Liebe scarlett,
ich glaube auch, dass bei diesem Gedicht das Problem durch den Reim entsteht. Du weißt ja, ich habe schon ein paar Mal gesagt, wie schön ich oft dein Talent finde, einen Rhythmus des Gedichts zu schaffen, der den Reim so natürlich wirken lässt, dass er beim Lesen fast nicht auffällig ist und doch eben genau so bewirkt, dass die Zeilen einen Drang entwickeln, eine Dynamik, einen Bogen, der die Bilder ins Innere tragen.
Ich glaube, dass diese Art Rhythmus in diesem Gedicht fehlt. Vielleicht kann man das, wenn man den Text selbst liest, schwer einschätzen, weil für einen selbst ja der Rhythmus "da ist". Als ich den Text gelesen habe, bin ich beim ersten Lesen gar nicht ohne zu Stocken durchgekommen. Am Ende habe ich gemerkt, oh er hat ein "festes" Reimschema/Metrum. Dann habe ich wieder gelesen, aber ich war irritiert, musste nach den Reimen hinlesen. Das liegt wohl daran, dass jede Strophe ein rhytmischer Bruch (bezüglich der Hebungen und Senkungen?) hat, jedenfalls erfüllte keine Strophe diesbezüglich genau den Klang der Vorstrophe, es ist dadurch ein Lesegefühl als ginge man durch knietiefen Schnee, also von der Anstrengung her. Dadurch wirkt der Reim nicht mehr leicht. Die Bruchstellen sind für mich (immer in Bezug auf die Vorstrophe!):
ohne zu fragen
und
allein ich blieb im
blauen Traum und kann
die Worte nicht verstehn
Aber ich glaube, selbst wenn man diese Stellen "bereinigte", bliebe der Reim außen vor, vom Inhalt in diesem Gedicht getrennt...sie gehen nicht Hand in Hand, stützen sich nicht.
Daher würde ich in diesem Fall vielleicht auch für eine freie Form plädieren, zumindest in einer Neufassung, um auch dich selbst zum Reim zu positionieren? Vielleicht findest du über diesen Weg ja sogar zu einer Reimform zurück?
Inhaltlich ist der Aufbau ja klar und gelungen, jede Strophe erzählt einen Moment der schmerzhaften Begegnung, einen Geschichte erzählt zu bekommen, auf die einen der Erzähler dann aber nicht erlaubt von Innen heraus zu antworten und so einen mit der anerzählten Wunde allein lässt.
Der Wolkenschaum gefällt mir übrigens (genauso wie das ummantelt). Ich habe mehr Probleme mit dem worterleichtert, weil es die Bilder vorher, die ja genau von diesem Banntausch von lyr.ich und Du erzählen, bricht, weil es das Wort
direkt nimmt.
Ich hoffe, ich bin jetzt nicht zu tief vorgedrungen, ich wollte nur auf deine Frage antworten, was in meinen Augen vielleicht die Wirkung des Textes mindert. Der Riesenabsatz ist vielleicht dem rein "formalen" Einwand nicht angemessen

. Aber kürzer konnte ich es nicht sagen.
Liebe Grüße,
Lisa