Flötenklang

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 10.08.2006, 19:33

Flötenklang
Von Pan gesandte Boten
hallen über welkes Laub.

Die Hand,
die sie umschließt,
tiefgefurchte Borkenfinger,
greift nach goldbedecktem
Dach, das Leben spendet.

Buntes Knistern
Unter süßer Luft,
Verfall geboren
und von neuem Leben schwanger,
strebt nach der Melodie des Ziegenfuß’.

Eine goldene Säule,
gebrochen von grünem Aderwerk,
fällt hinab auf Satyrns Sitz.

Max

Beitragvon Max » 11.08.2006, 11:21

Lieber Degenhardt,

das ist mit künstlerischer Hand gemacht und dennoch nicht mein Ding. Das viele Gold in

greift nach goldbedecktem
Dach


und

Eine goldene Säule,


passt sich zu gut in den leicht süßlichen Duft von

Buntes Knistern
Unter süßer Luft,


ein und die vielen Metaphern, bei denen selten etwas beim Namen genannt wird, erwecken in mir den Eindruck einer Parodie auf die Verse von vor 200 Jahren oder von Kunsthandwerk.

Einzig die "Borkenfinger" gefallen mir wirklich.

Liebe Grüße
max

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 11.08.2006, 11:46

Ich gebe dir Recht, dass man ein "Gold" hier streichen könnte.
Aber warum sollte das eine Parodie darstellen?

Max

Beitragvon Max » 11.08.2006, 12:02

Hm, wenn ich es als einen ernsthaften Text lese, kommt er mir antiquiert vor ... so empfinde ich einfach nicht, daher kam ich auf den Verdacht.

Liebe Grüße
max

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 11.08.2006, 12:50

Nein, ich parodiere nicht, da hätte ich mich auch in der Kategorie geirrt.

Ernsthafte Texte schreibe ich jedoch nicht.

Mir gefällt dieser "antiquierte" Stil, deshalb benutze ich ihn.
Was modern ist interessiert mich nicht und der Ausdruck eines Gedichtes dient vordergründig mir selbst.

Sicher stelle ich die Werke hier der öffentlichen Kritik vor und freue mich auch darüber.

Und dass es nicht jedem gefällt ist ja auch gut so.

steyk

Beitragvon steyk » 11.08.2006, 13:20

Hier streiten sich wieder einmal die geister, lieber Max.
mich stört das zweimalige gold nicht - zumal es schwierig ist,
eine andere Beschreibung dafür zu finden, die sich dann auch
harmonisch in den text einfügt.
der antiquierte stil spricht mich sogar an, da ich ihn selbst sehr
gerne in vielen meiner texte verwende, besonders in meinen
reimgedichten. ich sehe darin eher eine kleine würdigung unser
großen, alten meister.
mir gefällts

gruß steyk

ps. es wäre arm um diese welt bestellt, hätten alle menschen den
gleichen geschmack. langweilig...

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 11.08.2006, 14:02

Richtig. Eher ein Tribut, als eine Farce.

Max

Beitragvon Max » 11.08.2006, 14:43

Lieber Stefan,

du hast recht: wir können nicht alle den gleichen Geschmack haben.

Aber einen Tribut muss man nicht unbedingt in der gleichen Form entrichten, wie die Alten schrieben. Zu bedenken dabei wäre unter anderem, dass ihre Worte heute ja auch nicht mehr die gleiche Wirkung und Bedeutung haben wie zu der Zeit, zu der sie schrieben.

Liebe Grüße
max
Zuletzt geändert von Max am 11.08.2006, 17:04, insgesamt 1-mal geändert.

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 11.08.2006, 15:43

Es ist auch "eher ein Tribut", vom Stil her, kein als Tribut verfasstest Stück.

Die Bedeutung der Worte ist die Bedeutung, die ich ihnen für mich gebe.
Zuletzt geändert von Degenhardt am 11.08.2006, 17:24, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 11.08.2006, 16:12

Naja, der letzte Satz setzt aber auch voraus, dass du entweder auch der einzige Leser bist oder aber die Bedeutung von Wörter dann auch so beim Leser ankommt, wie Du sie meinst. Das ist natürlich nie gegeben - ide Diskrepanz könnte allerdings im gegebenen Fall größer sein als normalerweise ...

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 11.08.2006, 16:41

Nein, dass ich der einzige Leser bin setzt das nicht voraus.
Es sagt nur, dass ich die Gedichte vordergründig für mich und nicht für alle anderen schreibe.

Der Leser mag darin sehen was ihm beliebt.
Das finde ich gerade ergötzlich daran das, was im Eigentlichen für mich gedacht ist auch anderen zugänglich gemacht wird, damit ich deren Deutung meiner Worte erfahren kann.

Max

Beitragvon Max » 11.08.2006, 16:52

Ok, damit wird in der Tat jede Kritik meinerseits wie jede andere äußere Kritik hinfällig, denn niemand kann so genau wie du bestimmen, was du denn wie sagen möchtest .. also schweige ich in Zukunft fein Stille und denk mir meinen Teil ...

Liebe Grüße
Max

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 11.08.2006, 17:01

Ich habe Kritik niemals von mir gewiesen, im Gegenteil, sie sogar als sehr wertvoll angesehen.
Auch will ich deine Kritik nicht missen.

Niemand soll so genau wie ich bestimmen, was ich denn sagen möchte, das ist der hüpfende Punkt an der Sache.

Gerade deshalb freue ich mich ja über Kritik.
Jeder kann seine Gedanken dazu äußern, deshalb steht es ja in einem öffentlichen Forum.

Max

Beitragvon Max » 11.08.2006, 17:11

Naja, Degenhardt, wenn Du auf meinen Einwand gegen Deine Wortwahl


"Zu bedenken dabei wäre unter anderem, dass ihre Worte heute ja auch nicht mehr die gleiche Wirkung und Bedeutung haben wie zu der Zeit, zu der sie [die Dichter] schrieben. "

antwortest

"Du die Bedeutung der Worte ist die Bedeutung, die ich ihnen für mich gebe."

und

"Der Leser mag darin sehen was ihm beliebt."

dann weiß ich ja ungefähr wie wichtig Dir meine Kritik ist.

Ich habe nirgends bestimmt, was Du sagen willst, sondern ich habe beschrieben, wie es bei mir ankommt. Aber da ich darin ja sowieso sehen kann, was mir beliebt, scheint Dir das ja eher unwichtig zu sein.


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