Wortduell

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 28.12.2006, 21:43

wortduell

blank poliert
zuRecht gebogen
worte auf *
des messers schneide

ein hieb
ein stich
sie fallen schon

verlierer -
sind wir beide

* Zeilenumbruch geändert auf Anregung von Klara. Danke!


scarlett, 2006
Zuletzt geändert von scarlett am 03.01.2007, 15:14, insgesamt 3-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.12.2006, 22:36

Liebe scarlett,

mir gefällt das gut, gerade in seiner Kürze. Und ich glaube, der letzte Satz gilt für viele Arten des Kämpfens, vom Wortgefecht bis hin zum Krieg. "zuRecht" finde ich sehr gut in seiner Doppeldeutigkeit.

Ich habe überlegt, ob Du das "des" und evtl. auch das "schon" (mir war die Funktion nicht ganz klar) noch weglassen könntest.

Gern gelesen!

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.12.2006, 00:12

Liebe scarlett,

das ist gut! Du beschreibst dieses zwischenmenschliche "Sich-zerfleischen" durch Worte sehr gut.
Ich würde auch noch mehr kürzen und einheitlich klein schreiben, und die Bindestriche rausnehmen, so:

wortduell

blank poliert
zuRecht gebogen
worte
auf messers schneide ("des" rausgenommen + Bindestrich)

hiebe ("und" rausgenommen und hiebe plural)
stiche (dito)
fallen ("sie" und "schon" + Bindestrich rausgenommen)

Hier würde ich einen Absatz machen und dann beide Sätze hintereinander, Verlierer klein schreiben.
verlierer
sind wir beide


also insgesamt so:

wortduell

blank poliert
zuRecht gebogen
worte
auf messers schneide

hiebe
stiche
fallen

verlierer
sind wir beide


Saludos
Magic

Gast

Beitragvon Gast » 29.12.2006, 01:26

Liebe scarlett,

gefällt mir (natürlich), in dieser Kürze und wenn es um die Macht der Sprache, des Worts geht sowieso. Darüber habe ich so manchen Text verfasst. Du hast jmeines Wissens hier schon eine Reihe zum Thema gepostet.
Die Setzung mit kleinen Änderungen, die Gabi vorgenommen hat, würde ich persönlich bevorzugen, aber die Reihenfolge ändern in
stiche
hiebe

In einem Wortgefecht, kommen erst Sticheleien, dann die "Rundumschläge" jedenfalls nach meinem Dafürhalten.

Vielleicht würde ich mir dennoch überlegen, ob sich für "Auf des Messers Schneide" sowie für den Gefechtsvergleich, nicht evtl. doch andere Möglichkeiten aus dem starken, auch ungewöhnlichen Anfang
blankpoliert
zuRechtgebogen

entwickeln ließen.

Der Vergleich zwischen Streit und Schlacht ist halt nich neu.
Aber aus dem polierten und zuRechtgebogen, da könnten neue, kraftvolle Worte kommen, meine ich.

Nächtliche Grüße
Gerda

Louisa

Beitragvon Louisa » 29.12.2006, 11:22

Hallo Scarlett!

Ich finde dieses Gedicht wirklich gelungen! Ich würde gar nichts daran ändern (wobei ich die Kürzungs-Vorschläge der Damen über mir nicht schmählern möchte), aber mir gefällt es so am Besten!

Das hier:

ein hieb
ein stich


-Das erinnert mich an irgendetwas! Aber an was? An ein Märchen, glaube ich... Hat es etwas mit "Federstrich" zu tun? Ist das eine ganz berühmte Redewendung? Ich habe eben im Internet nachgesehen, aber ich finde nicht das, was ich suche. Naja, ist ja auch nicht von so großer Bedeutung.

Also das ist wirklich ein gelungenes Werk, Scarlett!
l.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 29.12.2006, 18:10

Ich schließe mich Louisa vorbehaltlos an.

moshe.c

scarlett

Beitragvon scarlett » 29.12.2006, 19:13

Hallo ihr lieben Kommentatoren,

zunächst einmal herzlichen Dank euch allen für die Beschäftigung mit meinem Gedicht und die Rückmeldungen!

@ leonie:
das "des" in "auf des messers schneide" brauche ich, liebe leonie, allein schon aus Gründen des Rhythmus`- gleiches gilt für das "schon" - ohne diese Wörter stockt mir das Ganze zu sehr.
Außerdem empfinde ich '"auf messers schneide" anders als hier "auf des messers schneide" - ersteres erinnert zu sehr an die Redewendung, etwas ist/steht auf Messers Schneide, d h kurz vor knapp. Bei zweiterem wollte ich das Bild verallgemeinern, mir vorstellen können, wie Worte sozusagen auf einem gefährlichen Grat hin und her wandern, was ja durchaus auch reizvoll sein kann.

@ magic:
Die Überlegung mit dem Plural hatte ich auch, liebe magic, bei "hiebe" "stiche" - aber sind es denn bei einem Fechtkampf am Ende denn mehrere? Auf den soll das Ganze ja letztendlich hinauslaufen, und da entscheidet am Schluß ein "finaler" Hieb dem dann ein Stich (touché) folgt. Deshalb werde ich den Singular beibehalten...
Aber die Gedankenstriche nehm ich raus, bis auf den einen nach "verlierer" und ja, das Wort werde ich auch in Kleinschreibung setzen.

@ gerda:
du hast nicht ganz unrecht liebe Gerda, was die Reihenfolge der beiden Wörter "hiebe" "stiche" anbelangt, erst die kleinen verbalen Stichelein usw. Andrerseits wenn ich auf den Fechtkampf hinauswill, s. o., d h dieses Bild haben will, dann müßte es so bleiben - außerdem gibts ja auch die Redewendung mit "etwas ist hieb- und stichfest", das hat auch Wiedererkennungswert....
Tja, natürlich ist der Vergleich zwischen Streit und Schlacht nicht neu, da hast du auch wieder recht, ich empfinde es allerdings so, wie ich es formuliert habe, schon recht stimmig.
Hmm, mal sehen...

@ Louisa:
mich erinnerte dieses hieb- und stichfest nur an die Redewendung- allerdings ist der von dir genannte "Federstrich" durchaus interessant, verweist er doch auf das geschriebene Wort, das nicht minder gefährlich und tödlich wirken kann.
Es freut mich, liebe Louisa, daß es dir so, in meiner Fassung am besten gefällt, klitzekleine Änderungen wird es allerdings geben.

@ moshe, last but not least - freut es mich besonders, dich mal wieder bei einem meiner Texte anzutreffen- Danke!

Liebe Grüße,

scarlett

Klara
Beiträge: 4531
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 02.01.2007, 19:39

Hallo,

den Umbruch würde ich - um das Kämpferische zu betonen - am Anfang so machen:
worte auf
des messers schneide

Sonst nix zu meckern, nur zu nicken ,-)

lg
klara

scarlett

Beitragvon scarlett » 03.01.2007, 15:12

Hallo Klara,

ja das leuchtet mir ein, ich werde es so setzen!

Hab vielen Dank und eine gute Zeit!

scarlett

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 03.01.2007, 15:18

liebe scarlett,

ja, wunderbar, wortwahl und setzungen

eine treffende beschreibung, dass wenn es auf der ebene der worte bleibt, es zum "gemetzel" werden kann.

wenn kein kontakt entsteht, wenn die selbstentwaffnung unmöglich, gibt es wohl oft mehr wie einen verlierer.

salve
hakuin

scarlett

Beitragvon scarlett » 07.01.2007, 00:11

Lieber Hakuin,

danke für deine Rückmeldung! Dein Lob freut mich.

Ja, ich bin der Ansicht, daß derjenige, der mit Worten umzugehen versteht, keine Waffen mehr benötigt.... *lol*

Gruß,

scarlett

Max

Beitragvon Max » 07.01.2007, 14:37

Liebe Scarlett,

der Inhalt dieses Gedichtes, das ich im positivsten Sinne zur Gebrauchslyrik zählen würde komtm mir sehr bekannt vor: Man hat den Eindruck, man müsste das jetzt unbedingt zurecht rücken, zeigen, dass man recht hat und verliert doch nur ... ich sollte es mir in deiner eingängigen Form über Bett und Schreibtisch hängen.

Liebe Grüße
Max

scarlett

Beitragvon scarlett » 09.01.2007, 06:46

Lieber Max,

in entscheidenden Augenblicken an die wo auch immer hin gehefteten/gehängten "Sprüche" zu denken, zu bedenken und dann, vielleicht, anders als gewohnt zu handeln - wenn das nur gelänge... ;-)

Lieben Dank für deine Rückmeldung.

Herzlichst,

scarlett


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