begriffe

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Hakuin

Beitragvon Hakuin » 01.11.2006, 14:29

begriffe

wie der schatten
der blätter im
sonnenlicht


© hakuin06

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.11.2006, 13:19

Hallo Hakuin,

ich finde hier keinen Zugang. Wenn da als Titel "begreife" stehen würde, dann schon eher.
Aber irgendwie fehlt mir etwas, dass ausdrückt, wie LI damit umgeht oder welche Konsequenz LI zieht.
Etwas ratlose Gabriella

Last

Beitragvon Last » 02.11.2006, 13:27

Hallo Hakuin,

mir geht es auch so, als ob etwas fehlt. Der Schatten der Blätter im Sonnenlicht ist mir zwar auch ein Begriff, ich weiß wie das aussieht, sollte darin aber mehr stecken als das, so begreife ich das nicht :confused:
In diesem Fall solltest du zumindest noch ein Wort setzen, entweder ein Verb oder Adjektiv im Gedicht, das eine Richtung einschlägt, oder den Titel ändern, so das klar ist, ob ein Substantiv im Plural oder ein Verb im Konjunktiv I gemeint ist...

LG
ein rätselnder Last

Cara

Beitragvon Cara » 02.11.2006, 13:48

Hallo Hakuin,

ich empfinde ähnlich wie Magic und Last:
Der Leser bräuchte noch einen Begriff mehr, eine kleine Bemerkung:

Wie wäre es mit:

bewegen sich (oder ein Verb, welches deinem Gefühl nahekommt)
oder
sind beweglich
oder einfach nur:

beweglich...(oder ein änliches Adjektiv)


So sähe es dann aus:

begriffe

beweglich
wie der schatten
der blätter im
sonnenlicht


Es kann natürlich sein, dass du garnicht am so etwas wie "beweglich" dachtest.
Liebe Grüße
Cara

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 02.11.2006, 14:22

Ich vermute, dass "begriffe" hier als etwas gemeint ist, das für etwas anderes steht, aber selbst "nichts" ist: Im Vergleich zu den Blättern im Sonnenlicht ist ihr Schatten flach und unlebendig ... um nicht zu sagen: tot. Aber angenehm, sich darin aufzuhalten, wenn die Sonne brennt ...

Nur so ein Gedanke ...
lG Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
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(Ikkyu Sojun)

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 03.11.2006, 08:28

@
zefira&
magic&
last&
cara

soh,

nun begreife ich, dass ihr meine kleigeschrieben BEGRIFFE auch als "begreifen" i.S. von verstehen interpretiert.
hat eine nacht gedauert ;-)

ändert das dann eure sichtweise:

Begriffe

wie der Schatten
des Blätter
im Sonnenlicht
(das wäre dann die vesion von cara, nur dass sich dann das "beweglich" auflösen kann)

natürlich könnte ein banales SIND die lesart zugänglicher machen.... möchte ich jedoch ausschliesssen

danke sehr wünsche viel
hakuin

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 03.11.2006, 09:11

nun begreife ich, dass ihr meine kleigeschrieben BEGRIFFE auch als "begreifen" i.S. von verstehen interpretiert.


... ich hatte es gar nicht so verstanden ... Siehe oben.

lG Zefira
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.11.2006, 09:34

Lieber Hakuin,

ich glaube, ich gehe mit der philosophischen Aussage deines Gedichts nicht konform ;-).

(Philosophisch: Ein bisschen Platon, Höhlengleichnis/ ein bisschen Aristoteles, Kategorienlehre, ein bisschen Nominalismusstreit kann ich erkennen, wenn das Absicht ist, können wir da gerne anknüpfen ;-)).

Ich denke nicht, dass Begriffe Abbilder (von Abbildern, von Abbildern...) sind. Abbilder gibt es nicht, was soll das sein (deshalb liebe auch die Metapher so, die ist ja auch kein Abbild, sie ist magisch!), wie sollten sie existieren? genau so wenig macht es Sinn, sie als dingreal zu bezeichnen. Dieser an Gegenständen orientierte Existenzblick auf Sprache und ihre Bedeutung, wie er in deinem Gedicht vorherrscht, ist für mich nicht ergiebig (~sinnleer), dmait kommt man nicht weiter, die Gliederung führt in allzuschnell befriedigende Gehirnsackgassen. :-)

Ich empfehle eine Dosis Wittgenstein :-). 2mal täglich a 5 Seiten, dieses Mittel kann bedenkenlos über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, auch wenn es abhängig macht. Zu Risiken (Studium der Philosophie und anschließende Arbeitslosgikeit, Unverträglichkeit und Brechreizraktion bei Schulmetaphysik) und Nebenwirkungen (ab und an unsinniges geschwafel, besonder sunter Alkoholeinfluss, Quineaffinitäten) fragen sie ihren Professor oder Altphilologen, in keinem Falle aber ihren Anlagenberater!

Liebe Grüße,
Lisa

PS: Ich hoffe, du nimmst mir meine etwas..."saloppe" Antwort nicht übel, sprachlich finde ich dein Gedicht sogar recht gelungen, ich mag die Bildwahl (Blätter...)...der Rest ist ein bisschen Übersprungshandlung.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Zefira » 03.11.2006, 09:40

Hm, ich habe zwar Wittgenstein nicht gelesen, aber hier -
Lisa hat geschrieben:Dieser an Gegenständen orientierte Existenzblick auf Sprache und ihre Bedeutung wie sie in deinem Gedicht vorherrscht ist für mich nicht ergiebig

- fiel mir ein, auch die Sprache selbst ist ja "nur" ein Abbild der Gegenstände, folglich ist auch das Gedicht nur ein Begriff für das, was es meint, entlarvt sich also selbst - sollte es überhaupt das sein, was Haikuin gemeint hat.
Irgendwie ist mir jetzt schwindlig. :12:

lG Zef
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Beitragvon Lisa » 03.11.2006, 09:44

Liebe zefira,
dass Hakuin sich seinen text selbst entlarven lässt, traue ich ihm durchaus zu! Ich bin mir sicher, dass er mit solchen Ebenen spielt (und dafür mag ich seine, hui, hall Hakuin, deine...texte sehr!)

Trotzdem ist und bleibt für mich die Argumentationsebene -..naja, s.o. :-)

Liebe entschwindelnde Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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Last

Beitragvon Last » 03.11.2006, 10:29

Ja, jetzt nach den Erläuterungen dazu muss ich einsehen, dass meine Verständnisprobleme hausgemacht waren und nicht durch das Gedicht provoziert wurden ;-)



Demnach ziehe ich aus diesem kleinem Textlein nun folgende Thesen:

1.) Begriffe sind Abbilder im weitesten Sinne
2.) von dem, was zwischen uns und der Erkenntnis steht,
3.) jedoch auch vor deren Hitze schützt
4.) und manchmal deren Wärme abblockt
5.) oder uns erschreckt.
6.) Begriffe sind verschwommen,
7.) beweglich
8.) und un(an)fassbar.



Als Aussage über die Qualität des Gedichtes reicht dann wohl die oben stehende Liste von Interpretationsansätzen.
Philosophisch entferne ich mich, ebenso wie Lisa, davon, nur, dass ich Wittgenstein nicht kenne, sondern nur meine eigene Meinung habe, die dem entgegensteht. :razz:

1.) Die Welt ist das Abbild,
2.) der Begriffe, die eindeutig sind
3.) und leuchten,
4.) denn sie liegen der Seele sehr nahe.
5.) Zwischen Begriffen und Worten besteht ein Unterschied,
6.) da Begriffe nicht frei interpretierbar sind,
7.) Worte jedoch schon,
8.) da diese ein Abbild sind,
9.) entweder eines Begriffes
10.) oder von etwas Materiellem.

LG
Last
Zuletzt geändert von Last am 03.11.2006, 10:52, insgesamt 3-mal geändert.

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Beitragvon Zefira » 03.11.2006, 10:35

Das ist ja klasse. Du siehst die Welt als Abbild der Begriffe, nicht umgekehrt?

Erinnert mich an die These, dass das Leben die Kunst nachahmt ... :daumen:

lG Zefira, immer schwindliger
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Last

Beitragvon Last » 03.11.2006, 10:51

Das ist gar nicht so unnormal, von Platons Ideenwelt über die christliche Genesis bis hin zu Carl Gustav Jungs Archetypenlehre ist das in verschiedensten Variationen immer wieder aufgetreten :smile:

Max

Beitragvon Max » 03.11.2006, 20:04

Liebe Zefira,

nun die Welt als Abbild der Begriffe zu sehen ist ein klassischer philosophischer Ansatz .. oh gerade sehe ich Last hat das auc shcon geschreiben, dann schweige ich mal fein stille ...

Liebe Grüße
max


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