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Wanderdüne
Verfasst: 13.10.2006, 20:19
von Eliane
Wanderdüne
Von deinem warmen Leib getragen
windreisend über Hügel groß
lass ich mich tragen sommerleicht
mit weiten Armen zügellos
Auf meiner Wanderschaft mit dir
rinnt wie durch ein Stundenglas
was meine Seele aufgestaut
was abzubauen sie vergaß
Und alle Seufzer alle Klagen
verlieren sich im Abgesang
von Sandlawinen schaurig-schön
gleich dunklem Nebelhörnerklang
© Eliane
Verfasst: 14.10.2006, 17:44
von Louisa
Hallo Eliane!
Also ich bin gebeistert von dieser Formulierung:
Von deinem warmen Leib getragen
...wenn Du damit die Düne meinst und davon gehe ich aus.
Wenn Du mit der Düne getragen wirst, weshalb dann über Hügel? Die Düne ist doch der Hügel...mmm...trotzdem gefällt mir auch das hier:
lass ich mich tragen sommerleicht
Das mit der Verbindung zur Seelen-Sanduhr ist auch sehr schön, aber für mich genügt eigentlich schon die Aussage, dass man sommerleicht die Arme von sich streckt. Ich finde das wäre schon fast wieder ein eigenes Gedicht wert (mit dem Stundenglas).
Auch der "Abgesang der Sandlawinen" ist schön, da könnte das Gedicht für mich auch fast schon enden.
Ich weiß, dass ich so den ganzen schön zusammengefügten Reim missachte, aber es geht ja doch mehr um die Aussage und eigentlich wird das Schwerelose Glücksgefühl auf einer Düne schon am Anfang sehr schön beschrieben. Dann folgen ja eigentlich nur weitere schöne Bilder dafür...mmm...
Das wirft bei mir Fragen auf...zum Beispiel: Wieso die inhaltliche Wiederholung?
Aber eigentlich will ich gar nicht so blöd fragen, weil mir das Gedicht vom Thema her und besonders die erste Zeile richtig gut gefallen!
(Vielleicht kannst Du mein Problem ja auch verstehen....oder jemand anders.)
Liebe Grüße,
l.
PS: Welche Düne war das denn?
Verfasst: 14.10.2006, 19:08
von Gast
Liebe Eliane,
das Lyrich wandert mit einer Wanderdüne, und vertraut sorgen und Ängste dem Sand an, so habe ich den Text gelesen.
Ich habe ein Problem mit dem Bild der Wanderdüne, die du so positiv umreisst.
Das Bild welches du zeichnest, klingt verheißend, nach Sommer nach Urlaub, aller Sorgen ledig.
Wie passst dass zu Dünen, die wandern und auch Unheil anrichten können, in denen man nicht herumtollen soll?
Sich fortbewegender Sand bedeutet Gefahr...
Den "Gesang" der Düne hast du treffend beschrieben, glaube ich, aber mit den ersten beiden Strophen komme ich nicht zu Recht.
Ich finde die Idee interessant, auch wenn sie m. E.etwas "hinkt". Aber das Stundenglas - weil so oit schon gehört im Kontext mit verinnender Zeit/Sand - mag ich nicht mehr so gern hören )
Dann noch zum Reim:
V 2
Auf meiner Wanderschaft mit dir
rinnt wie durch ein Stundenglas
was meine Seele aufgestaut
was abzubauen sie vergaß
Abgesehen, davon, dass dieses zweimalige "was" an 2 Zeilenanfängen stört, (das zweite kannst du leicht durch und ersetzen),fehlt in Z.2 eine Silbe.
z. B. rinnt Sand wie durch ein Stundenglas
Liebe Grüße
Gerda
[i]
Verfasst: 14.10.2006, 20:00
von Louisa
(Aber es gibt doch auch viele Dünen, die kein "Unheil" anrichten... Meine Wenigkeit tollte einst lange Zeit auf der Dune de Pyla umher und es ist nichts böses außer sandigen Kleidern geschehen!...Wo sind denn die bösen Dünen anzutreffen, Gerda ?)
Verfasst: 14.10.2006, 23:24
von Eliane
Liebe Louisa,
erst mal Danke für's Lesen und Gefallen!
Zu deinen Anmerkungen:
Was die Hügel anbelangt, so stellt sich das LyrIch vor, die (Dünen)-hügel , zusammen mit dem Sand hinauf und hinunter getragen zu werden.
Ich kann auch keine Wiederholungen erkennen, es ist ein Ausschmücken dieser Fantasiereise, eine Erzählung über die Gefühle und Gedanken des LyrIch und für mich ist da kein Wort zuviel gesetzt.
Liebe Gerda,
Danke fürs Lesen und Kommentieren!
Aber auch ich muss staunen über deine "Dünenängste".
Was wird nicht alles im positiven Sinn bedichtet, was auch Unheil anstellen kann?
So gesehen dürfte nicht einmal ein Liebesgedicht geschrieben werden!
Das zweimalige "was" in Vers 2 ist mit Absicht so formuliert, ich empfinde es als Verstärkung. Für mich muss es so da stehen.
Du schreibst "das Stundenglas" sei in Verbindung mit Sand und Zeit schon zu oft benutzt worden.
Wenn du den Vers richtig liest, dann siehst du, dass hier weder Sand noch Zeit rinnen, sondern "was meine Seele aufgestaut" (zerrinnt wenn du so willst).
Insofern ist auch dein Vorschlag, in Zeile 2 das Wort "Sand" als zusätzliche Silbe einzufügen unsinnig. Und selbst wenn es dahin passen würde, wäre es eine Wortdoppelung, die ich im allgemeinen zu vermeiden suche. (siehe V 3 "Sandlawine)
Ich bin nicht prinzipiell abgeneigt, Kritik anzunehmen, aber deine angebrachten Punkte finde ich in diesem Fall etwas weit hergeholt und schlecht durchdacht, nimm's nicht übel...
Für mich ist dieses Gedicht absolut rund , es wurde auch sehr lange daran gefeilt.
Auch ist der Rhythmus wegen der einen fehlenden Silbe nicht gestört, wie ich finde.
liebe Grüße,
Eliane
(Kein Titel)
Verfasst: 15.10.2006, 10:09
von Iris
Hallo Eliane, sehr schön und ich empfinde es auch als erotisch und sehe es nicht nur als Sanddüne ... nur Stundengläser stören mich in Gedichten, hat aber mehr mit mir zu tun, ich habe gegen dieses Bild in Gedichten irgendwie eine Abneigung.
herz(bst)liche Grüße
Iris
Verfasst: 15.10.2006, 10:13
von Eliane
ein Lächeln für
Iris..
Danke,
Eliane