erkenntnis

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.01.2007, 17:46

2. Fassung

nie wieder
traue ich dir
folge deinen trügerischen funken

geknickte halme
säumen deine fährte

deinem gesicht der
vergeblichkeit
wende ich mich ab

im erkennen der wahrheit
begrabe ich dich

dir hinterher zu jagen
bedeutet
nicht zu leben




1. Fassung

nie wieder
traue ich dir
folge deinen trügerischen funken

geknickte halme
ebnen deine fährte

deinem gesicht der
vergeblichkeit
versage ich den blick

ich grab dich ein
im erkennen der wahrheit

dir hinterher zu jagen
bedeutet
nicht zu leben

© Magic
20.01.2007
Zuletzt geändert von Mucki am 20.01.2007, 23:01, insgesamt 1-mal geändert.

Birute

Beitragvon Birute » 20.01.2007, 18:03

Hallo Magic,

das gefällt mir total gut.
Die beiden ver-Wörter so dicht zusammen lenken mich irgendwie ab, aber nicht so arg.

Lieben Gruß
Birute

Klara
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Beitragvon Klara » 20.01.2007, 18:57

Hallo,

ich finde, die letzte Strophe reicht aus. Das davor wirkt so gekrampft und kämpfend. Mühevoll. Gehoben, als hätten die Arme, die Worte die Kraft nicht.

Manchmal kommt man zu dem Guten und Gelungenen erst über diese schwere Arbeit, aber sehen sollte man sie nicht.

Das hier nämlich ist wunderschön leicht UND schwer und klangvoll:

dir hinterher zu jagen
bedeutet
nicht zu leben


LG
Klara

Max

Beitragvon Max » 20.01.2007, 19:03

Liebe Magic,

den Vorsatz kenne ich auch.

Was mir sprachlich aufgefallen ist, ist die zweite Strophe

geknickte halme
ebnen deine fährte


wo ich den Eindruck bekomme, dass zwei Bilder ineinadergeraten sind. Auf der einen Seite ist die Fährte ja das, dem ich folge, sie braucht also nicht geebnet zu werden, denn ich mache sie ja. "säumen" hätte ich eher erwartet ...

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.01.2007, 19:44

@ Birute:

deinem gesicht der
vergeblichkeit
versage ich den blick

Die beiden ver-Wörter so dicht zusammen lenken mich irgendwie ab, aber nicht so arg.


Ich hatte überlegt, ob ich schreiben kann:

deinem gesicht der
vergeblichkeit
wende ich mich ab


aber das kam mir etwas holprig vor, hm?

@Klara:

ich finde, die letzte Strophe reicht aus


dann ergibt sich daraus kein Sinn. Man weiß doch gar nicht, wem das Ich nicht mehr hinterherjagen will.

@ Max:

Das Wort "säumen" hatte ich in der ersten Version drin. Vielleicht sollte ich es doch wieder reinnehmen.
Saludos
Magic

Klara
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Beitragvon Klara » 20.01.2007, 20:26

Hallo Magic,

dann ergibt sich daraus kein Sinn. Man weiß doch gar nicht, wem das Ich nicht mehr hinterherjagen will.

Das weiß man mit den adneren Strophen auch nicht. (Ist doch auch nicht wichtig?)

LG
Klara
Zuletzt geändert von Klara am 20.01.2007, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.

Birute

Beitragvon Birute » 20.01.2007, 20:39

Hallo Magic,

das Abwenden finde ich unbedingt gut.

Man muss auch nicht wissen, wem der Prot hinterher jagt. Jeder der sich hier mit dem Gedicht identifizieren kann, jagt eh einem anderen Menschen hinterher. Nur das Tun ist dasselbe.
Für "säumen" wäre ich auch.

Lieb grüßt Birute

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 20.01.2007, 20:53

Hallo Magic

Das finde ich stark. Das vor allem die letzte Strophe trägt, wurde ja schon gesagt.

Mich sprechen auch die anderen Strophen an, einzig diese Passage hier
"ich grab dich ein
im erkennen der wahrheit"
klingt für mich etwas fremdartig, obwohl die Intention sich ja sofort erschliesst.

Wäre "Ich begrabe dich" eine Alternative?

Aber das ist mein persönliches Leseempfinden. Mich spricht das Gedicht, wie gesagt an.

MfG

Jürgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.01.2007, 21:33

dann ergibt sich daraus kein Sinn. Man weiß doch gar nicht, wem das Ich nicht mehr hinterherjagen will.

Das weiß man mit den adneren Strophen auch nicht. (Ist doch auch nicht wichtig?)


Hallo Klara,

wenn du die anderen Strophen nicht verstehst, wie kannst du dann sagen, dass die letzte Strophe reicht? Um so etwas schlussfolgern zu können, muss man auch den Sinn des Ganzen verstehen, oder?


Hallo Birute,

ja, säumen wäre wohl besser. Mit dem Abwenden überlege ich noch.
Übrigens, hier wird keinem anderem Menschen hinterher gejagt.

Hallo Jürgen,

ich glaube nicht, dass sich die Intention sofort erschliesst. Aus euren Kommentaren geht hervor, dass ihr auf einen Menschen schließt, dem das LI nicht mehr trauen kann, den es begraben will, etc. Dem ist aber keinesfalls so.
Saludos
Magic
P.S. Trotzdem könnte ich auch: "Ich begrabe dich" schreiben, ja, es wäre wohl ausdrucksstärker,-)

Klara
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Beitragvon Klara » 20.01.2007, 21:41

Hallo Klara,

wenn du die anderen Strophen nicht verstehst, wie kannst du dann sagen, dass die letzte Strophe reicht? Um so etwas schlussfolgern zu können, muss man auch den Sinn des Ganzen verstehen, oder?


Hab ja nur für mich gesprochen, Magic - wie immer. Nur ich dummes Ding plappert da, das nicht "schlussfolgert", sondern seinen Leseindruck gibt und nun nicht versteht, warum es herablassend behandelt wird. Bin und bleibe halt ein dummes Ding, das den "Sinn des Ganzen" und überhaupt die große große Lyrik nicht begreift. Wollte dir nicht zu nahe treten, wirklich!
In meinen Augen sind die anderen Strophen pathetisch aufgeladen, aber Wiederholung desselben - und die letzte reicht. Andere Augen mögen anderes sehen, sind aber nicht meine.

LG
Klara

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.01.2007, 22:53

Ich sende dir eine pn, Klara
Magic

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 20.01.2007, 23:00

he magic,

bitteres
erkennen
mit konsequenter
haltungsänderung
des LyrI

ist nicht auch
bitterkeit
im
spiel

...
dann hätte
das LyrDu
gewonnen...

was meinst du?

und die letzte:

dir hinterher zu jagen
bedeutet
nicht zu leben

ja ich finde hier ist die stärke zu spüren, der vorlauf deutet darauf, wäre nicht absolut nötig.

salve
hakuin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.01.2007, 23:03

Habe mal eine 2. Fassung eingestellt.
Saludos
Magic

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.01.2007, 23:09

Hallo Hakuin,

ja, da ist sehr viel bitteres Erleben im Spiel. Das stimmt. Deshalb die Änderung der Haltung des LIs.
Den Vorlauf aufzuzeigen bis zum Fazit ist mir aber wichtig, Hakuin. Sonst hätte ich das nicht geschrieben. Ob das LyrDu gewonnen hat? Ja und nein. Das LI gibt ihm keine Macht mehr über sich, sondern versucht, durch Begraben des LyrDu, wieder zum Leben, egal, wie es aussieht, zurückzufinden, statt dem LyrDu sinnlos hinterherzulaufen bzw. immer wieder auf das LyrDu reinzufallen und das Hier und Jetzt zu verlieren.
Saludos
Magic


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