Mischung

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.10.2006, 21:52

Mischung

Das Blau deiner Augen
hätte auch ein Grün sein können.
Es hätte nichts geändert an der Sympathie
mit dir durch die Tore zu gehen,
und doch war dein Rot das Entscheidende
im Verlauf der näheren Begegnung im Bett,
auf das ich gehofft hatte in der langen Zeit
der vermeintlichen Begegnungen, unzählbar
im Fluß der Momente ohne dich.
Meine blonden und schwachen Farben
vermischen sich nun zum Kulminieren
in einer Art Gesättigtheit, zum Essen
von Gelingen und Ausdruck,
der dir, mir, uns fehlte.

Wenn wir sterben
ist ein grauer Stein
über uns.


2, Version:

Mischung

Das Blau deiner Augen
hätte auch ein Grün sein können.
Es hätte nichts geändert an der Sympathie
mit dir durch die Tore zu gehen,
und doch war dein Rot das Entscheidende
im Verlauf der näheren Begegnung im Bett,
auf das ich gehofft hatte in der langen Zeit
der vermeintlichen Begegnungen, unzählbar
im Fluß der Momente ohne dich.
Meine blonden und schwachen Farben
vermischen sich nun zum Höhepunkt
in einem wachsenden Frieden, genießen
von Gelingen und Ausdruck,
der bisher ganz fehlte.

Wenn wir sterben
ist ein grauer Stein
über uns.
Zuletzt geändert von moshe.c am 24.10.2006, 20:19, insgesamt 4-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 19.10.2006, 20:31

Lieber Moshe,

gut an diesem Gedicht finde ich Dein Spiel mit den Farben, nicht nur das blau, das grün und das rot, sondern auch wie sich mit den schwachen Farben des lyr. Ichs mischen. Stark ist das Gedicht auch, wo es konkret wird.

Schwächer finde ich es dort, wo wir miterleben, wo es /der Autor nach Worten zu ringen scheint, beispielsweise hier

der dir, mir, uns fehlte.

oder hier

in einer Art Gesättigtheit


wo mich die "Art" stört (und auch ein wenig die Gesättigtheit).

Ich rechne es dem Gedicht aber hoch an, dass ich es verstehen kann :-).

Liebe Grüße
max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.10.2006, 21:05

Lieber Max!

Auch Orit sagte: Endlich mal wieder ein Gedicht, daß ich verstehe.

Ich verstehe euch beide, aber der Moshe hat halt so seine Eigenheiten. :-) , die er auch gern schreiben will.

Über die Details deiner Kritik mache ich mir Gedanken und antworte morgen bestimmt.

Moshe und Moses

Max

Beitragvon Max » 19.10.2006, 21:09

Lieber Moshe,

Eigenheiten haben wir doch alle, zu den meinen gehört, dass ich gerne verstehe, was ich lese ;-) ...

Liebe Grüße
max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.10.2006, 22:36

Lieber Max!

Da haben wir eine Eigenheit gemeinsam, doch das gelingt nicht immer. So muß ich mich auch in den Bereich des Fragens bewegen, aber auch das hilft mir nicht immer gleich.
Auch versuche ich immer zu verstehen, was ich sehe und erlebe, und auch hier gibt so gewisse Probleme, die ich manchmal aufschreibe und poste, in der Hoffnung, jemand möge es verstehen.
Aber das gelingt eigentlich fast nie und so bleibt mir immer nur zu erklären, was ich verstehe, und zu bewundern, was Andere anders verstehen.

Mit liebem Gruß auf weiteres Bemühen

Moshe

scarlett

Beitragvon scarlett » 20.10.2006, 07:56

Lieber Moshe,

fast möchte ich auch sagen, endlich mal wieder was, was verstehe... :idee: (wenn auch nicht restlos).

Die Idee find ich sehr gut, das Spiel mit den Farben ist genial ("schwache Farben" - hätt mir gewünscht, mir wär sowas mal eingefallen) und wie du das bis zum Schluß durchgehalten hast (der "graue Stein").
Die Zeile mit dem "mit dir durch die Tore gehen" läßt ein sehr eindringliches und gleichzeitig zartes Bild vor meinem inneren Auge entstehen - ja, das alles gefällt mir sehr gut.

ABER: Probleme hab ich vor allem mit dem "Kulminieren" - das klingt mir - sorry - so gestelzt, das paßt nicht zum Übrigen.

Des weiteren mit den Zeilen "zum Essen/vom Gelingen und Ausdruck/der dir, mir, uns fehlte"

Ich hab das so verstanden, daß gemeinsam etwas erreicht ist, was allein nicht möglich war - aber diese merkwürdig "abstrakten" Wörter erschweren find ich unnötig.
Oder hast du damit was ganz anders gemeint???

Werde ich wohl noch öfters lesen, dein Gedicht....

Liebe Grüße,

scarlett

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 20.10.2006, 09:30

Hallo moshe

Zu diesem Text wurde ja schon einiges gesagt. Ich möchte daher nur herausheben, dass ich den letzten Teil sehr gelungen finde. Scheinbar ein Gedankensprung hin zum Tod, aber über die Farbe "Grau" wurde eine sehr gute und vor allem passende Verbindung zum restlichen Text geschaffen. Es gibt dem Gedicht was.

MfG

Jürgen

Louisa

Beitragvon Louisa » 20.10.2006, 10:42

Hallo Monsieur Zitrone!

Endlich wieder ein Moshe-Gedicht :smile: ! Mir gefällt das auch sehr gut und das Farbenspiel ist Dir gut gelungen!
Ich habe nur wieder einige kleine Fragen:

...Sympathie
mit dir durch die Tore zu gehen,


...sagt man da wirklich "Sympathie" ?-Mm..aber ich glaube man kann es schon sagen... "Die Vorliebe mit Dir durch..." -Ja, man kann es sagen! (Aber so ein Wort wie "Vorliebe" würde für mich besser ins Gedicht passen...wie Du meinst!)

Dann kommt:

der vermeintlichen Begegnungen


-Was sind "vermeintliche" Begegnungen? Entweder man trifft sich oder nicht...oder? Außerdem kommen die schönen "Begegnungen" da schon zum zweiten mal...also Du hast sicherlich eine Erklärung dafür, aber beim ersten mal finde ich den Zusammenhang viel stärker!

Das (haben ja schon fast alle gesagt):

zum Kulminieren
in einer Art Gesättigtheit, zum Essen
von Gelingen und Ausdruck,
der dir, mir, uns fehlte.


...passt nun gar nicht zum Rest, finde ich. Das ist viel zu abstrakt und dann gleich so viele "große" Wörter hintereinander...das ist zu viel für meinen Kopf! (Große Worte = Art Gesättigtheit, Gelingen, Ausdruck)...wenn man so ein Wort im Gedicht benutzt (das ist zumindest meine Theorie) muss es mit einem klaren Bild verbunden werden...Wenn es da alleine steht wirkt es ziemlich blass.

Aber ich will mich nicht daran aufhalten, denn das Gedicht an sich ist wirklich große Klasse! Besonders die Verbinung von Lebens-Farben zum grauen Ende!

Es gefällt mir sehr gut, Monsieur Z. !

Apfelgrüße,
l.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.10.2006, 15:41

Hallo!

Es wurde wohl Zeit mal wieder etwas von der anderen Seite der Münze zu zeigen.
Ich bedanke mich für die sehr freundliche Aufnahme meines Gedichtes und die außerordlich gelungene Kritik, die sich nun in einer zweiten Fassung wiederspiegelt (s.o).

Louisa: 'Sympathie' lasse ich, da 'Vorliebe' eine zeitliche Dimension hat, die sich in den darauffolgenden Zeilen zeigt.

Shalom

Moshe

Gast

Beitragvon Gast » 20.10.2006, 17:39

Lieber Moshe,

auch mir gefällt dieses Farbenspiel ausnehmend gut und die Einfachheit der Worte in Version 2 spiegelt ja keine Einfachheit des Inhaltes wieder. Ich finde, ganz im Gegenteil, dass die Vereinfachung der Wortwahl deinem Inhalt mehr Gewicht, mehr Kraft verleiht.

Wunderschön, Moshe

:) Bea

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 24.10.2006, 20:18

Vielen Dank nochmal für die freundliche Aufnahme dieses Textes und die Verbundenheit meiner Person mit dieser Seite meiner 'Münze'.

Ich editiere nun nochmal das Wort 'Gesättigtkeit' gegen das Wort 'Frieden'

Moshe


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