Seite 1 von 1
o. T.
Verfasst: 04.01.2007, 13:24
von Klara
[vorübergehend gelöscht]
Verfasst: 04.01.2007, 14:18
von Paul Ost
Liebe Klara,
ein Gedicht über die Demütigungen des Alterns? Über Inkontinenz? Wenn ich das richtig verstanden habe, dann muss ich sagen, dass Du Dein Thema in eine schöne Hülle gesteckt hast.
Die Reinheit des Herzens sehe ich als einen Augenblick, in dem das lyrische Ich sich seines Zustandes nicht bewusst ist.
In so einer Situation verwandelt sich der alte Mensch wieder zum unschuldigen Kind.
Schlimm ist dann aber das Aufflackern der Erkenntnis. Der Moment der Einsicht in die eigene Situation. Hast Du das so ähnlich gemeint?
Um Dir noch so zwei Hinweise zu geben:
1.) zurückflocht (Verbpartikel + Verb; es sei denn Du willst das flechten betonen)
2.) das Komma vor "und vertraut das..." ist mir nicht einsichtig.
Dein Gedicht hat mich zum Nachdenken gebracht.
Grüße
Paul Ost
Verfasst: 04.01.2007, 14:26
von Klara
Hallo Paul Ost,
dein Hinweis auf das Altern zeigt mir, dass da etwas nicht klar genug wird in meinem Text, die Chronologie nämlich.
Das In-die-Hose-Machen bezieht sich auf die Kleinkindphase des lyrischen Ichs. Aber NACH der Reinheit des Herzens, denn es gibt schon die Scham. Offenbar muss ich zeitlich genauer werden...
Die Reinheit des Herzens sehe ich als einen Augenblick, in dem das lyrische Ich sich seines Zustandes nicht bewusst ist.
Bewusst oder nicht, jedenfalls akzeptiert es Leben, Welt und sich selbst ohne Zweifel.
Um Dir noch so zwei Hinweise zu geben:
1.) zurückflocht (Verbpartikel + Verb; es sei denn Du willst das flechten betonen)
Mit den Zusammenschreibungen bin ich IMMEr unsicher, und leider sagt mir mein Rechtschreibprogramm Fehler an, wenn ich zusammenschreibe... Ich ändere nach deinem Vorschlag.
2.) das Komma vor "und vertraut das..." ist mir nicht einsichtig.
Das soll stolpern machen. Das vertraute Verstecken...
Dank dir für deine Gedanken .-)
Liebe Grüße
Klara
Verfasst: 04.01.2007, 14:27
von Klara
Hab grad noch mal über deine Deutung nachgedacht, Paul Ost... vielleicht ist das gar nicht so blöd... vielleicht funktioniert so der Text viel besser als ursprünglich intendiert... vielleicht war ich nur Medium...hm?
Danke, ich denke ,-)
lg
k
Verfasst: 04.01.2007, 16:50
von leonie
Liebe Klara,
ich hatte es so verstanden, wie Du es beschreibst. Das lyrIch vor und nach dem "Sich-Bewusstwerden" (ich hatte wirklich diesen Ausdruck gedacht). Vorher kennt es keine Scham, nachher ja (Da bemerkt das lyrIch die volle Hose, die verschiedenen Strümpfe und es schreit nicht mehr laut). Spannend finde ich die dazu gehörenden "Definitionen des Herzens": vorher rein (wie im Kindergebet), hinterher zerrissen. Erinnert mich an die biblische Thematik des "Sündenfalls".
Gern gelesen, liebe Grüße
leonie
Verfasst: 04.01.2007, 17:58
von Paul Ost
Liebe Klara,
nun vielleicht war meine Deutung auch "blöd". Ich dachte, dass sich insbesondere ältere Menschen dafür schämen, wenn sie sich in die Hose machen. Für ein erwachsen werdendes Kind kam mir der Text zu wohlformuliert vor.
Grüße
Paul Ost
Verfasst: 04.01.2007, 19:00
von Klara
Hallo,
dank dir sehr für dein wohlwollendes Lesen, Leonie. Und klar, der Sündenfall: Das ist immer wieder individuell die verlorene Unschuld.
Sorry, Paul, wenn ich mich mit dem "blöd" flapsig ausgedrückt habe. Ist ja immer so ein Eierlaufen, wenn man hier schriftlich und doch quasi mündlich miteinander REDET... Du schreibst:
Ich dachte, dass sich insbesondere ältere Menschen dafür schämen, wenn sie sich in die Hose machen. Für ein erwachsen werdendes Kind kam mir der Text zu wohlformuliert vor.
Nicht ein erwachsen werdendes Kind (eigenwilliger Pleonasmus übrigens ,-)) schämt sich, sondern das Kleinkind, das Scham kennen lernt. Kindergartenalter. Da schon wäre die "Unschuld" verloren. Mit der Befangenheit und dem Bewusstsein, dass der eigene Körper nur innerhalb bestimmter Normen "okay" ist. "Erwachsen" wäre erst das Kind mit den ungleichen Strümpfen, der Jugendliche, befangen in der ersten großen traurigen Liebe.
Viele Grüße
Klara
Verfasst: 05.01.2007, 16:42
von Lisa
Liebe Klara,
den Text finde ich
sehr gelungen, gleich als ich ihn das erste Mal las, gefiel er mir. Ich hatte auch nicht die Assoziation eines alten Menschen, für mich drehte es sich sofrt um das Kind, die Unschuld und Reinheit an einem groben BIld erzählt, das gefällt mir.
Sehr schön auch die formale Umsetzung, den in die Vergangenheit springenden Teil in Klammern zu setzen und in Form von Fragen und Ausrufen zu erinnern.
Am allerbesten gefallen mir:
Als ich von schräg unten genau sah,
was ich wollte?
und
Als mir das Herz zerriss,
trug ich in den Schuhen verschiedene Strümpfe.
originell und schmeckbar.
Ich möchte, dass du an diesem Text nichts änderst (außer das Komma hinter heiß, das könnte weg).
Liebe Grüße,
(schon spannend wie verschieden du schreibst)
Lisa
Verfasst: 05.01.2007, 18:51
von Perry
Hallo Klara,
gefällt mir gut in der Form und Sprache.
Woran du noch arbeiten könntest ist meiner Meinung nach, die häufige Wiederholung der "Als ..." Anfänge. Für den Rückblick finde ich sie als verstärkendes Stilmittel okay, danach könnte es entfallen.
Was von der Bezugsebene her stört, ist die Formulierung "als ich noch lauter schrie, wenn es daneben ging?", weil voher nicht vom Schreien die Rede ist.
Der Schluss könnte bereits bei den "Strümpfen" gesetzt werden, denn "Das war ich" ist so nicht richtig, denn das Leben des Lyrich hatte sicher noch mehr auf Lager (lächel).
LG
Manfred
Verfasst: 05.01.2007, 18:58
von Klara
Hallo,
dank dir sehr, Lisa, für dein Lesen und deinen Kommentar. Das Komma, hm...
Perry bzw. Manfred, dank auch dir für dein Lob.
Woran du noch arbeiten könntest ist meiner Meinung nach, die häufige Wiederholung der "Als ..." Anfänge. Für den Rückblick finde ich sie als verstärkendes Stilmittel okay, danach könnte es entfallen.
Ich bin mir nicht sicher. Habe das Gefühl, es muss bleiben, ein bisschen nervig bleiben.
Was von der Bezugsebene her stört, ist die Formulierung "als ich noch lauter schrie, wenn es daneben ging?", weil voher nicht vom Schreien die Rede ist.
Der Bezug ist elliptisch bzw. verkürzt, bezieht sich auf das genau-wissen, was man will als Kleinkind zuvor, dieses Wissen und Wollen ist ja erfahrungsgemaß mitunter sehr laut ,-) - aber vielleicht hast du Recht, ich muss überlegen.
Der Schluss könnte bereits bei den "Strümpfen" gesetzt werden, denn "Das war ich" ist so nicht richtig, denn das Leben des Lyrich hatte sicher noch mehr auf Lager (lächel).
Das hatte ich auch überlegt, aber ich glaube, im Moment muss ich den letzten Vers lassen. Natürlich hatte das Lyrich noch mehr auf Lager, aber dieses "Da war ich" meint ja den Beginn des erwachsenen Denkens, gleichzeitig das endgültige Ende des Nur-Seins, des Rein-Seins. Das klingt jetzt verquast, oder? Wenn ich mehr erklären soll, sags mir bitte.
Liebe Grüße
Klara
LG
Verfasst: 05.01.2007, 19:05
von Perry
Hallo Klara,
mir genügt es als Erläuterung. Ändern solltest du sowieso nur, wenn du selbst davon überzeugt bist.
LG
Manfred
Verfasst: 05.01.2007, 21:25
von Max
Liebe Klara,
für mich ist das ein sehr eindringlicher Text, der die Suche nach der eigenen Unschuld auf schöne Art verbindet mit dem Eintreten ins Bewusste.
Ich würde ihn so lassen - nix ändern, man vesteht ihn segr gut so und Zeilen wie
Als ich die losen Binsen der Fußmatte
zurückflocht?
sind einfach prächtig.
Liebe Grüße
Max
Verfasst: 06.01.2007, 14:52
von Klara
Danke, Max, das freut ich wirklich!
lg
k