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Verfasst: 26.11.2006, 15:20
von leonie
wegen Veröffentlichung gelöscht
Verfasst: 26.11.2006, 20:31
von scarlett
Liebe leonie,
ich tue mich etwas schwer mit diesem Gedicht, obwohl es mir eigentlich gefällt und ich viele der Bilder richtig wundervoll finde. Aber ich krieg das Ganze irgendwie nicht zusammen.
Ein lyrIch erlebt/beschreibt einen rabenschwarzen Tag (das sind solche Tage, an denen alles und jedes fad und unecht und laut und und und... ist - kenne ich auch nur zu gut). Ihm zur Seite steht jedoch ein Du, das begleitend zwar kaum gefühlt wird vom Ich sondern eher "gewußt" - das ist tröstlich, das hilft.
So weit so gut - aber dann: S 4, 5 und 6 - ganz starke Bilder "Lichtflecken kleiner Ewigkeiten", "Hoffnung als Brautkleid", "kahlgeschorene Träume" - aber ich kann sie nicht einordnen. Soll das einfach "Vergangenes" darstellen, das jetzt nicht mehr ist und die folgende letzte Strophe ein "und Trotzdem" .... ? Das Wissen um das Du, um alles was war, erweist sich als tragfähig durch dunkle Stunden, über dunkle Zeiten hinweg... meinst du das so?
An zwei sprachlichen Forumlierungen/Bildern hänge ich ebenfalls:
zum einen am "streift das Licht deine Nervenbahnen" - das ist mir im Moment nur etwas sehr anatomisch, (und ich empfinde es irgendwie als Fremdkörper) sehe darüber hinaus nicht, wofür es stehen soll?
zum anderen "ich kralle mich fest//wie ein Keim in der Erde" - krallt sich ein Keim fest? Da verlassen mich meine botanischen Kenntnisse...
Nichtsdestotrotz beeindruckt mich dieses Gedicht und läßt mich nicht los...
Liebe Grüße,
scarlett
Verfasst: 26.11.2006, 21:32
von leonie
Liebe scarlett,
Dir schon jetzt vielen Dank, ich möchte noch ein wenig warten, ob sich noch andere äußern und wie sie den Text auffassen, bevor ich mehr dazu schreibe.
Liebe Grüße
leonie
Verfasst: 26.11.2006, 23:57
von Mucki
Liebe leonie,
als ich dein Gedicht las, musste ich sofort an meinen Prosatext "Lichtkreis" denken, in dem das Ich im Wachkoma liegt, ihn an ihrer Seite sieht, aber nicht fühlen kann und die Erinnerungsfetzen.
So lese ich auch dein Gedicht. Das Ich ist sehr krank, kann nichts spüren, fühlt große Dankbarkeit, dass es von "ihm" begleitet wird. Die Erinnerungssequenzen sehe ich in den Versen 4 und 5, wobei in Vers 5 der Schicksalschlag, die Krankheit erwähnt wird.
"Kahlgeschorene Träume" assoziiere ich mit Chemotherapie. Und der letzte Vers drückt aus, wie sehr das Ich kämpft, sich festkrallt am Leben.
Saludos
Magic
Verfasst: 27.11.2006, 07:45
von scarlett
Ja, liebe Magic, das wäre tatsächlich eine Lesart - die ich nicht erkannt habe.
Und doch, .... und doch....
Grübelnde Grüße,
scarlett
Verfasst: 27.11.2006, 13:23
von Mucki
Liebe scarlett,
vielleicht liege ich auch total daneben, wer weiß ...
Ich bin gespannt, was andere aus den Zeilen lesen und natürlich vor allem, was leonie meint
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Ich habe nur etwas gezögert, weil es unter Liebeslyrik steht, aber es passt durchaus dorthin, schon durch den Titel, LI erkennt, wie wertvoll es ist, den Partner an seiner Seite zu haben, gerade in solch schlimmen Zeiten.
Saludos
Magic
Verfasst: 27.11.2006, 17:08
von Perry
Hallo leonie,
auch mir gefallen einige Bilder in deinem Text sehr gut, den ich als inneren Monolog des lyrischen Ichs einschätze, weil das lyrische Du kaum eigene Konturen hat. Die schwarzgekleideten Tage interpretiere ich dabei als Todesahnung.
LG
Manfred
Verfasst: 28.11.2006, 16:30
von leonie
Liebe scarlett, liebe Gabriella, lieber Manfred,
entschuldigt, dass ich mich jetzt erst melde, bei uns waren sämtliche Telefonleitungen lahmgelegt, so dass ich auch nicht auf die Seiten des Blauen Salon kam. Danke für Eure Rückmeldungen. Gabriella, Du kommst meiner eigenen Intention sehr nah, ich hatte an einen kranken menschen gedacht, aber eher mit Depressionen. Ich habe eine Frau vor Augen, die mir oft sagte, in der zeit der Depression kann sie nicht fühlen. Und das scheint sehr schrecklich zu sein.
Die Informationen sind da, auch das Wissen um glücklichere Zeiten, aber das alles ist nicht mit einem Gefühl zu verbinden.
Ich finde es nicht schlimm, wenn andere anderes dazu assoziieren, ich mag ja gerne "offenere" Texte.
Scarlett, die sprachlichen Anmerkungen lasse ich mir noch durch den Kopf gehen,
Liebe Grüße Euch dreien und danke nochmal!
leonie
Verfasst: 28.11.2006, 16:57
von Mucki
Liebe leonie,
ja, dein Gedicht trifft sogar sehr gut auf eine Depression zu!
Nur ein Vers springt m.E. aus dem Rahmen, dieser hier:
Wir aßen uns satt
bis ein Glücksschwindel uns
hinter den Horizont trug
Es ist der einzige, in dem das "Wir" vorkommt. Hier sollte jedoch auch in Ich-Form geschrieben werden, da der Glücksschwindel beim LI stattfindet, nicht beim "Wir", du könntest den "Glücksschwindel" auf das LI beziehen, in dem du z.B. schreibst:
bis mein Glücksschwindel ..... (oder so ähnlich, ist nur ne Anregung)
So behältst du die Linie. Was meinst du?
Saludos
Magic
Verfasst: 28.11.2006, 19:52
von leonie
Liebe Gabriella,
ich bin mir nicht sicher, ob ich das ändern will, weil ich gerne eine Strophe haben wollte, die auf Gemeinsames zielt, dass auch das gewesen ist, weiß das lyrIch, auch wenn es in dieser Depression jetzt einsam ist. Dieses Gemeinsame ist vielleicht das, was den Partner bleiben lässt...
Liebe scarlett,
ich habe die Nervenbahnen jetzt rausgenommen, den Keim aber erst noch drin gelassen, weil ich im Sinn hatte, dass man das Wurzeln treiben als sich festkrallen verstehen könnte.
Ich warte nochmal ab, vielleicht äußert sich jemand dazu...
Liebe Grüße
leonie
Verfasst: 28.11.2006, 19:56
von scarlett
Liebe leonie,
besser, viel besser... meine bescheidene Meinung zu der geänderten Stelle.
Und wie wär es denn schlichtweg mit "Wurzeln" an der besagten zweiten?
Grüße,
scarlett
Verfasst: 28.11.2006, 20:52
von leonie
Liebe scarlett,
danke, dass Du Dich nochmal meldest und für das "viel besser". Ich verbinde mit dem Keim noch mehr die Möglichkeit, dass etwas Neues entstehen kann, deshalb fällt es mir so schwer, mich davon zu trennen. Ich warte nochmal ein paar Tage ab...
Liebe Grüße
leonie
Verfasst: 28.11.2006, 21:43
von königindernacht
Dein Text berührt, und er lässt verschiedene Interpretationen zu. Eigenartig- vielleicht durch den Totensonntag angeregt, entsteht bei mir das Bild eines Menschen auf dem Friedhof, der noch den Armdruck des ihm vertrauten aber nun toten Menschen spürt. Als sei er noch neben ihm/ihr.
Es ist ein guter Text und ich bin froh, dass das Anatomische aus ihm entfernt ist. Auch wenn ich erahne, was du mit "wetterfester" Haut meinst (Man kann alle Wechsel verkraften) passt es dennoch nicht so recht in mein Textverständnis. Vielleicht liegt das darin, dass ich erst einmal ganz große Nähe zu einer Frau mit Depressionen hatte. Ihre Stimmungen wechselten wie die Wetter, damit umzugehen musste ich erst lernen. Aber sie war nicht wetterfest. Das musste eher ich sein. Aber in deinem Gedicht spricht ja sie..
Ein guter Text! Herzlichst, KÖ
Verfasst: 29.11.2006, 13:42
von leonie
Liebe Kö,
vielen Dank für Deine Rückmeldung und das Lob. Ich habe nach einigem Hin-und Herüberlegen mich entschlossen, das "wetterfest" ganz zu streichen, ich denke, der Relativsatz sagt schon das aus, was ich meinte.
Liebe Grüße
leonie