Hallo Michael,
die Intention deines Gedichts glaube ich nachvollziehen zu können.
Du schreibst über eine Beziehung in der kein wirklich offenes ausgewogenes Mit- und Füreinander mehr stattfindet, es wird sich stattdessen geschlachtet und gehäutet.
Man hat sich gegenseitig so sehr verletzt, dass es normal scheint, sich abzuschirmen gegen die Verbal - vielleicht auch körperlich Attacken des jeweils anderen.
Die Idee ist gut und ganz sicher ein nochmaliges Überdenken und vielleicht Überarbeiten deines Gedichts wert.
Was mir besonders gefällt ist der
Strandkorb der Scheinheiligkeit als Metapher, sowie auch der
LSF 40.Den Aufbau finde ich zum Teil problematisch.
Du verwendest viele Substantive, die ein Gedicht eher passiv und steif erscheinen lassen. (Verben hingegen lassen ein Gedicht fließen).
Ja und dann bekomme ich die Metaphern (Schlachten + Häuten versus Strandkorb und LSF ) die du gewählt hast nicht wirklich zusammen, es fehlt mir so etwas wie ein roter Faden.
Ich würde statt des Schlachtens im Hinblick auf „Das nicht verbrennen wollen“ (LSF 40) und „Das Schutz suchen“ im Strandkorb, eher meine Bilder zu Beginn bei Brand und Feuer suchen und, nicht beim Fleischer.
.gif)
ich hoffe du verstehst, was ich meine, oder ich würde beim „Zerfleischen“ bis zum Schluss bleiben, wenn dir das Häuten und das Bild der Muskelmasse, (was ich nicht verstehe), wichtig sind.
Das wären sehr starke Eingriffe in den Text, die ich aber ehrlich gesagt für nötig halte, in die eine oder andere Richtung.
Der erste Vers klingt absichtsvoll
ich habe aber, das Gefühl, dass das lyrich und das lyrdu nicht voller Absicht auf einander losgehen.
Vielleicht könntest du dir vorstellen zu schreiben:
V1
Getroffen (alternativ: Verbrannt)
in der dunkelsten Ecke (hintersten klingt m. E. zu banal)
unserere Empfindungen
gehäutet (alternativ: ausgeräuchert)
Vers 2 erschließt sich mir nicht, „Muskelmasse“ s. o. und das etwas „von der Lüge des Angestrebten“ „ehrfürchtig“ strahlt…Ich habe keine Idee, Ehrfurcht ist etwas, was ich hier nicht setzen würde.
In V 3 heißt es:
erlabe dich usw, m. W. gibt es nur „labe dich“
an meiner
Offenbarung.
Hier taucht für mich plötzlich die „Offenbarung“ auf, die eigentlich vermuten lässt, es geschähe etwas Positives, aber genau das sehe ich nicht im Textverlauf.
(Auf Worte, die auf „ung“ enden sollte man ohnehin in Gedichte besser verzichten, im Zweifel trägt das substantivierte Verb eher zum stilistischen Gelingen bei).
Der letzte Vers ist jener, der mir gefällt, s. o..
Hätte er den wie ich oben beschrieben habe, roten Faden, dann wäre nicht allein die Idee gut sondern auch das Gedicht, wenn ein wenig an bestimmten Formulierungen gefeilt würde.
Nun, lieber Michael ich hoffe, dass du damit arbeiten kannst.
Liebe Grüße
Gerda