Ende

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 05.08.2006, 12:22

Ende


Das Gebirg*
starrt stur
durch die Wetter.

Ein Fingerzittern,
wie
Eis glitzert,

schmilzt Schluchten;
du kauerst dich hinein.

Von nun an: Warten.






* Zeile geändert auf Vorschlag von... emm, allen? Mindestens Max, Last, aram und Lisa, vorher: "Das Gebirg deines Lebens"
Zuletzt geändert von lichelzauch am 09.08.2006, 08:12, insgesamt 4-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 05.08.2006, 13:07

Lieber Lichel,

wie shcön, dass wir neben Deinen tiefen Kommentaren nun auch wieder etwas eigenes von Dir bekommen!

Methodisch fällt auf, dass Du Dir in diesem Gedicht die Alliterationen eroberst, dabei finde ich "starrt stur" besonders gelungen. Am besten gefällt mir aber insgesamt die letzte Zeile. Die schafft dem Gedicht Dimension.

Dafür könnte die erste Strophe für mich auch lauten

Das Gebirge
starrt stur
durch die Wetter.


oder

Das Gebirge
starrt stur
ins Wetter.


Ob es nun "durch die" oder "ins" Wetter starrt, ist sicher Geschmackssache und ganz deine Wahl, Dein "deines Lebens" finde ich aber zu sehr mit dem Finger auf die Interpretation gezeigz, oder?

Liebe Grüße
Max

Last

Beitragvon Last » 05.08.2006, 13:17

Hallo Lichelzauch,

Ein toller Text an dem mir besonders das Bild der ersten Strophe gefällt. Wobei ich Max recht geben muss, dass es auch "Das Gebirge/ starrt stur/ durch die Wetter" lauten dürfte. das deines Lebens nimmt viel vorweg, auf das man auch dank der weiteren Strophe selbst kommen würde, außerdem empfinde ich durch das "deines" eine angehauchte Schuldzuweisung, die dem Gedicht nicht gut tut.
Statt "das Gebirge" könnte ich mir auch "ein Gebirge" vorstellen.
Dann evtl noch "kauert sich hinein" statt "du kauerst dich hinein", dann kauert sich das Fngerzittern in die selbst erschmolzene Schlucht, was ich bedeutend interessanter fände als das anklagende "Du" (vor allem da dieses Verhalten ja gerade zu menschlich ist, also sehr allgemeingültig).
Aber das sind Kleinigkeit, ein super Text von Bild- wie von Gedankenwelt, dankeschön :smile:

Max

Beitragvon Max » 05.08.2006, 13:20

Lieber Lichel,

wenn ich das nicht richtig ausgedrückt haben sollte: auch mir gefällt das Gedicht ! :-)

Übrigens: wie wäre es denn den Artikel von Gebirge ganz zu streichen und die erste Strophe einfach

Gebigre
starrt stur
durch die Wetter


lauten zu lassen?

Liebe grüße auch an zauch
max

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 05.08.2006, 13:26

Hallo Max,

danke für deinen Kommentar, es freut mich, dass es dir zu gefallen scheint.

Lustigerweise stimme ich dir überhaupt nicht zu :mrgreen: .

"starrt stur" finde ich zwar annehmbar, aber schon an der Grenze zur ÜBertreibung. Mehr Spaß haben mir da die z-Laute in der Mitte gemacht.
Die letzte Zeile macht mir ehrlich gesagt Kopfzerbrechen. Du hast zwar Recht mit der Dimension etc. und den Gedanken will ich auch unbedingt haben... trotzdem kommt sie mir jetzt irgendwie so vor, als wäre sie bloß auf Effekt geschrieben...

Ob "durch" oder "in" überlege ich mir noch, was den Fingerzeig angeht, warte ich erstmal weitere Kommentare ab - aber, bei diesem Gedicht wollte ich doch mal etwas mehr Freiraum lassen (für mich ist "Gebirg deines Lebens" übrigens noch gar nicht so eindeutig), dabei kam mir dann aber wieder der Titel in die Quere (den ich natürlich hasse :spin2: )...


Oh, jetzt sehe ich den nächsten Kommentar, danke Last!
Hmm, und dabei dachte ich doch schon, es wäre eh schon zu fragmentarisch, nur kürzt ihr noch munter weiter.
Das mit dem Du hat zwar für mich einen Grund (weil mir eine bestimmte Szene vorschwebt) und eine Anklage will mir da gar nicht einfallen... aber wenn du es so liest, hat das wohl einen Grund. Okay, ich lasse mir eure Vorschläge (und alle weiteren :smile: ) durch den Kopf gehen. Jetzt ist mir das Gedicht noch zu nah, um irgendwas zu ändern.

Vielen Dank für die Komplimente!

Liebe Grüße,
lichelzauch

Max

Beitragvon Max » 05.08.2006, 13:30

Lieber Lichelzauch,

ja, sicher du solltest es auch nicht beliebig hin- und herändern. Ich lese es nach Lastst Kommentaren inzwischen so


Ende


Gebirg
starrt stur
durch die Wetter

Fingerzittern glitzert
wie Eis
schmilzt Schluchten

Du
kauerst dich hinein

Von nun an
Warten


Dazu sollte ich sagen: es soll i.w. meine Lesart kennzeichnen, ich dichte sonst ungern in fremden Gedanken herum.

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 05.08.2006, 14:21

Danke, lieber Lichelzauch für dein Gedicht
und Danke für die Kommentare von Max und Last, durch die ich begriffen habe, warum ich mich mit dem ersten Vers etwas schwer tat.

Jedenfalls freut mich, dass du ein Gedicht gepostet hast und ich bitte dich ganz herzlich die Version die Max als seine Leseart bezeichnet zu überdenken,
Das Gedicht bekommt so (gerade wegen der Komprimierung) noch mehr Dichte und Raum und fasst dennoch mehr...
Hofentlich drücke ich mich verständlich aus.

Liebe Grüße
Gerda

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 05.08.2006, 14:39

Hallo Gerda,

und vielen Dank für deinen Kommentar. Nun, ich gebe zu, den ersten Vers wollte ich ursprünglich ganz anders benutzen... heute kam mir dann eben dieser Gedanke und es fügte sich doch ganz gut (wie ich immer noch finde, aber vielleicht auch nur, weil ich da ein ganz spezielles Bild im Kopf habe).

Natürlich werde ich die hier gemachten Vorschläge überdenken - ich stell die Gedichte hier ja nicht ein, damit man mir Honig ums Maul schmieren kann (jedenfalls nicht nur :mrgreen: ), und ich finde sie auch höchst hilfreich. Mit dem Komprimieren tu ich mir (heißt es mir oder mich??) trotzdem schwer.

Liebe Grüße,
l

Maija

Beitragvon Maija » 05.08.2006, 16:50

Hallo lichelzauch,

Mir gefallen zwar Reimgedichte besser, aber dein Kurzgedicht gefällt mir ganz gut. Du hast die Momentaufnahmen des Lebens bildlich schön dargestellt. Ich würde keine Veränderung mehr vornehmen, da das Gedicht schon sehr kurz ist und weitere Kürzungen das Bild verunstalten würde.
Auch der letzte Satz:
Von nun an, Warten
gefällt mir gut, weil du damit alles offen lässt.
Ich staune über deine Dichte von Bildern, die den Inhalt und die Form nicht verwischt.

Gruß Maija

Maija

Beitragvon Maija » 05.08.2006, 16:54

Warum nennst du eigentlich dein Gedicht Ende?

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 05.08.2006, 18:19

Hallo Maija!

Danke für deinen schönen Kommentar... (endlich mal jemand, der nicht immer alles verändern will :-) ;-) ... kleiner Scherz; ich hoffe nicht, dass sich das oben so anhört, als wüsste ich die Vorschläge nicht zu schätzen!). Also schon mal eine (begründete) Gegenstimme, nun, ich überlege noch.

Zum Titel, tja. Also, erstmal stimmt "Ende" für mich auch, aber leider nicht vollständig - da hat mein kreativer Atem mal wieder nicht gereicht, aber ganz ohne wollte ich es auch nicht einstellen... (Ich hätte ja mal gern einen schönen Titel... der nicht zu bestimmt in eine Richtung geht, aber doch die Deutung unterstützt, und am besten natürlich in den "Bilderrahmen" des Gedichts passt... kommt schon noch, denk ich mal).
Kurz gesagt, weil es (auch) ein Ende beschreibt. Es könnten da aber auch ganz andere Titel stehen.

Einen schönen Abend euch allen!
lichelzauch

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.08.2006, 22:21

Hallo lichel!

das hat mir sehr gefallen! Es fröstelt mich geradezu beim Lesen (bibber...) und es liest sich besonders durch den Titel fast so als hätte es ein alter, bärtiger Bergbewohner geschrieben...

-Nur eine kleine Frage habe ich noch: Wieso schreibst Du am Anfang nicht Dein Lebensgebirg(e)?

Sonst finde ich es perfekt und die Kürzung hier in der Mitte viel zu radikal...das spricht mich ja gar nicht mehr so persönlich an. (Aber: Die Form ist da ein bisschen schöner...die Satzzeichen haben mich etwas gestört)...

Es ist aber dies hier wert: :blumen:

Liebe Grüße, louisa

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 05.08.2006, 22:28

Hallo Louisa,

einen Erwin :wub: , lieben Dank.

Die Assoziation mit einem alten Bergbewohner freut mich besonders, dein Vorschlag mit dem Lebensgebirge ist auch interessant - das andere ist vielleicht wirklich unnötig umständlich, hmm.

Satzzeichen, ja, da scheint hier generell eine gewisse Aversion vorzuliegen (woran das wohl liegt :16: ...)... wird bedacht (genauso wie die nächste Gegenstimme - das bestärkt mich zwar, verwirrt aber auch ganz schön).

Nun, liebe Grüße zurück in die Nacht,
lichelzauch

Max

Beitragvon Max » 06.08.2006, 19:03

Lieber Lichel,

ich nochmal, ich kann Louisas Satzzeichenallergie ein wenig nachvollziehen, wüsste aber auch nicht, woran das bei mir liegt (in normalen Texten bemühe ich mich ja schon gelegentlich ein Satzzeichen zu machen), es scheint mir der Reinheit des Gedichts entgegenzulaufen - was sind denn Deine Gründe Louisa?

Liebe Grüße
Max


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