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Tarnkappe

Verfasst: 29.12.2006, 14:56
von lilly-rose
Du baust Dein Kartenhaus auf Fundament aus Lügen,
gleich welche Farbe du auch siehst, sie dämmert schwarz.
Verfällst der Sucht Dich mit Verdrängen zu betrügen,
das Leben klebt an Dir wie längst verfaultes Harz.

Dein müder Gang trägt welkes Glück zur Guillotine,
schärfst suizidgeübt das Beil, mit tauber Hand.
Restlos verstummt, zerfällt Dein Wille zur Ruine,
bist lebend tot, verwechselst Demut mit Verstand.

Verfasst: 29.12.2006, 17:26
von Max
Lieber Thomas,

dies ist nun das zweite Gedicht von Dir, das ich bespreche, und ich fürchte auch hier werde ich mich sehr kritisch äußern. Du hast bei „Bebend“ Lisa gefragt, ob sie mit „auf Null zurückfahren“ meint, Du solltest keine Reimgedichte schreiben. Ich denke, das meint sie dort nicht, nur, dass Du zunächst rein beschreiben solltest. Hier aber habe ich das Gefühl, dass sich Reim und Metrum des Inhalt bemächtigt haben, denn einige der verwendeten Bilder, so könnte ich mir vorstellen, würde man ohne das Korsett von Rhythmus und Reim nicht verwenden wollen.

Mein Zweifel beginnt gleich mit Zeile 1

Du baust Dein Kartenhaus auf Fundament aus Lügen,


bei der ich mich frage, ob die Verdopplung „Kartenhaus“ und „Fundament aus Lügen“ Absicht und/oder bewusst ist.

Zeile 2
gleich welche Farbe du auch siehst, sie dämmert schwarz.


scheint mir inhaltlich schlecht zum Rest zu passen: in Zeile 1 und 3 beschreibst du doch wie sich das lyr. Du selbst durch Verdrängen belügt und betrügt. In Zeile 2 nun wirfst Du ihm vor alles schwarz zu sehen, während Zeile 4 dann sagt

das Leben klebt an Dir wie längst verfaultes Harz.

Na, wenn das so ist, dann ist das Schwarzsehen ja kein Selbstbetrug, oder? Es fällt mir schwer, mir darauf einen Reim zu machen …
Überhaupt ist diese Zeile symptomatisch für eine Schwierigkeit des Gedichts: die Bilder sind oft in sich oder untereinander nicht stimmig. Hier weiß ich z.B. nicht, was „verfaultes Harz“ sein soll – ich habe Harz noch nie faulen sehen.

Ein anderes Beispiel ist

Dein müder Gang trägt welkes Glück zur Guillotine,
schärfst suizidgeübt das Beil, mit tauber Hand.

Hier weckst Du den Eindruck das Glück sei eine Pflanze, sonst könnte es ja nicht welken. In der gleichen Zeile bringst Du dieses Glück mit der Guillotine um … das finde ich einen etwas komischen Wandel in dem Bild. Schließlich erweckst Du mit „suizidgeübt“ den Eindruck als ginge es auch diesmal dem lyr. Du an den Kragen, dabei war es doch gerade noch das Glück.

Bei
Restlos verstummt, zerfällt Dein Wille zur Ruine,


musste ich denken, dass der Wille bislang so stumm war, dass er für den Rest des Gedichts keine Rolle spielte. Zudem tritt mit dem Willen, neben Glück, Selbstbetrug und Leben ein vierter Spieler auf die Bühne. Diesem werden mit


bist lebend tot, verwechselst Demut mit Verstand.


noch zwei hinzugefügt – noch dazu solche, die man laut Gedicht wohl verwechseln kann, nur wüsste ich nicht wie – so dass bei mir zum Schluss ein großes Fragezeichen bleibt: was will das Gedicht in Gottes Namen eigentlich sagen?

Liebe Grüße
Max

Verfasst: 29.12.2006, 17:37
von pandora
hallo, lilly-rose,

dein poetischer nick lässt anderes vermuten, als das, was man hier lesen kann. :rolleyes:
herzlich willkommen auch von mir.
dein gedicht ist handwerklich hervorragend gemacht, ich habe mir auch die hörversion (sehr effektvoll - dort erklärst du HARZ allerdings zum maskulinum) angehört.
mich dem düsteren inhalt zu nähern fällt mir allerdings schwer. die worte des verfalls leiten meine vorstellung in viele richtungen. einen pessimisten stelle ich mir vor, einen depressiven, einen, der sich stets benachteiligt glaubt ... ich kann die vielen bilder nicht zu einem fügen, erst recht nicht, wenn ich die letzten vier worte lese. demut und verstand sind so verschieden. demut ist ja beinahe positiv behaftet, passt me nicht zum vorangegangenen.

p.

Verfasst: 29.12.2006, 17:59
von moshe.c
Lieber Max!

Das Gedicht sagt in Gottes Namen ausserordentlich viel : Das man sterben kann bevor der Körper stirbt, und das dies doch sehr häufig passiert.

Und: Das man dies ggf. noch nichtmal bemerkt.

Uppsala

moshe.c

Verfasst: 29.12.2006, 18:08
von lilly-rose
Hallo Max,

auch Dir erst einmal wieder ein Danke für den ausführlichen Kommentar. Ich will versuchen, mind. genauso ausführlich zu antworten, und da ich nicht weiß, wie ich im Komm. zitiere, stelle ich die Textstellen anders dar...

Es ist völlig klar, dass man (ich) in der freien Prosa, also wie Du richtig und stimmig sagst ohne das Korsett von Metrik und Rhythmus, die Metaphern anders gestaltet - ausgestaltet, obleich ich, wäre es ein Proatext, sicher die gleichen Bilder genommen hätte, mehr Worte hätten ihnen aber auch mehr Deutlichkeit gegeben, Klarheit... Aber das ist die Crux des Reimes... ;-)

"Du baust Dein Kartenhaus auf Fundament aus Lügen, "
Oh ja, die Verdopplung ist absolut bewusst. Ein Kartenhaus hat keinen Bestand, hält keinem größeren Druck Stand, und ist es dann noch auf ein "Fundament aus Lügen" gebaut, so ist es förmlich zum Scheitern verurteilt. Diese Stelle eignet sich gut, etwas generell zu Deinem Komm, zu den Metapher zu sagen, so wie ich es auch schon Lisa bei BEBEND antwortete. Natürlich gibt es real kein Fundament aus Lügen. Hier, an dieser Stelle meines Textes, scheint es Dich jedoch nicht zu stören, was ich richtig und gut finde. Würden wir die gesamte Literatur, Lyrik und Poesi auf die "Realität" Ihrer Bilder hin filtern, es bliebe nicht mehr viel übrig. Das ist es, was ich in meiner Anmerkung bei Lisa mit Fantasie ausdrücken wollte...

"gleich welche Farbe du auch siehst, sie dämmert schwarz. "
passt mE schon zum Rest. Viele Menschen drücken, assoziieren Gefühe, Empfindungen mit Farben, und Schwarz ist im Grunde keine Farbe...

Zu "verfaultes Harz" muss ich, siehe oben, nicht allzuviel sagen, ausser dass es mE nicht dem Selbstbetrug widerspricht. Ich selbst habe übrigens auch noch kein verfaultes Harz gesehen, doch ich könnte mir dennoch vorstellen, das es faulen kann, wie alles organische... ausserdem ;-) es ist ein Bild...


"Dein müder Gang trägt welkes Glück zur Guillotine,
schärfst suizidgeübt das Beil, mit tauber Hand. "
...welkes, verdorrtes, verganges, totes Glück.. Der Gang zu Guillotine, soll die Abstraktheit darstellen, das durch eigene Lethargie, durch eigenes Verschulden und Selbstmitleid das Glück zerstört wird...


"Restlos verstummt, zerfällt Dein Wille zur Ruine, "
...das größte Gut eines jeden Menschen ist für mich:Sein eigener Wille!!!! ich denke, dann macht es auch Sinn, oder?

Zur Demut, sage ich gleich bei Pandora was... Puh, anstregend, ;-)

Was will das Gedicht eigentlich sagen:
Der Selbstbetrug, verwendet, narzisstisch getragen wie eine TARNKAPPE, hinter, unter der es sich so bequem verbergen,vergraben lässt, das Verdrängen der Realität, führt unweigerlich ins eigene Unglück, ins Unglücklichsein...

Tausend Dank für Deinen ausführlichen Komm.

LG
Thomas


Hallo Pandora,

mein Nick, der hat eine ganz ganz andere, in der Tat poetische und liebevolle Bedeutung.
Schön, dass es dir handwerklich gefällt. In der Hörversion habe ich tatsächlich einen Fehler, was das maskulkine Harz betrifft, und zum eine falsch, und sinnverfälschend ist, sorry...

Viele Deiner Fragen habe ich glaube ich oben schon beantwortet.
Was die Demut betrifft: sie galt mir hier als Synonym für "Unterwürfigkeit"...

Danke für's interpretieren und kommentieren
LG
Thomas

Nachtrag:
Jep moshe, so kann man es in aller Kürze trefflich formulieren!!
lg
Thomas

Verfasst: 29.12.2006, 21:40
von Orit
Hallo Thomas!

Selbstbetrug, darauf sein Leben aufbauen, Pessimismus als Grundhaltung und die Folge: "lebend tot" sein ... die Reime bringen eine gewisse Ironie hinein: Reime verbinde ich eher mit leichter, humoriger Lyrik - und dazu dieser Inhalt. Damit unterstreichst du den Selbstbetrug. :mrgreen: :hand0051:

Liebe Grüße
Orit

Verfasst: 29.12.2006, 22:47
von lilly-rose
Hallo Orit,
eine schöne, eine treffliche Interpretation. Es geschieht sehr schnell, oft unbemerkt, dass wir den Selbstbetrug hofieren. Wie schön kann doch manchmal Leiden sein... Und auch, wie irrsinnig! Nichtigkeiten "jammern" wir zu personlichen Katastrophen... echtes Leid verschwimmt im Blick unserer von Selbstmitleid tränengetrübten Augen... Ich spreche mich nicht frei davon, und die Erkenntnis alleine reicht nicht, aber sie könnte ein Anfang sein!

Das Reime eher der Bote leichter, humoriger Lyrik sind, sehe ich nicht ganz so. Klar, es gibt eine Unzahl an sinnentleerten, sinnlosen Reimen, an die "Reimkunst" vieler erfolgreichen Musiker garnicht zu denken, aber es gibt auch eine unendliche Fülle grandioser, werthaltiger Reime, sowohl in der heutigen Zeit, wie auch bei den "alten" Poetikern.

Schön, dass es dir gefällt!
Liebe Grüße in Deine Nacht!
Thomas

Verfasst: 29.12.2006, 23:41
von leonie
Lieber Thomas.

ich kann zwar das, was Du inhaltlich aussagen willst, verstehen. Wobei ich meine, dass man sich nicht mur mithilfe des Leides selbst betrügen kann, sondern ebenso mithilfe des Glücks. Ich denke, das ist mindestens ebenso häufig und tragisch. Aber wie dem auch sei.

Abgesehen davon kann ich die Umsetzung nicht loben. Du führst eine Fülle von Bildern ein, führst aber keines richtig aus oder durch. Dadurch bekommt der Text etwas Verwirrendes und für mich auch Oberflächliches.
Außerdem denke ich, dass die Bilder stimmen müssen, also wäre es wichtig zu recherchieren, ob Harz faulen kann (zum Beispiel). In keinem Fall ist Harz etwas, was typisch ist für das Faulen, von daher wäre das Bild überhaupt überdenkenswert.

Mir scheint, dass weiterhin dem Reim zuviel untergeordnet wird in Deinem Text (zum Beispiel schwarz-Harz). Aber das hatte max ja auch schon angemerkt.

Soviel erstmal, herzliche Grüße

leonie

Verfasst: 30.12.2006, 00:04
von lilly-rose
Liebe Leonie,
ja, das ist sicher richtig, wir sind ebenso Meister, uns mit Glück zu betrügen...

Die Kritik gerne annehmend, muss ich aber auch mal den Kritiker, in diesem Falle Dich, also die Kritikerin locken. Wieso führe ich keines der Bilder aus, oder führe keines durch? Ein schnell geschriebener Satz von Dir, aber er erschließt sich mir nicht! Ich weiß nicht, ob oberflächlich der treffende Terminus ist ;-)

Und, ob Harz faulen kann zu recherchieren, pardon, das geht mir doch zu weit. Worum geht es. Um Lyrik, um das Transportieren von Worten, Empfindungen, Gefühlen und vielem mehr, nicht um wissenschaftliche Ausarbeitungen. Ich könnte gar Gefallen daran finden, das Harz - möglicherweise - ein untypisches organisches Material ist, zu faulen...

Natürlich zwingt der Reim immer die Worte in sich. Oft ist aber gerade das die Herausforderung.

Liebe Grüße Dir
Thomas

Verfasst: 30.12.2006, 11:38
von leonie
Lieber Thomas,

also, mit den Bildern meine ich folgendes: Das Gedicht heißt "Tarnkappe", im Folgenden wird dieses Bild aber gar nicht weiter aufgenommen.
Dann geht es um Kartenhaus/Fundament, später Farbe/schwarz, dann Sucht/Verdrängen, dann Glück,
dann Guillotine/suizidgeübt/Beil (wobei man sich nicht per Guillotine umbringen kann, denke ich), dann Ruins, dann Demut/Verstand.

Lauter große Begriffe, Bilder, Wortfelder, alle nur einmal kurz angerissen. Zuerst sieht man ein Kartenhaus, später jemanden, der mit einem Beil in der Hand zur Guillotine geht, usw. Und man fragt sich verwirrt: Was soll denn das jetzt, wie passt das zusammen?
Aus jedem dieser Themen/Bilder ließe sich ein eigenes Gedicht machen, das vermutlich dann mehr Tiefgang hätte. So habe ich den Eindruck, man paddelt drüberweg, ohne dass viel übrig bleibt.

Und: Ich denke, wenn man ein gutes Gedicht schreiben will, dann müssen die Bilder stimmen. Das ist doch etwas Wesentliches, von dem ein Gedicht lebt. Lyrik ist genauso wertvoll wie wissenschaftliche Abhandlungen und es macht ein Gedicht kaputt, wenn es Fehler enthält, gerade in den Bildern. Dann bleibe ich nämlich auf der Bedutungsebene hängen und frage mich. ob das, was Du schreibst, richtig ist. Das Bild kann nicht in die Tiefe wirken und einen "Mehrwert" erzeugen, der ein Gedicht aber gerade gut macht.

Ich empfehle Dir, einmal Lisa Gedicht "Überdauern" zu lesen und das, was sie da zu m Bild der Achäne recherchiert hat. Das stimmt perfekt und dann kann es auch wirken.

Herzliche Grüße

leonie

Verfasst: 30.12.2006, 13:16
von Max
Lieber Thomas,

nun muss ich noch einmal nachfragen:

"gleich welche Farbe du auch siehst, sie dämmert schwarz. "
passt mE schon zum Rest. Viele Menschen drücken, assoziieren Gefühe, Empfindungen mit Farben, und Schwarz ist im Grunde keine Farbe...


Dass Schwarz keine Farbe ist und Menschen Gefühle durch Farbenassoziieren ist ja hinlänglich bekannt, nur weiß ich nicht, warum es kein Widerspruch zum rest ist; ich hatte ja versucht anzudeuten, was mir daran widersprüchlich vorkommt: auf der einen seite sagst Du mit der Zeile so viel wie: "Du siehst schwarz" und in Zeile 4: Das Leben klebt an Dir wie längst verfaultes harz, während Zeile 1 und 3 dem lyr. Du Selbstbetrug vorwerfen. Wo ist der
Selbstbetrug?

Zu "verfaultes Harz" muss ich, siehe oben, nicht allzuviel sagen, ausser dass es mE nicht dem Selbstbetrug widerspricht. Ich selbst habe übrigens auch noch kein verfaultes Harz gesehen, doch ich könnte mir dennoch vorstellen, das es faulen kann, wie alles organische... ausserdem es ist ein Bild...


Oh etwas dazu zu sagen, warum das Bild funktioniert. Wenn Harz nicht faulen kann, was kann dann faulen, zu was assoziierts Du es?

..welkes, verdorrtes, verganges, totes Glück.. Der Gang zu Guillotine, soll die Abstraktheit darstellen, das durch eigene Lethargie, durch eigenes Verschulden und Selbstmitleid das Glück zerstört wird...


Hm, vermutlich ist die Schwierigkeit, dass ein Bild Abstraktheit darstellen soll … ?

"Restlos verstummt, zerfällt Dein Wille zur Ruine, "
...das größte Gut eines jeden Menschen ist für mich:Sein eigener Wille!!!! ich denke, dann macht es auch Sinn, oder?


Dir Kritik war doch nicht, dass der eigene Wille auftaucht, sondern, dass er auch noch auftaucht … es sind für mich zu viele Protagonisten in diesem Gedicht.

Was die Demut betrifft: sie galt mir hier als Synonym für "Unterwürfigkeit"...


Das sind aber keine Synonyme.

Ich denke, das Gedicht gewönne sehr durch Konzentration auf ein zwei funktionierende Bilder …

Liebe Grüße
Max

Verfasst: 30.12.2006, 13:18
von Max
Lieber Moshe,

Du interpretierst "lebend tot". Das ist nicht schwierig und trifft auch nicht meine Fragen. Wenn Du das Gedicht verstanden hast, kannst Du die ja vielleicht beantworten.

Liebe Grüße
max

Verfasst: 30.12.2006, 23:56
von lilly-rose
Liebe Leonie,

Du hast Recht. Der Titel wird im Text nicht mehr aufgenommen, denn er gehört zum Text. Er muss sich dafür nicht wiederholen, auch das Bild nicht.

Du musst doch nicht drüber wegpaddeln, über die "vielen" Bilder. Natürlich könnte man jedem viele Verse schenken, aber beißen sie sich?

Ich persönlich stelle Lyrik nicht gleichbedeutend mit einer wissenschaftlichen Abhandlung. Die Wissenschaft basiert auf gefestigten, fundierten Erkenntnissen, Lyrik lässt oft und gerne Raum für die individuelle Phantasie, Interpretation, für das eigene Empfinden. Da sehe ich doch einen erheblichen Unterschied.

Lisas Gedicht sehe ich mir gerne, und ganz bestimmt an.

Ich hoffe Du verstehst meine Einwände richtig. Es ist kein wehren, es ist ein Fragen.

Liebe Grüße
Thomas


Lieber Max,
ich antworte Dir später, mir kommt gerade etwas dazwischen...

Verfasst: 31.12.2006, 20:38
von Orit
Hallo Thomas!

Beim Reimen denke ich zunächst an meine "Küchenreime" zu Erheiterung von Arbeitskollegen und sonstige Blödeleien ... und erinnere mich an Diskussionen, ob es noch eine zeitgemäße Ausdrucksform ist.
Mir gefällt dein Gedicht mit Reim, es wirkt dadurch überhaupt nicht humoristisch usw. - trotz meiner genannten Assoziation zum Reim.
Du schreibst von einem lyrischen Du. Damit läßt du dem Leser offen, ob er sich selbst im Spiegel betrachtet, sein Spiegelbld, das DU sieht - und es bleibt offen, ob das DU in deinem Gedicht auch für einen selbst paßt. Und wie du in deinem Kommentar schreibst, du dich auch selbst einbeziehst. Das kommt in dem Gedicht rüber, das keinen "Zeigefinger" hat.

Liebe Grüße
an den Waldrand
Orit