nach(t)gebaren

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Iris

Beitragvon Iris » 03.11.2006, 19:10

nach(t)gebaren

Hier gibt es zwei Versionen:

es endet die vorstellung
der vorhang senkt sich hernieder
ich kann mir nun ausmalen
was vorgezeichnet wurde

sich gespenstergleich
empfangen mich die schattengesichter
meiner seele
auf straßen und wänden
lauern sie als schreckgestalten der phantasie

tödliche umarmung
droht
wenn meinesgleichen sich spiegelt
in einer dunkelmondnacht


nach(t)gebaren

es endet eine vorstellung
der vorhang senkt sich hernieder
etwas zeichnete sie vor
und ich male es aus

gespenstergleich
empfangen mich schattengesichter
ruheloser seelen
sie lauern als schreckgestalten
hinter hausecken und wänden
möchten ins reich meiner
phantasie gehören

tödliche umarmung droht
wenn menschen sich an
zärtliches berühren kaum
noch erinnern
spiegellos wende ich
schädlichen zauber ab
während einer
dunkelmondnacht



nach(t)gebaren

es endet die vorstellung
der vorhang senkt sich
ich male mir aus
was vorgezeichnet wurde

gespenstergleich
schreckt mich mein dunkel sich
wandelnder begleiter
auf straßen und wänden
lauert er
empfangen mich schattengesichter
ruheloser seelen
als spukgestalten
hinter hausecken und gebüsch

tödliche umarmung droht
wenn menschen sich an
zärtliches berühren kaum
noch erinnern
meinesgleichen sich spiegelt
in einer dunkelmondnacht
Zuletzt geändert von Iris am 05.11.2006, 09:06, insgesamt 5-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 03.11.2006, 19:24

Liebe Iris,

das ist gar nicht so einfach zwei Versionen parallel zu kommentieren.

Zunächste einmal zum Titel. Was "nachtgebaren" ist, kann ich erahnen, was "nachgebaren" ist,. eher nicht so - vielleicht gibt es aber einen noch glücklicheren Titel.

es endet die vorstellung
der vorhang senkt sich hernieder


das "die" ist eindeutig besser als "eine". "Hernieder" halte ich für überflüssig, es sei denn Du willst, dass man es das Gedicht eindeutig geographisch ansiedeln kann.

ich kann mir nun ausmalen
was vorgezeichnet wurde


halt ich für besser als

etwas zeichnete sie vor
und ich male es aus


denn bei letzterem weiß ich nicht, wer "sie" ist. Besser erschiene mir aber noch

Ich male vorgezeichnetes
aus

oder so ähnlich.

gespenstergleich


erinnert mich zu sehr an Stephen King. Ob nun

schattengesichter
meiner seele


oder "ruheloser seelen" das musst du wissen, denn es ändert ja doch den sinn sehr stark.

auf straßen und wänden
lauern sie als schreckgestalten der phantasie


finde ich auch wieder besser als die zweite Version, aber die phantasie würd eich weglassen, das reltaiviert es ja schon von außen.

tödliche umarmung
droht
wenn meinesgleichen sich spiegelt
in einer dunkelmondnacht


finde ich sprachlich gelungen - man könnte aber überlegen, ob man nicht eine neumondnacht nimmt, was denkst du?

Liebe Grüße
max

Iris

Beitragvon Iris » 03.11.2006, 19:41

Lieber Max, hilft mir erstmal weiter, ich schlaf nochmal drüber ;), danke!
Liebe Grüßlein Iris

Max

Beitragvon Max » 03.11.2006, 20:13

Ich hoffe auf eine gute Eingebung in deinem Schlaf.

Gute Nacht
max

Iris

Beitragvon Iris » 04.11.2006, 11:05

Lieber Max,

ich habe Stephen King nicht gelesen, ob das wohl was macht, wenn Frau dann ähnliche an jemand erinnernde Wortsschöpfungen kreiert, frag ich mich
oder ob es in weiblicher "Fruchtbarkeit" dann trotzdem angelegt sein darf von Natur aus, also von mir aus ja.

"phantasie" weglassen ist ein guter Hinweis, nehme ich an.

mit den "schattengesichtern meiner" und "ruheloser seelen" weiß ich schon in etwa ...

"sie" ist auf vorstellung bezogen ...

LG Iris

Max

Beitragvon Max » 04.11.2006, 14:38

Liebe Iris,
der Hinweis auf Stephen King war nicht als Plagiatsvorwurf gemeint, sondern als Hinweis darauf, welche Art Ideen und Stimmung dieser Teil bei mir erzeugt - natürlich darf alles angelegt sein, es sein denn Du schribeest King einfach ab ;-) , die Frage war eher, ob es in Deiner Intention lag.

Liebe Grüße
max

Iris

Beitragvon Iris » 05.11.2006, 08:37

Ja.
Ich mach mal jetzt aus beiden ein Gedicht mal sehen, ob das gelingt. Von der "dunkelmondnacht" trenn ich mich ungern.

Siehe oben. nachgebaren: nach der Theatervorstellung ;)

Liebe Sonntagmorgengrüße Iris


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