Frühlingsahnen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
königindernacht

Beitragvon königindernacht » 25.01.2007, 00:14

Mitten im Winter
taust du
mich auf.

Dein Blick ist
Mittagssonne
auf der Eishaut.

Schau,
wie ihr Atem steigt
unter seiner Wärme.

Das Blut
darunter
pulst Leben.


Versuch, die Ideen von euch aufzugreifen und meine Empfindungen dennoch beizubehalten.
Zuletzt geändert von königindernacht am 25.01.2007, 23:25, insgesamt 1-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 25.01.2007, 00:20

hi kö!
die bilder gefallen mir. ein wenig stört mich das "schau", die plötzliche anrede. das ein oder andere würde nach meiner art zu schreiben (die natürlich nicht die deine ist!) so aussehen:

Mitten im Winter
taust du
mich auf.

Dein Blick ist
Mittagssonne
über Eishaut.

ihr Atem steigt
unter seiner Wärme.

Das Blut darunter
jauchzt.
Mitten im Winter.

gedacht nur als vergleichende anregung. nicht falsch verstehen bitte. (so brauch ich nicht erklären. zb: an der stelle ..und hier.......welglassen da.etc.....)
lieben gruß: Niko, der dein gedicht mag!!

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 25.01.2007, 00:32

Liebster Niko,

ich erahnte (und erwünschte) deinen Kommentar. Ich verstehe nichts falsch, im Gegenteil. *lächel*
Danke.

Ob die Anderen dies ebenso empfinden? Der Text ist ja wie ein Brief geschrieben, oder neumodern, wie eine mail(ische) Liebeserklärung. "Du, Dein..." Ach, ich verteidige. Mitten im Winter.

Herzlichst, KÖ

Herby

Beitragvon Herby » 25.01.2007, 12:15

Liebe Kö,

Dein Text und seine Bilder spechen mich sehr an. Das „Schau“, mit dem Niko sich schwer tut, finde ich gerade reizvoll und passend. Ich würde es auf keinen Fall rausnehmen.

Dagegen bleibe ich an einem anderen Wort hängen, nämlich an „eine“ in II, 2. Ich halte es für entbehrlich, da es zum Einen ja nicht mehrere Mittagssonnen gibt und da zum Anderen die zweite Strophe nach meinem Empfinden ohne diesen unbestimmten Artikel an Intensität gewönne. Was meinst Du?

Herzliche Grüße in einen endlich winterlichen und leicht verschneiten Tag.
Herby

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leonie
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Beitragvon leonie » 25.01.2007, 15:23

Liebe Kö,

ich finde die Idee sehr schön. In der zweiten Strophe könnte ich mir eins der Substantive auch gut zu einem Verb umgewandelt vorstellen, was sich aber ja auch für die dritte Strophe auswirken würde.

Ehrlich gesagt ist mir persönlich das "jauchzende Blut" ein wenig zuviel des Guten. Aber das ist vielleicht einfach Geschmackssache. ;-)

Liebe Grüße

leonie

Klara
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Beitragvon Klara » 25.01.2007, 15:32

Hallo,
das ist mir noch ein bisschen zu wenig komprimiert.

mich stört:
das doppelte mitten im winter
das jauchzende blut
und der titel.

wenn ich recht verstehe ist da jemand verliebt,liebt oder begehrt und wird begehrt - wahrscheinlich ist im grunde im einzelnen egal? ich leses: es geht um wärme versus kälte. es geht um etwas ganz einfaches: er will lyrich und lyrich fühlt sich dadurch belebt/lebendig/erfrischt. das einfache würde ich dann auch einfach sagen. "frühlingsahnen" klingt allerdings so hochtrabend (und zugleich banal), dass ich den faden zunächst gar nicht öffnen wollte. dann tue ich es doch - und zweifle: ist es denn wirklich der frühling? ist es ein ahnen? ist es nicht einfach begierde und hitze?

steigt der atem der haut? das bild empfinde ich als wacklig. STEIGT atem?

und, wie gesagt, das blut, das jauchzt - nunja. wird es nicht eher wild, drängt es? oder staut sich? oder was macht das blut, wenn es heiß wird?

lg
klara

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 25.01.2007, 18:30

Lieber Herby, liebe leonie und liebe Klara,

der kleine Text lässt sich noch stärker verdichten, das entnehme ich euren Kommentaren und stimme dem zu. Das "eine Mittagssonne" habe ich gewählt, wiel ich nicht "die" schreiben wollte. Dein- die...Doppel- D. Dennoch überlege ich es mir noch einmal, Herby.
Deine Idee, leonie, verstehe ich nicht ganz. Vielleicht hilfst du mir auf die Sprünge.

In diesem Text, Klara, geht es mir nicht um körperliches Begehren oder um Hitze.
Ja, Wärme durch einen liebevollen Blick taut die Eisschicht, die sich beim Lyr. Ich warum auch immer ums Herz, auf die Haut, gelegt hat. Verbitterung, Gram, Hoffnungslosigkeit, Zynismus, Schmerz... all das entschwindet langsam. So, wie über Eiswiesen regelrechte "Dämpfe" aufsteigen, wenn die Mittagssonne auf sie scheint und auftaut. Und unter der (Erd)Haut pulsiert eine Ahnung von Frühling und die Säfte pulsieren- jauchzen auf.
Das doppelte "Mitten im Winter" war beabsichtigt, um das empfundende Staunen darüber zum Ausdruck zu bringen. Aber möglicherweise muss dies wirklich nicht geschrieben werden. Ich denke gerne darüber nach.

Vielleicht ist dieses Textlein auch nur eine Naturbeschreibung, in dem die Erde ihr Frühlingsahnen verkündet... Wer weiß. Super, wie ihr wieder mitdenkt und mich auf mögliche Schwachstellen aufmerksam macht. Danke,

herzlichst, KÖ

Max

Beitragvon Max » 25.01.2007, 20:43

Liebe Kö,

der Text ist (in meinen Augen) gut, aber, ich kann nur schwer sagen, warum, noch nicht perfekt.

Ich stoße mich vor allem noch etwas an der Strophe

Schau,
wie ihr Atem steigt
unter seiner Wärme.


Hier wechselst Du, wenn ich das richtig sehe, auch die Perspektive, die Ebene. Vorher gibt es ein lyr. Ich und ein lyr. Du, hier plötzlich einen "er" und eine "sie".

Darüber hinaus finde ich das "jauchzende Blut" ein wenig dick aufgetragen ...

Liebe Grüße
max

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Beitragvon leonie » 25.01.2007, 20:54

Liebe Kö,

ich meinte etwas in dieser Richtung:

blickst Mittagssonne
über die Eishaut

Max Bedenken wegen des Perspektivwechsels kann ich verstehen, obwohl ich finde, durch das "Schau" bleibt ja auch das lyrDu erhalten. Deswegen kann ich das "mitmachen/mitsehen".

Am Schluss wünsche ich mir ein zarteres Bild. Pulsieren fände ich viel sanfter als "jauchzen", es drückt das "Erwachen" viel stärker aus. Dazu ein passendes Subjekt: Das Leben darunter pulsiert, die Adern darunter pochen, so etwas in der Art vielleicht.

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 25.01.2007, 20:57

PS und ein wenig offtopic: ich gebe es ja ungern zu, aber ich habe die ersten beiden Male
Frühling-sahnen gelesen :-)

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 25.01.2007, 23:15

Liebster Max, zu deiner Anfrage:

Schau, wie ihr Atem steigt unter seiner Wärme- Das ihr bezieht sich auf die Eishaut unter dem warmen Blick der Mittagssonne. Insofern ist es doch kein Perspektivwechsel, oder????

Liebe Leonie, jetzt verstehe ich, was du meinst. Dies ist jedoch nicht meine Art, diese Empfindung auszudrücken. Der Schwerpunkt liegt bei dir auf der Sonne, die das Eis schmizt. Bei mir aber auf dem Vergleich: Dein Blick ist eine Mittagssonne...

Das mit dem Jauchzen aber akzeptiere ich und verändere es. Dankeschön!

Herzlichst, KÖ


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