Einmal nur (neu)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 19.09.2006, 21:06

Einmal nur

Ginge mir
einmal nur

der Himmel auf

ein Frühsommermorgen
ein Flügelschlag

Gläsern die Welt
wie am ersten Tag

Und:

Ich wüsste, was
Glück ist

-

Ich schriebe
mein Schieferherz
blau

und liebte es Dir
unter die Haut




Erstfassung:

Wenn einmal


der Himmel
mir
aufgehen würde

ein Frühsommermorgen, ein
Flügelschlag

Gläsern die Welt
wie am ersten Tag

Und

ich wüsste, was
Glück ist.

-

Ich schriebe
mein Schieferherz
blau

und liebte es Dir
unter die Haut.
Zuletzt geändert von leonie am 22.09.2006, 22:44, insgesamt 4-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 20.09.2006, 04:10

das
möchte ich weder interpretieren, noch erklären, noch "ver"kommentieren

das
möchte ich einfach nur genießen, inhalieren, mir ins herz schiefern und
und unter die haut bläuen!

da
sag ich einfach nur

da
nke

:) Bea

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 20.09.2006, 12:26

Liebe leonie,

(ja, ich schon wieder! :hexe0013: )

wow! Also das gefällt mir sehr, kein Wort zuviel, kein Wort zu wenig - eine Stimmung, die mir nah und sofort präsent ist....dabei das Miteinbeziehen des Schreibens...

Zudem finde ich es spannend, dass zwei Perspektiven möglich sind:
Zum einen, dass das lyr. Ich durch dieses eine Mal, wenn es denn geschähe, der Liebe fähig ist, zum anderen, dass das Herz unter die Haut eines anderen zu schreiben auch bedeuten kann, dass dieser eine Moment für jemand anderen sein könnte...um ihn zu retten...für mich scheint das ineinander.

Formal habe ich zwei kleine Dinge anzumerken:

Zum einen glaube ich, könntest du an dieser Stelle den Worten selbst etwas mehr vertrauen, was ihre Betonung angeht - und dann die serh stark eingesetzten Zeilenumbrüche etwas zurücknehmen. Für mich wirken sie etwas zu überbetont, zu mächtig. Als Vorschlag:

Wenn einmal

der Himmel
mir aufgehen würde

ein Frühsommermorgen
ein Flügelschlag

Gläsern die Welt
wie am ersten Tag

Und:

Ich wüsste, was
Glück ist

-

Ich schriebe
mein Schieferherz
blau

und liebte es Dir
unter die Haut.


Du kannst den Worten und dem Inhalt meiner Meinung nach mehr vertrauen, als du es tust - zum Beispiel das ich oder das ein
, mir ist klar wie wichtig, von welcher Bedeutung diese Worte sind. Die Setzung braucht es dafür nicht.

Dann überlege ich noch an dem gläsern - wieso gläsern? Das Wort bedeutet für mich Distanz, auch Kühle...die Klarheit daran gefällt mir...aber das Gläsern erschließt sich mir nicht an dieser Stelle. Vielleicht hast du an eine bestimmte Art von Glück gedacht, die die Bezeichnung gläsern trifft? Dann brauche ich als leser aber noch Hilfe.

Ein starker Text, den ich, du weißt schon wofür vormerke ;-)

Liebe Grüße,
Lisa

scarlett

Beitragvon scarlett » 20.09.2006, 12:40

Liebe Leonie,

ein ganz starker Text! Chapeau!

Ich verstehe das "gläsern" als Klarheit, Durchsichtigkeit, Durchlässigkeit, Echtheit, da ist nichts Verborgenes, Dunkles, Falsches und es paßt daher für mich auch zum Frühsommermorgen, zum (ersten) Flügelschlag.
Die Anmerkungen Lisas zur Setzung kann ich nur unterschreiben, für mich ist es so, daß deine Setzung mir das Lesen etwas "erschwert" - nicht das richtige Wort, aber du weißt schon, was meine.

Liebe sonnige Grüße,

scarlett

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 20.09.2006, 15:24

Liebe Bea,

ich sage auch einfach nur „danke“!!!!!

Liebe Lisa,

vielen, vielen Dank!
ja, Du hast recht! Die Setzung gefällt mir sehr gut, nur den Punkt am Ende lasse ich noch weg. Das „gläsern“ war genau so gedacht, wie scarlett es verstanden hat!

Deshalb Dir, liebe scarlett auch vielen, vielen Dank!

Liebe Grüße

leonie

Antibus

Beitragvon Antibus » 21.09.2006, 14:28

Liebe Leonie,

das gefällt mir wirklich ausgesprochen gut. Ist mit Sicherheit eines der schönsten Gedichte, die ich in der letzten Zeit so zu Gesicht bekommen habe, lach... Wortwahl und Bilder fügen sich gut ineinander (ich mag besonders das Gläsern und unter die Haut lieben), es liest sich harmonisch und der Schluss - ist einfach super. Keine Verbesserungsvorschläge.

LG Antibus

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 22.09.2006, 10:38

Hallo Antibus,

vielen Dank, ich freue mich sehr über Dein Lob!

Liebe Grüße

leonie

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 22.09.2006, 11:15

Liebe leonie,
ich finde es ist toll geworden und das gläsern: ich brauchte dafür einfach Zeit - dank scarlett und dir habe ich es nun erfasst und es ist Teil des Gedichts geworden.

Ein wirklich berührender Text,

lieeb grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 22.09.2006, 11:27

liebe leonie,

was soll ich noch sagen, gerade erst entdeckt und schon verzaubert vom Text.
Ja, sehr gut die Klarheit am Morgen... der zerbrechliche Tag und Schiefer ist auch nicht hart...
Die Bilder sind sensibel und stimmig.
(Weder Änderungsvorschläge noch andere Mäkeleien von mir)
Du hast Erinnerungen an ein Gedicht mit ähnlichem Inhalt, was ich vor 2 Jahre geschrieben habe geweckt
Danke fürs Zaubern und Wecken. Bild
Liebe Grüße
Gerda

PS. Ich finde es gut, dasss du dasM an seine Zusage erinnerst...

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 22.09.2006, 13:21

liebe leonie,

halte inne
kein
denken
nur
wohliges wirken
in
mir

wundersamen dank,
hakuin

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 22.09.2006, 13:30

Ein unglaublich starkes Gedicht ist es geworden!

Herzlichst, KÖ

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 22.09.2006, 16:00

Liebe Lisa, liebe Gerda, lieber Hakuin und liebe KÖ,

vielen Dank, ich freue mich riesig über so viel Lob!!!!

Zwei, was sage ich, drei Zentimeter größer

leonie

Max

Beitragvon Max » 22.09.2006, 16:50

Liebe Leonie,

nun bin auch ich auf Dein Kleinod gestoßen :-)! es ist voller treffender Bilder - lustigerweise sind in meinem Notizbuch ein paar Zeilen zu einem ähnlichen Thema. Ich werde mich sehr anstrengen müssen, damit sie nicht zu sehr abfallen gegen Deine. Einzig zu Beginn scheint mir überlegenswert den schwachen Konjunktiv durch den starken zu ersetzen. Ich finde

Ginge mir
einmal nur

der Himmel auf

hat einen anderen Zug als diie zusammengesetzte Form (außerdem hat sie fast dasselbe Metrum, wie der Anfang meiner Lieblingspassage aus Hamlet ;-) : Welch ein Meisterwerk ist der Mensch ....).

Liebe Grüße
max

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 22.09.2006, 22:41

Hi Max,

ja, das überzeugt mich sofort, obwohl ich dann natürlich auch den Titel ändern muss.
Dir vielen Dank und liebe Grüße

leonie


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste