Blauer Salon

Wie in jedem jahr
Hebe ich das fallobst auf.
Die krone so hoch

Hallo Niko

Klassisch gesehen ist es vermutlich eher ein Senryu. Haiku sollten ja eigentlich reine Naturbeobachtungen sein und kennen kein LyrIch. Aber wenn ich im Internet Haiku lese, begegnen mir Texte zu Dutzenden, die diese Regeln ignorieren.
Der Inhalt kommt jedenfalls bei mir an. Die hängenden Früchte kann man nicht erreichen, das Fallobst muss einem genügen. Nicht neu weder Thema noch Bild, aber ein allzu realer Zustand im Leben vieler Menschen.

MfG

Jürgen

Hallo Niko,

wenn du den Titel, also "Herbst-Haiku" weglässt und das Gedicht für sich allein stehen lässt, wirkt es kraftvoller und man versucht als Leser nicht zu ergründen: Ist es nun ein Haiku oder nicht? (Vom Versmaß ist es eines, aber ein Modernes, aber Haiku haben keine Titel), ein Senryu ist es nicht, weil am Schluss keine Pointe enthalten ist, das nur nebenbei.

Viel interessanter aber ist die Aussage deines Gedichtes, die klasse ist! Und durch Weglassen des Titels lenkst du den Leser nicht ab vom Gehalt deiner Zeilen
Saludos
Gabriella

Ich bin auch sehr für das Weglassen des Titels.

Ansonsten empfinde ich es ungemein plastisch.

moshe.c

hallo ihrs!

das problem ist ja, gabriella, das man einen titel nehmen muss. ansonsten kann ich ja kein thema eröffnen. was ich allerdings tun werde, ist, im eigentlichen ordner den titel rausnehmen.

danke auch dir, moshe für deinen kommentar.

die bilder sind nicht wirklich neu, jürgen. da geb ich dir recht. aber manchmal will man / ich auch nicht immer das rad neu erfinden müssen. und zu herbst passt die früchte metapher nun mal gut. vielleicht ist es zu "plastisch" wie moshe schreibt. kann etwas "zu" plastisch sein?

fragende grüße: Niko

Hallo Niko,

nöö, ich finde es sehr anschaulich und gut so.

Wg. Titel: du kannst ja im Betr. schreiben "Ohne Titel", mach ich auch so, wenn ich keinen will.
Saludos
Gabriella

Niko, da hast du mich falsch verstanden: Von 'zu plastisch' schrieb ich nichts. Mir ist es ungemein plastisch, was heißt: Wie eine gut gearbeitete Skulptur!
Das Bild, welches du warfst, ist so gut gelungen, daß ich dreidimensional drinn sein kann.
Ich sehe, rieche, höre alles. Ich bin am und im Baum, im Herbst, im Licht dieses Bildes, usw., ja ich sehe mich das Fallobst aufsammeln, die kleinen wilden Birnen z.B., die Generationen vorher in der Landschaft, in der du lebst, an Wegrändern gepflanzt wurden auf Boden, der der Gemeinde gehört, usw..
Dieses 'wie in jedem jahr' schafft mir eine unmittelbare Nähe in die Szene, als wenn ich da selbst bin.

Toll, Niko!!!

Hallo Niko,

schon mal dran gedacht, dein Gedicht "Apfelernte" zu nennen?

Liebe Grüße
Marlene

NJKahlen hat geschrieben:wie in jedem jahr
hebe ich das fallobst auf
zu hoch die krone

salve!

guter text, besonders der geschmack der "einsicht" des "sammlers", dass er sich mit dem begnügt was nahe liegt und erkennt: zu hoch!

hakuin

lieber niko,

der text spricht mich an, nur der titel nicht.

was hältst du von "erntezeit"?

gruß, aram

Lieber niko,

ich finde die hinter deinem Kurzgedicht stehende Idee richtig gut.

Ein Haiku ist es nicht.
Dein Gedicht "funktioniert" viel mehr im übertragenenen Sinn ...

"wie jedes Jahr",
beruht auf Erfahrung und nicht etwa auf Beobachtung und sich daraus ergebenden Gedanken, einer tiefer gehenden Ebene.

Aber ich könnte es mir sogar noch verknappter Vorstellen.

Zu Hoch (als Titel)

... wie in jedem Jahr
hebe ich das Fallobst auf...


M. M. wäre es so stärker, weil jeder Leser sofort ergänzen kann.
Außerdem stört mich das eigentlich "schöne" wort Krone hier sehr, obwohl es ja von Baumkrone abgeleitet ist.
Da dein Gedicht aber viel mehr im übertragenenen Sinn funktioniert s. o., meine ich, du solltest "Krone" weg lassen.
Wenn du es zu einem Haiku schreiben willst, hier eine Anregung, kein Verbesserungsvorschlag

Die Früchte hängen hoch.
Vor der Ernte -
Fallobst sammeln.

Denn auch der Selbstbezug des Lyrich im Haiku, von Meistern manchmal hergestellt, ist so eine Sache für sich.

Aber nichts desto trotz, ich finde den Gedanken entscheidend, der dich zu diesem Text inspiriert ha,t und ich hätte nicht so viel dazu geschrieben, wenn ich nicht fände, dass es sich lohnt.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende.
Gerda