht)leben. Im dritten Vers wird das Jetzt und ein bewussterer Umgang mit der Zeit beschrieben.
Ich werde mal noch über Alternativen nachdenken.
LG
Manfred


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