hallo lisa!
ein völliges umgewöhnen ist hier angesagt. hier arbeitest du mit versetzen, lautmalerischem und besonderen betonungen durch kursives, fettschrift und einrücken. ich nehme mir jetzt einfach mal den text vor, lasse das "blendwerk" außer acht. mit blendwerk meine ich, dass mir das ganze optische den blick für den text verstellt.
Ich weiß ein Lied davon zu singen
das klingt nicht schön
im thementitel fügst du einen /-slash zwischen die beiden titel, die doch auch ein titel sind. sollte dann "das" in dem titel und der zweiten zeile nicht groß geschrieben sein? das klingt nicht schön..........-wäre mir als titel genug.
Hula-Hoop, ich schwing den brennenden Reif
um meine Hüften |als | |ob | |nichts | |wär |
dieses optische unterbrechen finde ich gerade an dieser stelle beeindruckend. es macht auf mich den eindruck von verzweiflung, das "nichts" durch 2 I getrennt, erfährt hier gesonderte betonung im ohnehin schon starkt betonten. ein aufschrei für mich. unterstrichen auch durch den brennenden reifen. gewöhnlich springt man durch, das lyrich schwingt ihn um die hüften. spiel mit dem feuer assoziiere ich hier.
blicke in den wunden Himmel, den die alten Horizonte peitschen...
ein ziemlich abstraktes bild für mich, dem ich nicht ganz folgen kann. ist es die vergangenheit (alte horizonte), eine lebenseinstellung, nicht letztendlich besiegt, die immer wund und drohend über dem lyrich schwebt?
lirumlarum einerlei
wer nicht quält, der bricht entzwei
ein lied. umgemodelt aus verschiedenem. glaub ich jedenfalls. "lirum larum löffelstiel" kenne ich. sehe es aber (im kontext mit den anderen liedeinschüben) als sarkastische selbstquälende einschübe des lyrichs, der sich anhand dieser zeilen selbst zurück in die harte realität werfen will, die ihm nicht behagt. "die sensiblen bleiben auf der strecke" eine einsicht, die lyrich ins gegenteil treibt.
Und mir wird klar, da so zurück zwischen den duftenden Armen (nach Weichspüler) und Mündern (nach Apfel),
die goldnen goldnen Brücken führen | ALLE | hinab
hier gefällt mir die möglichkeiten der lesart. "zwischen armen und mündern führt eine brücke". oder: "die goldene brücken führen alle hinab." und in verbindung ist es letztendlich immer die enttäuschung, dass die brücke, die verbinden soll, doch immer in den abgrund führt. arme in verbindung mit weichspüler, das finde ich sehr gut, lisa! die münder in verbindung mit apfel........-der aus dem paradis? der giftige? "menschen sind falsch in wort und taten" lese ich da heraus.
Bruder Jakob, unter einem Stein, da wohnen Hund und Katze
und ich stehe | immer noch | an der Backsteinwand und schnippe | immer noch | in die Luft um | dranzukommen |
den bruder jakob aus gleichnamigen lied entnommen. vielleicht wegen dem begriff "bruder". oder weil "hörst du nicht die glocken" nachschwingt. vielleicht etwas weit gedacht. aber nu..........so denkt man beim lesen. also: ich. ich schnippe in die luft, um dran zu kommen......damit habe ich probleme....wo will das lyrich drankommen? an die luft? oder an den stein, worunter hund und katze (feuer und wasser, zank und streit) wohnen? oder gar an den bruder? mir ein bischen zuviel freiheit beim lesen, weil ich an der stelle nicht weiß, wo du hin willst.
larumlirum diphtherie
verzeih mein herz, das schaffst du nie
ein eingeständnis oder aber eine art zurückweisung, die lyrich immer wieder im lied sich selbst singt. sich aus den erfahrungen einen eigenen reim macht...
Mir haben sie die Gans gestohlen, als ich bei den Ameisen Zucker verschwendete
und auf der Mauer auf der Lauer starb | immerfort| | einer | dieser| | vielen| | Träume|
die gans und die ameisen/zucker..........ich grüble darüber und komme zu (meiner) erkenntnis, dass die gans für fette beute, das schöne des lebens steht ameisen leben am boden. das lyrich lag am boden, hat diesen zustand genährt und so das leben verpasst.....-so lese ich es. spannend gemacht lisa. hut ab. (naja.............vielleicht liege ich ja auch sowas von daneben.........aber ist es nicht wichtiger, was der leser für sich gewinnen kann aus einem text, als das, was der autor schreibt?
Die große Uhr hat müde geschlagen. Die alten Photos sind nicht mehr.
Ich weiß. Heute klingeln andere Telefone. Aber mir ist es immer noch als wäre Gloria am Apparat und käme nicht – deinetwegen
"die uhr hat müde geschlagen" gefällt mir (ich habs ja eh mit der zeit) die alten photos sind nicht mehr....-das ist für mich gegensätzlich. und mit dem bild komme ich nicht ganz klar. gloria......ist es eine person? oder glanz und gloria? das glanzvolle kündigt sich an und lässt ungeduldig auf sich warten? wegen dem verstellten lyrich? so scheint es mir "logisch".
und wer nicht kann,
der kommt nicht dran
bittere essenz des ganzen. zug verpasst, chance vertan. aber auch: wer nichts dafür tut, wird auch nicht mit einem glanzvollen leben belohnt.
ganz schön viel zeugs in deinem text. hat mir aber riesigen spaß gemacht, zu versuchen, zu verstehen.....
ein bisschen viel fragezeichen habe ich, wie du gelesen hast. einige starke bilder, anderes aber für mich zu abstrakt, wo ich dann mehrmals lesen muss, um es für mich schlüssig zu lesen. was im grunde das beste ist, was einem gedicht passieren kann. jedoch (ich spreche, logisch, nur für mich) wirst du mir manchmal ein wenig zu abstrakt.
aber ein knaller isses schon, lisa!
lieben gruß: Niko. erschöpft
