Lieber Niko, liebe Lisa
entschuldigt bitte meine späte Antwort, ich hatte zwei sehr stressige Tage und war abends einfach ko.
So wie du, Niko, die Zeilen der ersten Strophe gesetzt hast, ist das Gedicht zu lesen, einerseits. Andrerseits will ich dem Leser eben keinen so glatten Fluss gönnen, den Grund dafür hast du ja auch schon angesprochen: das "Zerreissen" und "Zerfallen", es ist keine "runde" Nacht, kein "Friede, Freude..." usw. Es ist eine stürmische Nacht und das nicht nur in der Natur, nicht nur im Draußen sondern eben auch im Inneren des lyrIch.
Aus diesem Grunde brauche ich auch "mein" Gesicht und nicht "ins" Gesicht und natürlich die letzte Zeile.
Mit dem Mond verbindet man ja im allgemeinen nun eher was Positives, darauf habe ich spekuliert- nun verkehrt sich aber eine evtle. schöne Erinnerung, die nicht ausgeführt ist, in ihr Gegenteil, der Mond ist geschwärzt- was einerseits wieder auch atmosphärisch zu lesen ist (in der Sturmnacht ist der Mond immer wieder von dunklen/schwarzen Wolken bedeckt, vielmehr ziehen die an ihm vorbei, verbergen ihn, geben ihn wieder frei...usw.) andrerseits auch wieder auf das Ich zu beziehen ist- auf seine Empfindung. So verkehrt sich auch das das Reißen in S2 in sein Gegenteil, wird zu etwas Rundem - Kreis-Mond-Gesicht - scheinbar, denn auch das wiederum wird durch die tobende Erinnerung letztendlich zunichte gemacht.
Dein Vorschlag mit "
angeschwärzt" hat mich die beiden Tage lang verfolgt, ich bin allerdings zu dem Schluß gekommen, dass mir dabei zu viel Negatives mitschwingt, das ich so nicht gewollt habe (jmden anschwärzen... hinter seinem Rücken Böses erzählen, usw. - du verstehst schon)- die Bedeutung von anschwärzen ist weiter als schwärzen-
Ich denke, ich werde das, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, nicht übernehmen, es bleibt jedoch "gespeichert"
Liebe Lisa, ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du dir ein "mehr" wünschst" - ich wollte aber gerade einmal ausprobieren, wie das ist, wenn nicht alles vorgegeben wird, wie ein Text aufgenommen wird, der eine (absichtliche) Leerstelle hat -
Gerade dadurch, dachte ich, wird der Leser in seiner Phantasie nicht gegängelt, er hat alle Freiheit im gebotenen Rahmen und mit den Bildern seine eigenen Gedanken/Empfindungen weiterzuspinnen/zu testen. Und aus den Bildern, die da sind, geht ja einiges...
Zum Formalen: die Zeile
"zu zerreißen die Zeit"
ist grammatisch nciht nur sperrig, alleine, für sich gelesen geht das nicht, da hast du recht.
Wie wärs aber mit "die Nacht droht//zu zerreißen die Zeit//
- und dann kommt wieder dieser Moment, wo man beim Weiterlesen merkt, hoppla, so nicht... oder doch? kann die Nacht aus dem Gehäuse fallen? Kann ich mit diesem Bild arbeiten??? - Wie oben schon gesagt, es war ein absichtliches Stolpern lassen...
Was du zum Bild des MOndes gesagt hast, der ins Gesicht tritt, finde ich Klasse- an die "Schnellrücklauftaste" habe ich natürlich nicht gedacht, wohl eher empfunden- aber ja, so kann man es auch sehen.
Und ja, der Text läuft auf eine Impression, auf einen Moment hinaus, konkret auf eine Sturmnacht (hatten wir doch erst...) aber wenn es ihm damit genug wäre, wär er nicht von mir *bg*. Er will das mit dem Befinden eines Ich verbinden, wobei dieses frei auffüllbar bleiben soll-
Ja, du kannst den Text gern mit dem Thema des Monats verlinken (heißt das, er bleibt auch hier stehen? - du weißt, ich bin eine technische Null...)
Ich werde noch eine kleine Änderung vornehmen, in S2:
"Die Zeiger drehen
sichim Kreis geschwärzt
tritt der Mond in mein Gesicht"
bringt noch eine andere Nuance rein, finde ich...
Ich danke euch beiden ganz herzlich für eure Rückmeldung!
Schönes WE und Grüße,
scarlett