Liebe Gerda,
der Titel "der film" ist eine schöne Irreführung des Lesers, die trozdem eine Rahmenhandlung für das eigentliche Geschehen, die Zurückweisung, mitliefert!
Du hast sie auch gut umgesetzt, indem Du kein Subjekt sprechen lässt, sondern Körperteile isoliert und Gegenstände oder Geräusche.
Trotzdem möchte ich Dir einige Fragen zum Überdenken aufgeben
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Ein Zeilenbruch ist für mich entweder eine Sinneinheit
oder ihr Gegenteil, als Enjambement der Bruch des Leseflusses, um den Leser zu einer unerwarteten oder neuen Sinngebung des Bisherigen zu veranlassen.
Bei Dir ist er in der Regel keins von beiden, sondern eine Unterstreichung von Einzelheiten. Wenn man aber in einem Satz alles betont, betont man in Wirklichkeit gar nichts. Beispiele:
"die abgewiesene hand zögert
gleitet zurück (auf dem polster)"
Das wäre die Sinneinheit mit der Ortsangabe "auf dem polster", die ich aber im Kontext des Gedichtes für überflüssig halte.
Du willst wahrscheinlich "abgewiesene" betonen. Dann sei konsequent:
"abgewiesen -
die hand zögert (auf dem polster)
gleitet zurück"
Für mein Empfinden sind das Zeilenbrüche mit Sinneinheiten, die trotzdem dynamisch wirken.
Jetzt zu einem möglichen Enjambement:
"taube fingerspitzen
wollen nicht hören
sondern fühlen"
soll möglicherweise mit dem Sprichwort "wer nicht hören will muss fühlen" spielen: Du kannst natürlich jederzeit als Dichterin Verben mit Substantiven verbinden, die nicht zusammenpassen - die tiefste Stelle, die ich zu
sehenden Fingerkuppen kenne, ist Celans "VON UNGETRÄUMTEN", wo das Lyrich den Brotteig des Lebens, aus dem alle Namen geknetet sind, abtasten will mit einem "deine(m)/ gleichendem/ Aug an jedem der Finger/.../ die helle/ Hungerkerze im Mund" - aber Celans Lyrik ist auch eine permanente Ohrfeige für die natürliche Sprachlogik.
Das ist nicht Dein Stil (und meiner auch nicht) und fiele hier in diesem Gedicht als "hörende Fingerspitze" ziemlich aus dem Rahmen. Wie wärs deshalb mit
"taube fingerspitzen wollen
nicht hören sondern fühlen"
dann ist das Sprichwort kenntlich gemacht und beides, die Leseerwartung und Sprichwort, konterkariert.
In diesem Sinne könntest Du auch den Satz, den ich inhaltlich sehr gut finde, nochmal überdenken:
"blind sind augen/ hinter denen/ sehnsucht/ schwarze löche/ ins hirn brennt".
"zu eng der sitz
fliehen unmöglich
bedrohlich die musik
schreie gellen eignen schmerz
lüstern der blutige atem -
vampire bei neumond"
Nach dem zu engen Sitz (klasse!) ist der beklemmende Raum nicht nur deutlich schwächer, sondern überflüssig. Eigentlich auch zweimal "drohen". Und dass die Vampire nur auf der Leinwand zu sehen sind, sagt schon der Titel.
"schreie setzten eigenen schmerz frei", falls das "gellen" Dir in dieser Zusammenstellung (s.oben) unpassend erscheint (ich halte es hier für legitim, weil "gellen" den Nachhall bei Überlastung der Ohren lautmalerisch widerspiegelt: hier ist der Nachhall der persönliche Schmerz).
"liebe zur strecke gebracht"
Der Schluss beschäftigt mich noch...
Bis demnächst Liebe Grüße, Carl