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Blauer Traum

Verfasst: 22.12.2006, 22:52
von scarlett
Du kamst in meinen
blauen Traum heimlich
still und leise -
ummantelt nur
vom Wolkenschaum
einer fernen Reise

Ich sah dich deine
Worte tragen
wie einen schweren Bann -
die gabst du mir
ohne zu fragen
ob ich sie tragen kann

Dann gingst du
worterleichtert weiter
als wäre nichts geschehn -
allein ich blieb im
blauen Traum und kann
die Worte nicht verstehn

scarlett, 2006

Verfasst: 23.12.2006, 20:57
von Max
Liebe Scarlett,

ich kann mich gut in die Thematik des Gedichts hineindenken, finde auch die Bilder stark, dennoch wirkt das Gedicht auf mich noch nicht so, wie es wohl wirken sollte. Dies liegt wohl zum einen am Reim, den ich hier nicht so besonders mag, weil der dadurch entstehende Rhythmus für mich irgendwie (wenn ich nur wüsste, wie, aber das kann ich noch nicht sagen) den Zauber nimmt. Darüber hinaus bewege ich die ganze Zeit das Wort "Wolkenschaum" vor meinem geistigen Auge und weiß nicht so recht, ob mir das gefällt - denn die Wolken sind doch recht nahe an dem Schaumbild und außerdem klappt das bei mir mit den Farben der blauen Träume und der weißen Wolken nicht (naja, bei einer Bayrin geht die Kombination freilich ;-) ).

Liebe Grüße
max

Verfasst: 23.12.2006, 21:04
von scarlett
Hey Max,

danke für die Rückmeldung!

WEnn ich nur selber wüßte, was ich von diesem Gedicht halten soll.... Seit über einem Jahr in der Schublade, immer und immer wieder geändert...Irgendwas hakt hier... denke ich manchmal, dann wieder nicht...

Ja mit den Farben ... :-) das geht hier natürlich schon, solch einen Himmel habe ich des öfteren... aber ich denke, das ist es nicht.
Eigentlich denke ich, es ist die Gesamtheit- und vielleicht sollte das verschoben werden in die Textwerkstatt...
Ja, ich denke, vielleicht gehört es tatsächlich hin- wenn überhaupt noch was zu retten ist???

Frohes Fest und bis die Tage,

scarlett

Verfasst: 23.12.2006, 21:13
von Max
Liebe Scarlett,

textwerkstattlich klingt das eigentlich nicht für mich ... spricht denn irgendwas egegn die freie Form, ich denke, dass Du dort auch eher verdichten könntest und vielleicht hilft das, das Gedicht noch besser zu machen?

Liebe Grüße
max

Verfasst: 23.12.2006, 22:16
von leonie
Liebe scarlett,
mir geht es ähnlich wie Max: Ich kann mich absolut gut ins Thema verseten, habe aber Mühe mit den Reimen und auch mit dem "Wolkenschaum".

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 25.12.2006, 15:43
von Lisa
Liebe scarlett,
ich glaube auch, dass bei diesem Gedicht das Problem durch den Reim entsteht. Du weißt ja, ich habe schon ein paar Mal gesagt, wie schön ich oft dein Talent finde, einen Rhythmus des Gedichts zu schaffen, der den Reim so natürlich wirken lässt, dass er beim Lesen fast nicht auffällig ist und doch eben genau so bewirkt, dass die Zeilen einen Drang entwickeln, eine Dynamik, einen Bogen, der die Bilder ins Innere tragen.
Ich glaube, dass diese Art Rhythmus in diesem Gedicht fehlt. Vielleicht kann man das, wenn man den Text selbst liest, schwer einschätzen, weil für einen selbst ja der Rhythmus "da ist". Als ich den Text gelesen habe, bin ich beim ersten Lesen gar nicht ohne zu Stocken durchgekommen. Am Ende habe ich gemerkt, oh er hat ein "festes" Reimschema/Metrum. Dann habe ich wieder gelesen, aber ich war irritiert, musste nach den Reimen hinlesen. Das liegt wohl daran, dass jede Strophe ein rhytmischer Bruch (bezüglich der Hebungen und Senkungen?) hat, jedenfalls erfüllte keine Strophe diesbezüglich genau den Klang der Vorstrophe, es ist dadurch ein Lesegefühl als ginge man durch knietiefen Schnee, also von der Anstrengung her. Dadurch wirkt der Reim nicht mehr leicht. Die Bruchstellen sind für mich (immer in Bezug auf die Vorstrophe!):

ohne zu fragen


und

allein ich blieb im
blauen Traum und kann
die Worte nicht verstehn


Aber ich glaube, selbst wenn man diese Stellen "bereinigte", bliebe der Reim außen vor, vom Inhalt in diesem Gedicht getrennt...sie gehen nicht Hand in Hand, stützen sich nicht.

Daher würde ich in diesem Fall vielleicht auch für eine freie Form plädieren, zumindest in einer Neufassung, um auch dich selbst zum Reim zu positionieren? Vielleicht findest du über diesen Weg ja sogar zu einer Reimform zurück?
Inhaltlich ist der Aufbau ja klar und gelungen, jede Strophe erzählt einen Moment der schmerzhaften Begegnung, einen Geschichte erzählt zu bekommen, auf die einen der Erzähler dann aber nicht erlaubt von Innen heraus zu antworten und so einen mit der anerzählten Wunde allein lässt.

Der Wolkenschaum gefällt mir übrigens (genauso wie das ummantelt). Ich habe mehr Probleme mit dem worterleichtert, weil es die Bilder vorher, die ja genau von diesem Banntausch von lyr.ich und Du erzählen, bricht, weil es das Wort direkt nimmt.

Ich hoffe, ich bin jetzt nicht zu tief vorgedrungen, ich wollte nur auf deine Frage antworten, was in meinen Augen vielleicht die Wirkung des Textes mindert. Der Riesenabsatz ist vielleicht dem rein "formalen" Einwand nicht angemessen :-). Aber kürzer konnte ich es nicht sagen.

Liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 26.12.2006, 23:24
von scarlett
Liebe leonie, liebe lisa,

nein, ihr seid keineswegs zu tief vorgedrungen....

Vor allem dir, liebe lisa, danke ich die genaue und hinweisende art deiner interpretation.

Daß es hakt, ist mir ja selbst bewußt, ich wußte nur nicht, wo und warum... Dank deiner rückmeldung, lisa, ist mir das klarer... Ich versuche mal was anderes - nur es wird etwas dauern, da morgen schon wieder die arbeit ruft....

Ich danke herzlichst allen für die rückmeldungen, max als dem erstkommentator besonders.

Allerdings erwäge ich zum ersten mal auch die alternative, daß nichts geschehen muß, zu lange brüte ich schon über diesem text, vielleicht sollte ich ihn als versuch auch einfach stehen lassen...

Mit lieben grüßen an euch alle,

scarlett