geschöpftes wasser

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Hakuin

Beitragvon Hakuin » 07.08.2006, 13:47

geschöpftes wasser

aus reißendem strom
in händen
ruht
am abend

(hakuin)
Zuletzt geändert von Hakuin am 08.08.2006, 14:02, insgesamt 1-mal geändert.

Dita

Beitragvon Dita » 08.08.2006, 13:31

Salutations,

klasse. Mir sprang geradezu ein passendes Bild in den Kopf. Möchte mich noch nicht an einer Interpretation versuchen oder nach einem tieferen Sinn graben, sondern nur noch mal die Worte genießen.

Grüße,
Dita

Max

Beitragvon Max » 08.08.2006, 14:00

Lieber hakuin,

das empfinde inhaltlich (wenn schon nicht von der Form her) wie ein Haiku - es wird nicht gewertet, sondern eine Beobachtung gemacht, die Tiefe hat. Ganz Klasse für die wenigen Zeilen!

Liebe Grüße
Max

PS: Keine Ahunung, aber schreibt sich reißen wirklich neuderings mit "ss" ?

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 08.08.2006, 14:04

lieber max,

bist mir ein großes geschenk deiner komentare.
vertraue dir und habe mal ein "ß" ausprobiert;-)

lieben gruß an dich
hakuin

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 08.08.2006, 14:49

lieber max und co.

mir ist klar, dass es schwierig ist ein klassisches Haiku nach traditionellem japanischen Vorbild zu verfassen.

Aus Wikipedia:
"...es besteht aus einem Vers zu drei Wortgruppen à fünf, sieben und fünf japanischen Moren (5-7-5). Eine Mora ist eine Sprechzeiteinheit. Eine japanische Silbe trägt eine Mora, wenn der Vokal kurz ist und die Silbe offen auslautet. Ein langer Vokal trägt zwei Moren. Ein n am Schluss einer Silbe oder ein verdoppelter Konsonant (Sokuon, wörtlich „gespannter Laut“) trägt ebenfalls eine Mora. Die meisten rein japanischen Wörter bestehen aus Silben mit einer Mora. Silben mit mehreren Moren sind meist sinojapanischen Ursprungs."

ich möchte mich gar nicht daran versuchen einen analytischen transfer auf die deutsche schriftsprache durchzuführen. es wäre schlichtweg eine "prozedur".

vielmehr ist mein anliegen einen sinnlich erfahrbaren moment zu erschaffen

(wieder wikipedia: "Das Haiku lebt davon, dass sich der Dichter darauf beschränkt, dem Leser einen einzigen sinnlich wahrnehmbaren Augenblick unmittelbar vorzustellen – ohne Titel, ohne Kommentar, ohne verschlüsselnde Sprache und ohne die Unmittelbarkeit störende Metaphern oder Vergleiche. Dem Leser bleibt es dann überlassen, den dargestellten Augenblick nachzuvollziehen und von sich aus zum inneren Anlass des Verses zu finden.)

sofern mir das gelingt bin ein fürwahr glücklicher dichter.

sofern diese theorie hier allgemeines wissensgut ist - bestens. dennoch die frage: kann man die "formale technik" einfach übernehmen, ohne der natur des ausdrucks zu schaden?

gruß
hakuin

Max

Beitragvon Max » 08.08.2006, 21:49

Lieber Haikun,

ich weiß um die Schwierigkeiten von Haikus und ich bin nicht sicher, ob wir Langnasen ein wirklich gutes Haiku schreiben können.
Du schreibst aber auch

vielmehr ist mein anliegen einen sinnlich erfahrbaren moment zu erschaffen



DAS finde ich, ist Dir gelungen.

Liebe Grüße
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 09.08.2006, 00:39

Und wieder bleibst du deinem Prinzip treu.

Unglaublich

moshe.c

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 09.08.2006, 07:24

Haiku hin oder her- hanze Gesellschaften beschäftigen sich mit dieser Form und reden sich die Köpfe heiß. Auch wenn es keines im klassischen Sinne ist:

Dieses Textlein von Hakuin erzeugt ein starkes Bild und hallt nach- das finde ich großartig,

herzlichst, Kö

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 09.08.2006, 13:32

@max
@moshe
@dita
@königinindernacht

die letzten beiden texte, also dieser und "tau" sind wie der blitz in mir entstanden...
blitze habe wohl eine affinität zu gewittern und schreitem dem donner voran (das wäre wieder was für physiker, jedoch eher eine kleinigkeit in der deutung) und gewitter haben folglich was mit der wetterlage zu tun und der einfluss ist eher gering.

werde nun für die kommenden zwei wochen in nördlichrauhere klimazonen ziehen, mich von wind und meer inspirieren und euch von resultaten dann wissen lassen.

grüße euch herzlich
hakuin


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