hallo bea!
ich mag vor allem die ruhige, klare sprache, einfach ankommend, sehr angenehm - was immer du auf diese weise sagen möchtest, findet vorab gehör.
bin jetzt aber mal ein bisschen pingelig, weil ich weiß - schon aus der melodie deines ausdrucks, die bisweilen auch fein schwebend - tanzend in profanen kommentarpostings durchschwingt - du hast es drauf. und jetzt will ich's genau wissen, ok? .-)
Befreiungs.Schlag
durch diese schreibweise tritt der 'schlag' aus dem wort heraus in den vordergrund. also erwarte ich, dazu im text was zu finden - das ist dann aber nicht der fall.
mehr noch, warum hier überhaupt 'schlag' steht, bleibt völlig unklar - die folgenden bilder - last auf viele schultern verteilen, falten von der stirne wischen, befreite brust,
Ein kleines Wort, ein Gehen-Lassen,
ein Ich-Darf-Sein, blei vom fuß nehmen - passen alle nicht unmittelbar dazu.
der 'schlag' muss also schon vorher erfolgt sein und kommt hier nicht mehr vor - nur noch die auswirkungen werden geschildert.
soweit ok, aber doch etwas kryptisch- mysteriös. wenn ich stimmung und folgebilder dupliziere empfinde ich körperlich etwas anderes - mehr eine bewegung, wendung, drehung, entfaltung, ein frei machen, abstreifen sehr wohl, doch keinen schlag - eine ausbrechende tanzbewegung (kann ich körperlich klarer empfinden als in worte fassen)
- somit stellt sich die frage: ist es das schon - ein erkennen, frei machen, erheben, ansehen, umwenden und öffnen - oder ist / war da noch etwas anderes, das das gedicht verschweigt?
Falten
von der Stirne wischen
von der stirne oder aus der stirn(e)? 'von' der stirne klingt für mich ein wenig so, als wären die falten dann noch physisch vorhanden, nur nicht mehr auf der stirn - als hätten sie eine 'sonderexistenz'
wird jeder Sonnenstrahl
zu Lebenskraft.
das war die einzige stelle, an der ich auch beim 'freien lesen' stockte und schwer drüberkam (der sonnenstrahl ist auch schon 'von weitem zu sehen' - ragt aus dem textkörper .-)) - na ja, so ein wort, in einem lyrischen text, ohne innovation traditionell verwendet - da muss ich schon etwas schlucken. ich kann das bild einfach nicht mehr naiv lesen - das wäre hier jedoch nötig und angemessen. (wenn er wenigstens zu etwas anderem würde als zu 'lebenskraft'!)
unmittelbar vorher hat sich die brust befreit mit lachen gefüllt - das kann ich noch gut 1:1 lesen und fühlen - den 'sonnenstrahl' fühle ich dann einfach nicht mehr - overflow!
Ein kleines
Wort, ein Gehen-Lassen,
ein Ich-Darf-Sein voll
Liebe doch und frei von
Schuld beflügelt Stunden
und Minuten mir
ein ziemlicher mega-satz - bei 'doch und frei von schuld' wirds zu viel im sinn von lesbarkeit des bogens - soviel auf einmal kann ich im gefühl nicht präsent halten -
Ein kleines
Wort, ein Gehen-Lassen,
ein Ich-Darf-Sein voll
Liebe
beflügelt Stunden
und Minuten mirgeht gerade noch, wobei 'stunden und minuten' auch schon ballastig sind -
beflügelt (die) minuten mir - wäre tänzerischer und somit dem inhalt angemessener
(das ist kein änderungsvorschlag, nur eine untersuchung)
zudem finde ich die inversion mit 'mir' am satzende frag-würdig.
mh, "doch" gehört ja noch zur liebe, aber passt mir so irgendwie gar nicht rein - die ganze zeile
Liebe doch und frei von gibt für mich keinen sinn - der verdacht schleicht sich ein, 'doch' und 'und' hätten ihre plätze verwechselt. - ich glaube dieser stelle kann ich nicht gerecht werden und will mir nicht anmaßen, da was zu sagen.
('frei von schuld' ist inhaltlich natürlich essentiell - mein 'auslösen' aufgrund der satzverschachtelung hat mit inhalt gar nichts zu tun.)
von jedem Fuß auf dem
ich mich durchs Leben schleppte.
finde ich etwas unglücklich formuliert. (auf wie vielen füßen hat sich das lyr.ich durchs leben geschleppt? kann man sich auf füßen (durch)schleppen? -ich glaube, eher auf beinen.)
der inhalt des textes berührt mich in seiner einfachheit (wobei ich 'einfachheit' hier als etwas 'hohes' ansehe, bitte nicht missverstehen - hat nichts mit primitiv oder simpel zu tun - drückt klarheit und entflechtung aus - bewusstsein, auseinander halten, da-sein, in der richtigen mitte.)
zur sprache sagte ich schon - da ist meine liebe am stärksten entflammt. (oh, dieses sonnenstrahl bild - hilfe, es ist nicht farbecht! :-)
danke für das gedicht und alles liebe!
aram