Hallo Thomas,
auch von mir natürlich ein Herzliches Willkommen!

Leider finde ich zu deinem Text keinen Zugang. Auch mir bereiten die Substantive Probleme, vor allem die Unmenge! Du trommelst eine Reihe von Empfindungen der (körperlichen) Liebe zusammen, die in deinem Text alle zugleich erlebt werden (sollen), das ist wie in einem dieser Hollywood-Filme, die einem angeblich von Liebe erzählen und Konstrukte erzeugen und Gefühlswallungen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben - empfindet man während man sich (körperlich) liebt, wirklich so wie du es beschreibst? All dies Existentielle zugleich? Muss man sich und die Liebste/den Liebsten mit Urgwalten gleich setzen, um sagen zu können, dass dieser Moment einen Zauber hat, der einen das Leben dichter/wahrer spüren lässt als vielleicht wenn man bei Aldi einkauft? Findest du, wenn du deinen Text liest, dass deine Beschreibungen das hervorrufen, was dem text an Erfahrungen oder/und Wünschen zugrunde liegt? Ziwschen all den Behauptungen, was da alles zugleich passiert, kann ich nichts Echtes mehr aufstöbern...jegliche Magie geht verloren, noch bevor sie entsteht und ich habe den Eindruck, das Lyr. Ich weiß nicht, wovon es erzählt....es ergießt sich in Klischees, die aus echter Sehnsucht entstanden sein können, aber für mich nichts Echtes berühren.
Zudem sind einige Ausdrücke nicht klar in ihrer Dichte, zum Beispiel:
stumme Blicke: du meinst wortlose Blicke oder? Stumm bedeutete doch, sie würden nichts sagen, aber die Blicke sagen eben doch etwas (anstelle von Worten meinst du), sonst könnten sie das gegenüber nicht berühren/heilen/auffangen, was auch immer.
Die Unglaubwürdigkeit steigert sich dann nochmal in der zweiten Strophe bis ins Unermessliche:
Wenn ahnend sich im Morgentau dein Lachen spiegelt
bejahtes Leben selbstbefreit nach Nähe strebt,
wie Lichtgestalten, Wissen Euphorie besiegelt,
erregtes Winden sanft den Damm der Flut entriegelt,
dann weißt du, dass dein Herz vor Geben bebt.
ahnend im Morgentau? wir springen mit einem Mal nach draußen
Vers 2,3 und 4 dann versuchen sinnliche Liebe und Wissen über die Welt in einem zu bannen, aber auf eine Art, dir mir einfach wenig lustvoll, kaum sinnlich und noch weniger weise erscheint.
Ob das Ich zudem in der letzten Zeile mit Geben beschäftigt ist, möchte ich bezweifeln, finde ich eine unnötig pathetische und philosophisch erhöhte Wendung. Warum einfahc nicht bei der Beschreibung der Lust bleiben?
Es tut mir Leid, dass ich so direkt kritisiere, aber du musst unbedingt aufpassen, dass dein Einfangen-Wollen sich anders niederschlägt als in Übertreibungen, die deine Intentionen unlesbar machen. Es ist mir unmöglich, noch zu fühlen, wovon du erzählen willst.Auch die Ich-Perspektive würde nichts Erhebliches an dem Eindruck, den der Text vermittelt, ändern.
Das klingt sicher anmaßend, weil auch ich nicht gerade die Poesie gepachtet habe, aber ich würde dir unbedingt empfehlen erst einmal auf NULL zurückzugehen. Versuch genau an der Situation dran zu bleiben, die du erzählen willst, halt dich von Reimen fern und versuch aufzuspüren, was übrig bleibt, wenn du die Bilder, die wir alle von der Liebe in uns angelernt bekommen haben, soweit es gehst zurückschiebst.
Liebe Grüße,
Lisa