Gruß der Nacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Phygranimus

Beitragvon Phygranimus » 03.02.2006, 19:43

Gruß der Nacht

Die Dämmerung bricht in den Tag hinein,
der Horizont verfinstert jeden Schein.
Die Besessenen ziehen in die Nacht;
sie gröhlen, johlen suchen Macht;
und mißhandeln des gerechten Schlaf,
sie haben daran kein`Bedarf.
Das Fahrzeugrauschen zerdrückt den Klang,
des Naturkonzert - hat kaum Belang.
Doch plötzlich brausen, heulen Winde,
der Regen peitscht der Dinge Rinde.
Das Wasser schüttet Energie,
tanzt in den Straßen, wie noch nie.
Des Wassers Atem reißt Kanäle,
alte Kunst, die ich jetzt quäle
ruft aus des Donners Tosen Laut,
so daß es selbst Gerechten graut.
Die Wasserkraft entfacht die Glut,
sie tötet und gebärt die Brut.
Da, wo sich schon die Fluten lösen,
gereinigt vom Stumpfsinn des Bösen,
wachsen die Dinge schon mit Klang.
Nur die Dummheit fragt noch lang,
weil sie gar taub ist für die Stimmen,
denn Neuland sollen sie erklimmen.
Doch auch der Mensch wird es noch lernen,
man darf die Schöpfung nicht entfernen,
sondern muß mit Mutgespür
klopfen an des Kreisels Tür.
Und fürchtet nicht der Türe Wächter,
denn er mag des Menschen Kunstgelächter.

Gedicht von Klaus ( auch v. 2001 )

g.

Beitragvon g. » 04.02.2006, 16:36

Ich mag die Aussage dieses Gedichtes (Natur schlägt zurück), aber die gezwungene Reimform schreckt mich ein bisschen ab, weil ich das Gefühl habe, du kannst das, was du wirklich mitteilen willst, nicht aussprechen, weil sich darauf nix reimt, und deshalb ergeben nicht alle Sätze einen Sinn. Oder er bleibt mir verborgen. Vermutlich sieht jemand, der viel und gern reimt, dein Werk wieder ganz anders.

Ich habe mal auf einer Berghütte ein Schild mit folgendem Spruch gelesen:

Da der Mensch von heute sich so benimmt,
Als würde es die Natur nicht geben,
Kann es sein,
Dass die Natur von morgen sich so benimmt,
Als würde es den Menschen nicht geben.


Das wär dann sozusagen die Kurzfassung. ;o)

Phygranimus

Beitragvon Phygranimus » 04.02.2006, 21:34

Guten Abend zusammen,
ja, ich habe es kapiert, meine Reime sind zu gezwungen,
ich habe aber auch Aussagen auf Lager, die ziemlich harter Tobak
sind und wenn ich die zu deutlich bringe...
Es wurden auch Dinge in Fabeln gepackt, weil man es den Königen
nicht ins Gesicht sagen konnte und bei mir steht auch einiges zwischen
den Zeilen.

Hallo g.

In Gruß der Nacht stecken aber noch einige Kurzfassungen mehr !

Gruß v. Klaus

g.

Beitragvon g. » 04.02.2006, 21:38

Ich denke, wir können harten Tobak ertragen. :cool:

Phygranimus

Beitragvon Phygranimus » 04.02.2006, 22:45

Man weiß aber nicht, wer alles mitliest. :???:



Frage an den Administrator:
Gilt eigentlich ein Text als veröffentlicht, wenn man ihn in ein Forum stellt ?

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 04.02.2006, 23:54

Ich bin zwar nicht der admin, aber die Antwort lautet: JA.

Das ist meine Erfahrung durch andere Foren, durch eines, was ich selbst mal betrieb, und dem überwältigenden Anteil an Menschen, die bei Verlagen tätig sind.

Internetveröffentlichung wird in der Regel als Veröffentlichung betrachtet, auch was z.B. Wettbewerbe und Ausschreibungen betrifft.

Ob website oder Blog oder Forum ist ganz egal.

Wie eng das allerdings im Einzelnen gesehen wird weiß ich nicht, da ich selbst noch nie an Wettbewerben teilgenommen habe mit Texten, die ich bereits im www veröffentlicht habe, wenn die Vorgabe "unveröffentlicht" hieß.

Na ja, anderseits kann man Texte editieren und löschen, wenns mal eng sein sollte... :mrgreen:

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Beitragvon BlauerSalon » 06.02.2006, 11:24

Hallo Phygranimus,
ich weiß nicht wie andere Foren es handeln. Dein Text gilt im wohl positivsten Sinne, den es gibt, als veröffentlicht: Andere können ihn lesen!

Aber bestimmte Konsequenzen gelten hier nicht: Du hast durch das Posten deines Textes z.B. dem blauen Salon keine Veröffentlichungsrechte zugestanden, es ist und bleibt ganz dein Text.

Übrigens glaube ich auch, dass hier alle harten Tobak vertragen können. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass auch DU ihn rauchen musst, wenn es Antworten gibt :grin:

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Beitragvon Lisa » 06.02.2006, 11:32

Lieber Phygranimus,
ich bin "normalerweise" die hier, die auch immer an den Reimen rummäkelt. Komischerweise empfinde ich bei diesen Zeilen von dir das Reimen nicht als störend oder gezwungen, sondern ich finde, dass es zu der ganzen Art und sogar dem INhalt des Textes passt. Der Text hat für mich einen Klang, der noch mit dem Mysthischen verwoben ist, ein Textgebirge, wenn man das so sagen darf. Mir erschließt sich die Aussage des Textes durch die letzten vier Zeilen:

sondern muß mit Mutgespür
klopfen an des Kreisels Tür.
Und fürchtet nicht der Türe Wächter,
denn er mag des Menschen Kunstgelächter.


, die mich wieder in meiner Annahme bestärken, dass die Form des Textes deshalb so gewählt ist, weil sie von der Kunst als Ausdrucks- und Erklärungsform erzählt, die eben anders ist als die Rationale.

Viele Philosophen, z.B. Hegel und auch Nietzsche, sehen die Kunst als eine frühere Form des Erkennens, den Anfang des Differenzvermögens.
Deshalb finde ich das formelhafte des Reims in diesem Text als nicht störend.

Phygranimus

Beitragvon Phygranimus » 11.02.2006, 12:16

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Antworten,

Gruß der Nacht kann man theatralisch vorlesen;

auch wenn bei Reimen das Maß der Silben nicht ganz paßt,
kann man kleine Pausen einfügen, die das ausgleichen.

Beim Lesen hat dann ein Gedicht sicher immer andere
individuellen Wirkungen / Gefühlsauslösungen.

Es ist sicher vorstellbar, was für eine Art Nacht mich zu
diesem Gedicht inspiriert hat.
Die Endzeilen haben wieder mit dem Sein zu tun,
dem Kreisel der Existenz, da sicher auch der Gesamtkosmos an
eine Kreisform annähert.
Für höhere Wesen müssen wir so, wie Kinder sein und Erwachsene
freuen sich ( sollten ), wenn die Kinder glücklich sind und lachen und
Kunst haben wir überall in verschiedenen Qualitäten.

Ich glaube nicht, daß Kunst eine frühere Form des Erkennens ist,
sondern ein ewiger Begleiter des Seins ( vorhandene Kunst und erkennende Kunst in stetiger Wechselwirkung ),
so wie die Zeit ein Existenzbegleiter ist.
Auch andere Lebewesen erkennen sicher die Kunst in einer Art, die
uns Menschen regulär verschlossen ist.
Somit hast Du dann doch recht mit der Form des Erkennen, aber das
primäre ist sicher der Beitrag zum Wesen des Seins, so wie es Liebe
und Zeit auch sind.
---ein schwieriges Thema, wenn man gedanklich eintaucht---
Man muß darüber meditieren und gefühlsmäßig einsteigen,
das kann nur jeder selbst in seiner eigenen Relativität
und alle Gefühle sind dann sicher nicht in Worte faßbar.

Grüße von Klaus


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