augenblick (1. Titel: anfangsmagie)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Cara

Beitragvon Cara » 06.11.2006, 17:01

überarbeitete Fassung:


augenblick


es blitzt
in den ahnungslosen
dauerregen
hinein

doch das geschehen
nagt bald
am versprechen
des ersten augenblicks

dein lächeln
widerstand
wildes wissen darin
versandet

das licht täuscht
es ist schon wieder nacht
winterwinde
kommen von osten



erste Version:

anfangsmagie


es blitzt
in den ahnungslosen
dauerregen hinein

anfangsmagie

doch das geschehen
der nähe magerste stufe
nagt bald am versprechen
der ersten augenblicke

dein lächeln
widerstand
wildes wissen darin
versandet

der tag täuscht
es ist schon wieder nacht
(in ihr hat keine häme platz)

winterwinde
kommen von osten



(c) Cara
Zuletzt geändert von Cara am 10.11.2006, 09:12, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 07.11.2006, 13:48

Liebe Cara,

Dein Gedicht lässt mich ein wenig unentschlossen. Auf der einen Seite finde ich einige Formulierungen wirklich gekonnt, z.B. das Ende

der tag täuscht
es ist schon wieder nacht
(in ihr hat keine häme platz)

winterwinde
kommen von osten


Zum anderen aber habe ich mit anderen Formulierungen, mit Namen in Strophe 3

doch das geschehen
der nähe magerste stufe
nagt bald am versprechen
der ersten augenblicke

Probleme. Gerade die "Magerste Stufe" lässt mich unwillkürlich an Quark denken, woanders kenne ich die Formulierung nicht. Darüber hinaus hat auch das Gedicht etwas von einem Blitz - eh man es begreift, ist es verschwunden ... einen Spannungsbogen, der mehr auf das gelungene Ende vorberiete, fände ich sehr schön.

Liebe Grüße
max

Mucki
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Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 07.11.2006, 13:56

Liebe Cara,

mir gehts wie Max mit dem Vers:

doch das geschehen
der nähe magerste stufe
nagt bald am versprechen
der ersten augenblicke


er bricht irgendwie aus.
Du nennst dein Gedicht "Anfangsmagie", das hat mich neugierig gemacht (mein Nick *g*),
doch gerade diese Magie fehlt mir in deinen Zeilen.

Sehr gelungen finde ich:

dein lächeln
widerstand
wildes wissen darin
versandet


"wildes wissen" ist klasse!
Saludos
Magic aka Gabriella

Cara

Beitragvon Cara » 07.11.2006, 16:25

Hallo Max und Magic.

ihr habt beide vollkommen Recht.....in dem Gedicht geht alles viel zu schnell.
Es baut sich kein „Spannungsbogen“ auf und bevor es anfängt, ist es schon wieder
zuende. Im Titel von Magie zu reden, ist demnach Verwirrung des Lesers, das sehe ich
jetzt auch.
Das Gedicht ist gestern entstanden und ich habe mir wohl zu wenig Zeit gelassen,
es ruhen zu lassen.

Aber danke für die partielle positive Rückmeldung bzgl. einzelner Absätze aus dem Text.

Ich werde in mich gehen und mit neuem Ansporn und Blickwinkel an dem Gedicht herumwerkeln.
Vielleicht wäre auch als Titel besser „Anfangseuphorie“ ....mal sehen.

Danke vielmals für die Hilfe bei der Textarbeit!!!

LG
Cara

PS: Max, heute ist in meiner Gegend der absolute Nebeltag. Von früh an hat er sich auf alles
gelegt und ist bisher nicht gewichen. Das geht aufs Gemüt. Aber als ich deine Bemerkung mit dem
Quark (deine Assoziation bei „der Nähe magerster Stufe“) las, da musste ich laut lachen und war für eine Weile guter Stimmung.

Perry

Beitragvon Perry » 07.11.2006, 16:41

Hallo Cara,
dein Text gefällt mir gut. Gerade das Schlussbild "winterwinde
kommen von osten (manchmal auch von Norden-lächel)" macht den verblassenden Zauber der Anfangsmagie deutlich. Man genießt sie und weiß doch, dass sie schnell vorbeigeht.
Etwas Textarbeit würde dem Gedicht sicher gut tun:
Hier ein Vorschlag aus meiner subjektiven Sicht:

blitze
im dauerregen
doch bald nagt zweifel
an ihrer leuchtkraft

dein lächeln
widersteht
wildes flackern darin
verblasst

das helle täuscht
es ist wieder nacht
winterwinde
kommen von osten

LG
Manfred

Max

Beitragvon Max » 07.11.2006, 18:16

Liebe Cara,

die Bemerkung war auch eher lustig und gar nicht bös gemeint ...

Liebe Grüße
max

Cara

Beitragvon Cara » 07.11.2006, 21:49

Lieber Max,


lächel, ja, das habe ich auch genauso empfunden....es hat mir den heutigen äußeren und inneren Nebel für einen kleinen Moment gelichtet....Danke!



Manfred,

dein Kommentar hat mich erfreut! Du als "geostationär" bewanderter Dichter wirst schon wissen, woher die Winterwinde kommen, lächel...

An die weitere Textarbeit an meinem Gedicht werde ich mich bald begeben, mir deinen Alternativvorschlag zu Gemüte führen und beim weiteren Wort- und Sätzefeilen bedenken (wird nur etwas dauern). Habe vielen Danke für die Mühe. Es scheint viel Prägnanz darin zu stecken. Das mag ich.

Liebe Grüße
Cara

Gast

Beitragvon Gast » 08.11.2006, 11:24

Liebe Cara,

ich finde diesen Text, durch und durch interessant und bin auf eine Überarbeitung sehr gespannt.

Mal abgesehen vom Titel, der gut und gern einfach 'anfangs' lauten könnte, um die Erwartungshaltung des Lesers nicht in eine "pathologische" Richtung zu schrauben, habe ich mit dem in Klammern gesetzten Satz gerade deshalb ein Problem, weil doch Gefühle im Aufkeimen beschrieben werden und die Reflexion darüber insgesamt kritisch ist. Der Satz ist m. E. überflüssig.
Möglichweise denke ich aber auch zu "eingleisig"
Einen Spannungsbogen vermisse ich allerdings nicht, der ist bei der lakonischen Spiegelung m. M;. nicht nötig, wieso braucht ein Gedicht überhaupt einen Spannungsbogen frage ich mich gerade... ein Erzählgedicht vielleicht...

Liebe Grüße
Gerda

Cara

Beitragvon Cara » 08.11.2006, 11:38

Liebe Gerda,

ich bin just in diesem Moment mit dem Umschreiben dieses Gedichtes zugange.....Spannungsbogen hin und her - wenn ich den aufzubauen versuche, wird es in der Tat ein Erzählgedicht.....der Satz in Klammern ist im Moment schon von mir geopfert worden, lächel....

aber wie das so ist:
Erst mal kommt lauter Murks bei raus....da muss ich noch viel dran rumfeilen. Es ist wie bei einem Kaleidoskop-Mosaik, welches beim Drehen wieder in tausend Stücke zerfällt.
Deine Vorschlag für den Titel werde ich in die Gedanken miteinbeziehen.
Vielen Dank zunächst für deine Rückmeldung!

Cara

Cara

Beitragvon Cara » 09.11.2006, 10:43

Ihr Lieben,

ich habe mich nach euren Kommentaren dem Gedicht noch einmal zugewandt;
der Titel hat sich geändert....und was darüberhinaus dabei herausgekommen ist,
könnt ihr im Folgenden lesen. Ob’s besser ist, keine Ahnung.....ein bereits geschriebener
Text klebt oft so an einem......man kann sich schwer lösen:

Liebe Grüße
Cara



magischer augenblick


es blitzt
in dein ahnungsloses dasein
hinein

entfesselt
die kralle der lebenssucht
die immer lauert

du fühlst dich freigestoßen
steigst hoch hinauf
in sehr dünne luft

doch die bewegung täuscht
das geschehen nagt bald
am zauber des ersten augenblicks

dein lächeln
widerstand und wildes wissen darin
gefriert

winterwinde
kommen von osten

Gast

Beitragvon Gast » 09.11.2006, 12:51

Liebe Cara,

ich habe mir extra ein Lesenzeichen gesetzt bei deinem Text, damit ich weiterverfolgen kann, was daraus wird.
Hier noch einmal zu Erinnerung die Ursprungsversion. Ich habe mir erlaubt, mal im Text zu streichen.
Wenn du den Titel noch anpasst, vielleicht etwas wie "zauber des augenblicks", magie ist so hart, meine ich, dann bleibt der Charakter deiner ersten Fasssung erhalten, die m. E. sehr viel besser (echter) ist als die zweite.
Was meinst du?

Liebe Grüße
Gerda

Cara hat geschrieben:anfangsmagie


es blitzt
in den ahnungslosen
dauerregen hinein
anfangsmagie

doch das geschehen
der nähe magerste stufe
nagt bald am versprechen
der ersten augenblicke

dein lächeln
widerstand
wildes wissen darin
versandet

der tag täuscht
es ist schon wieder nacht
(in ihr hat keine häme platz)

winterwinde
kommen von osten


(c) Cara

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 09.11.2006, 13:24

Ich grüße euch und bin voller Feude über das immer besser werdenden Gedicht. Gerdas Variante bringt es auf den Punkt, verdichtet das, was zu sagen ist, hervoragend. Ich nehme noch ein Wörtchen raus, wenn du erlaubst, liebe Cara:

anfangsmagie

es blitzt
in den ahnungslosen
dauerregen hinein

doch das geschehen
nagt bald am versprechen
der ersten augenblicke

dein lächeln
widerstand
wildes wissen versandet

...

Cara

Beitragvon Cara » 09.11.2006, 19:18

Hallo Gerda
Hallo Königin,

ich danke euch für eure Resonanz und die Ideen für die
letztendliche Version meines Gedichtes.

Gerda:
ich habe mich entschlossen, das Wörtchen Magie lieber wegzulassen. Es scheint zu viel zu versprechen (was es dann nicht liefert), ist insofern vielleicht zu dick aufgetragen.
Daher denke ich, dass ganz einfach „augenblick“ als Titel reicht.

Statt Tag werde ich Perry’s Voschlag mit dem „Hellen“ übernehmen, denn der Blitz täuscht ja erst einmal Helligkeit vor (kurz).



Königin der Nacht:
Ich möchte das kleine Wörtchen „darin“ in der Strophe mit dem Lächeln doch gern lassen, denn es ist ja nicht eine Aufzählung von „Lächlen – Widerstand – Wildem Wissen“, sondern Widerstand und Wissen liegen im Lächeln.

Ich stelle jetzt mal eine neuerliche Version ein, die hoffentlich uns allen zusagt.
Danke für eure Mitarbeit!

LG
Cara



augenblick


es blitzt
in den
ahnungslosen dauerregen
hinein

doch das geschehen
nagt bald
am versprechen
des ersten augenblicks

dein lächeln
widerstand
wildes wissen darin
versandet

die helligkeit täuscht
es ist schon wieder nacht
winterwinde
kommen von osten

pandora

Beitragvon pandora » 09.11.2006, 19:39

liebe cara,

das ist auch so eines, wo ich denke: unheimlich gut, aber mich außerstande sehe, irgendetwas konstruktives beizutragen. :16:
wie gut, dass die anderen so nützliche hinweise hatten. es freut mich, mitverfolgen zu können, wie der gute text (noch)besser wird.

lg
p.


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