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Impromptu
Verfasst: 07.10.2006, 12:40
von Max
Impromptu
Die Musik
ist verdorrt
Doch das Gespräch
gelingt mühelos
als habe es nie
eine Musik gegeben
Dann und wann
ein leises Lachen
Später
liest jeder
ein Buch
Vielleicht hat es nie
eine Musik gegeben
Aber dann
liegt da
zwischen zwei Seiten
wie zufällig
diese getrocknete Note
Verfasst: 07.10.2006, 14:06
von Gast
Lieber Max,
ich liebe "Se(a)itenblättern".
Das Bild der getrockneten Note, die sich zwischen den Blättern findet, ist stark und ich überlege ob es das
"wie zufällig" braucht.
Du möchtest, vermute ich, betonen: Kein Zufall im Leben... das "
aber dann" reicht m. E. dazu aus, auch wird die Aufmerksamkeit gezielt auf "diese" gelenkt, was für meine Leseart des Texts sehr wichtig ist.
Es geht um Liebe - was sonst bewegt das Schreiben an sich
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...
Die getrocknete Note steht für mich als die Liebe schlechthin, die sich in Erinnerung ruft, wenn alles zu sehr ins Gleichmaß zu gleiten scheint...
Ganz echt, es gefällt mir sehr. auch der Aufbau über "doch, dann, später, vielleiicht, aber"...
Liebe Grüße und ein schönes WE
Gerda
Verfasst: 07.10.2006, 14:26
von Max
Liebe Gerda,
danke! Lustugerweise stand das "wie zufällig " in meinem Notizbuch in Klammern, weil ich nicht wusste, ob es auftreten sollte oder nicht. Dann hat mich Lisa heute morgen überzeugt, es zu verwenden .. aber Du siehst, so richtig 100%ige Argumente kann ich nicht liefern. Die Füllwörter sind wohl meine Stil

... vielleicht sollte ich die Inhalte dazwischen einfach weglassen
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Liebe Grüße
max
Verfasst: 07.10.2006, 14:26
von Max
PS: Auch ein schönes WE natürlich ....
Verfasst: 07.10.2006, 15:01
von aram
hallo max,
sehr schöne beschreibung (zwischen den füllwörtern .-)
- also nein, natürlich im ernst.
"wie zufällig" würde ich tatsächlich in klammer setzen - so wie's in deinem notitzbuch steht: genau darum geht es ja in diesem gedicht...
'verdorrt / getrocknet' in verbindung mit 'musik' bereitet mir noch ein wenig schwierigkeiten.
es ist 1. bildlich nicht vorstellbar und 2. unumkehrbar - das scheint dem sinn des erzählten aber nicht gerecht zu werden, es geht ja um das uneindeutig - eindeutige, und den versuch, es zu sehen.
vielleicht stattdessen ein temperaturbild - erkaltet? gefroren? oder - bandrauschen?
hm, das ginge wohl zu weit.
ist es dir wichtig, das musikalische bild zu zerstören, also so stark zu brechen?
ich könnte mir schon vorstellen, darin zu bleiben -
z.b. so
Die Musik
ist verhallt
Das Gespräch
gelingt mühelos
Dann und wann
leises Lachen
Später
liest jeder
ein Buch
Vielleicht hat es nie
eine Musik gegeben
Aber dann
liegt da
zwischen zwei Seiten
(wie zufällig)
diese getrocknete Note
(entschuldige mein 'rummachen' an deinem text, er spricht mich einfach sehr an)
liebe grüße
aram
Verfasst: 07.10.2006, 15:19
von Max
Lieber Aram,
ich finde es gerade gut, wenn Du an meinem Text "rummachst"
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. Nur so kommt man ja weiter damit.
Dieses "Verdorren" der Musik stand auch nicht in der "Notizbuchfassung". Dort stand
Die Musik
liegt in Scherben
Das entspricht allerdings auch nicht ganz Deiner Intention, die Musik tun zu lassen, was Musik nun mal so tut. Der Grund, dass die Musik nun verdorrt ist der, dass in der letzten Zeile die Note ja auch getrocknet wird, wie man halt Blätter und Blüten trocknet und dass es gut scheint, dieses Motiv schon mal in den ersten Zeilen anklingen zu lassen, um die Konsistenz des Gedichts zu erhalten (Lisas Hinweise haben mich dazu geführt). Vermutlich müsste ich ohne dieses "trocknen" auch nochmal über den Titel nachdenken, denn dann wäre es überhaupt kein Impromptu mehr - schon jetzt ist es in der Hinsicht sehr modern
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.
Dass das Bild irreversibel ist, stimmt leider - vielleicht gibt es noch etwas anderes, da muss ich nachdenken.
Was Deinen anderen Hinweis angeht, das "wie zufällig" in Klammern zu setzen, schon scheint mir das eine gute Möglichkeit zu sein - ich denke, das werde ich so machen!
Ist es eigentlich Absicht, dass Du die eine Strophe kursiv gesetzt hast?
Liebe Grüße und danke fürs "Rummachen"
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Max
(Kein Titel)
Verfasst: 07.10.2006, 15:53
von aram
hallo max
schön!...ja kursiv (weil es eine andere ebene der reflexion ist als der rest) und die anderen änderungen waren absicht, aber einfach nur um dir zu zeigen, was mir dazu kam, um damit spielen zu können, falls es dich anspricht. nur das absetzen der letzen zeile fände ich schon wichtig, sonst wird der klammerausdruck zu dominant.
die ergänzung zum musikbild zu finden ist nicht leicht, auch durch die logische verschränkung mit s2, mit dem aufeinander beziehen von musik / gespräch.
deine formulierung von s2 setzt schon voraus, wofür die musik steht; ansonsten ergibt sich das aber erst im lauf des gedichtes.
auch sind musik und gespräch scheinbar auf paralleler ebene, tatsächlich aber nicht - oder?
damit will ich nur sagen, dass das 'ganze' dieses textes auf sehr subtile art funktioniert und durch änderungen leicht gestört werden kann.
den näheren bezug zu impromptu habe ich noch gar nicht verstanden - meinst du die musikalische form oder die wortbedeutung oder... ? (ich stehe öfters auf der leitung)
- ich schick das jetzt mal ab, gehe türschlösser montieren und komme dann wieder :-)
alles liebe
aram
Verfasst: 07.10.2006, 16:22
von Max
Lieber Aram,
viel freude beim Montieren, ich habe gestern eine Tür montieren
lassen, weil sie nicht merh aus der Angel wollte.
Was Deine Bemerkungen über die Verschränkung von Musik und Gespräch angeht, so gebe ich Dir recht - auch wenn mir all dies natürlich alles erst im Nachhinein (und durch hilfreiche Bemerkungen

) klar ist. Auf der anderen Seite will ich diese Verschränkkung eigentlich ungerne aufgeben, weil sie auch die Steigerung beinhaltet: "die Musik ist verdorrt", "als habe es nie eine Musik gegeben", "vielleicht hat es nie eine Musik gegeben" bis zur Entdeckung der Note.
Der Bezug zum Impromptu war auf der musikalischen Ebene - das hat eigentlich eine rondoartige Form. Ich greife das ursprüngliche Thema zumindest in der letzten Strophe wieder auf, wenn auch nicht in unveränderter Form.
Viel Erfolg mit den Türen
Max
Verfasst: 07.10.2006, 22:57
von leonie
Lieber Max,
auch, wenn es schade um die Musik ist: Ich finde Dein Gedicht sehr gelungen. Auf die Idee muss man erst mal kommen, dass Noten wie gepresste Blätter aus Büchern fallen....
Auch die Steigerung ist Dir gut gelungen!
Liebe Grüße
leonie
Verfasst: 08.10.2006, 12:54
von Max
Liebe Leonie,
danke! Inziwschen habe ich nachgedacht, ob ich das "verdorrt" nicht in "verwelkt" oder "Die Musik welkt" ändern soll, denn natürlich hat aram recht, dass der Prozess des Verdorrens unumkehrbar ist und das will ich vielleicht gar nicht.
Was denkt Ihr davon?
Liebe Grüße
max
Verfasst: 08.10.2006, 13:11
von Gast
Lieber Max,
Nein, bitte nicht
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ich finde dann ist das Bild, dass die getrocknete Note zwischen den Seiten herausfällt dann nicht mehr stimmig.
Eine getrocknete Note, kann nicht von
verwelkter MusiK "übrigbleiben" , üblicherweise werden
frische und nicht verwelkte pflanzen getrocknet , gedorrt. Aber möglichweise ist das nur meine Leseart , s. o.
Anfang und Ende des Gedichts schließen doch einen Kreis... oder ?
Liebe Sonntagsgrüße
Gerda
Verfasst: 08.10.2006, 13:28
von Max
Liebe Gerda,
ich HOFFE sie schließen eine Kreis

.
Die Idee hinter dem Verwelken wäre, dass man eine welkende Pflanze noch retten kann, eine verdorrte aber nicht ...
Liebe Sonntagsgrüße zurück
max
Verfasst: 08.10.2006, 14:05
von Gast
Vielleicht häng ich zu sehr am Wort, aber ich lese es so, als sei die gedorrte Musik konserviert...
So wie die Rose von Jericho", die jahrelang im gedorrten zustand verharrt um sich, sobald Wasser sie netzt zu entfalten..
(Ich hoffe du kennst das Phänomen der Pflanze, die keine wirkliche Rose ist,
http://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Rose_von_Jericho)
LGG
Verfasst: 08.10.2006, 14:21
von Max
Liebe Gerda,
an die Roise von Jericho hatte ich dabei noch nicht gedacht, aber es ist eigentlich eine schöne Interpretation .. ich meditiere noch über die richtigen Worte
Liebe Grüße
Max