Seite 1 von 1

Schönheitsfehler

Verfasst: 19.11.2006, 14:46
von Perry
Schönheitsfehler


Nur noch ein letztes Mal
will er die Richtige finden
humorvoll soll sie sein

Soll hin und wieder
seinem Augenschalk erliegen
dem tiefen Blick hinein

Dann macht es nichts
wenn sie einen Makel
mit sich herumträgt

Denn auch er
ist nur ein Träumer
der an zu hohen Bäumen sägt

Verfasst: 24.11.2006, 16:16
von Iris
Lieber Perry,

hättest Du die letzte Zeile weggelassen, wäre mehr Raum für Leserphantasien, so frage ich mich, warum ein Träumer das tun muß und finde es befremdlich: entweder er träumt oder er verwirklicht seinen Traum,
doch warum muß er an hohen Bäumen sägen? Kann er das denn nicht sein lassen und träumen ...

Ansonsten mag ich Dein Gedicht, ungünstig ist solcher Anfang, denke ich, wie:

Nur noch

Ein letztes Mal empfände ich sinnvoller, auch wenn es nicht ganz korrekt übermittelt, daß der gute Träumer, es wirklich nur noch einmal tun möchte, worin schon ein gewisses Scheitern eines nur Versuchens mir entgegengrinsen will ...
Möchtest Du dieses vorprogrammierte Scheitern wirklich ausdrücken?
Wenn er es nun tatsächlich sicheren Herzens ein letztes Mal täte ...?
Nur so ein Gedanke ...

Liebe Grüße
Iris

Verfasst: 25.11.2006, 10:47
von Perry
Hallo Iris,
freut mich, dass dich meine Zeilen zu solchen Überlegungen anregen konnten. Der Text ist ein wenig an die bayerische Humoreske "Der Brandner Kaspar" angelehnt, der dem Tod beim Kartenspielen ein paar Jahre Leben abgeschwindelt hat. Die eigentliche Aussage der Zeilen steckt in der Formulierung "es lohnt nicht mehr", weil sie das Ganze zur Farce werden lässt, den eigentlich befinden wir uns ja gerade in diesem Spiel, das wir bekanntlich nur gewinnen können, wenn wir aus dem was wir mitbekommen haben versuchen das Beste zu machen. Natürlich schwingt auch ein wenig Hoffen mit, beim nächsten Spiel vielleicht bessere Karten zu bekommen (lächel).
Danke für dein Interesse und LG
Manfred

Verfasst: 25.11.2006, 15:41
von Iris
Hallo, lieber Manfred,

Na, das sieht dem Gedicht keiner an, woran es anlehnt.
Ich denke, daß ist auch ganz gut so, wenn es dadran nicht anlehnen muß.
Für mich ist das Leben halt kein Spiel unbedingt, sondern ein Geschenk, ja man kann auch ein Spiel geschenkt bekommen, doch es gibt auch andere Spiele und Geschenke, solche, wo es nicht nur um gewinnen und verlieren geht, selbst im Gesellschaftsspielebereich ist das möglich. Sind rar gesät, doch ich besitze zwei solcher Kinderspiele und mir fallen auch noch mehr ein, die nicht nach Strickmuster abendländischer Kartenspiele oder Sieger-Verlierer- Strickmuster sind.
Ja, es lohnt nicht mehr, solche Spiele immer und ewig zu spielen, wenn das Leben so viele Möglichkeiten bietet, lächel zurück.
Das Leben kann doch auch ein Tanz sein, Liebe, Musik, Malerei usw.
Sicher, diejenigen, welche unser Leben nur in solch Kartenspiele pressen und uns reduzieren wollen darauf, gibt es und sie sind stark.

LG Iris

Verfasst: 25.11.2006, 20:35
von Lisa
Lieber Perry,

ich verstehe das Ende des Textes nicht: Warum sägt ein Träumer an zu hohen Bäumen? Ist er böse, weil die Früchte zu hoch hängen und will die Bäume töten, um an sie heranzureichen? Oder spielt dieses Bild auch auf den "Brandner Kaspar" an?

Ich dachte erst, es ginge darum, auch trotz Enttäuschungen romantisch zu bleiben und sich die Hoffnung zu behalten, um auf eine zu treffen, die vielleicht nicht mehr die Jüngste/Schönste/..., aber eben Gleichgesinnte der Träume. Aber so richtig geht das Bild in diese Richtung nicht auf.

Liebe Grüße,
Lisa

PS: herumtragen zusammen

Verfasst: 25.11.2006, 22:18
von Perry
Hallo Iris,
es freut mich, dass du soviele Facetten in dem kleinen Text entdeckt hast.
Danke für dein Interpretation und LG
Manfred

Hallo Lisa,
das ist das Problem, wenn man Metaphern zu wörtlich interpretiert.
Das Sägen an zu hohen Bäumen soll eigentlich nur heißen, dass das Lyrich von Trauben träumt, die zu hoch hängen.
Danke fürs genau Lesen und deinen Hinweis.
LG
Manfred

Verfasst: 29.11.2006, 16:10
von Lisa
Lieber Perry,
ich glaube nicht, dass ich an dieser Stelle die Metapher zu wörtlich interpretiere bzw. - ich kann nicht anders, als das "sägen" als stattfindend zu denken. Daher geht für mich die Metapher nicht auf, weil das lyr. Ich, das als guter Mensch dargestellt werden soll, es in meinen Augen nicht ist.

Woe wäre vielleicht?

Denn auch er
ist nur ein Träumer
der an zu hohen Bäumen hangelt/klettert

Aber ich glaube, dir ist das Bild lieb und dann ist es ja auch gut so. Man muss ja nicht immer in allen seinen Bildern übereinstimmen :-)

Liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 29.11.2006, 16:35
von Perry
Hallo Lisa,
danke für deinen Vorschlag. Ein Grund für das "sägt" ist natürlich auch der Reim.
LG
Manfred

Verfasst: 06.12.2006, 10:54
von Lisa
Lieber Perry,
ja, ich weiß, ich habe den Reim oben mal dreist "geopfert" zu Gunsten des Inhalts ;-).
Aber gut, da für dich das Bild stimmig ist, sind meine Vorschläge natürlich unnütz für dich, ginge mir, wenn es mein Text wäre, sicher genauso...letzter, zaghafter Versuch...man könnte Strophe 3 und vier ja auch komplett....:hut0039: . Ach nagut, wir sind hier einfach verschiedener Meinung, aber das macht ja nichts. Bis zum nächsten Gedicht!

Liebe Grüße,
Lisa

herumträgt übrigens immer noch in einem Wort geschrieben... :a045:

Verfasst: 06.12.2006, 19:13
von Perry
Hallo Lisa,
danke für deine Nachsicht und den Rechtschreibhinweis. Das Ganze ist ja auch ein klein wenig selbstironisch gemeint (lächel).
LG
Manfred