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Gang
Verfasst: 30.07.2006, 12:39
von Dita
Gewählter Gang am Gleis entlang
Schritt um Schritt bricht
Hoffnungszacken
Sonnenstrahl an Wolkenschar
Entgleist der tragende Gedanke
Oberkörper wankend
Neigt den Leib zum Fall
Blut
Prescht aus stahlgeschlagenem Schädel
Tränkt das Haar
Letzter Gang die Wahl
Auf Gleisen
2. Version
Gewählter Gang am Gleis entlang
Schritt um Schritt brach
Hoffnungszacken
Sonnenstrahl an Wolkenschar
Entgleist der tragende Gedanke
Oberkörper wankend
Neigt den Leib zum Fall
Blut
Prescht aus stahlgeschlagenem Schädel
Tränkt das Haar
Letzter Gang die Wahl
Auf Gleisen
Gerda, sieh nur wie brav ich bin. Ich habe meine erste Version stehen lassen. Grins.
Verfasst: 30.07.2006, 17:39
von Wannendicht
suizid pur...
Verfasst: 30.07.2006, 18:00
von aram
Dita,
das suizid-thema finde ich bemerkenswert und dicht umgesetzt.
die drastik von bildern (blut / prescht aus stahlgeschlagenenem schädel) wirkt nicht im negativen sinn plakativ auf mich. "tränkt das haar" im anschluss finde ich hervorragend.
die einzige stelle wo ich nicht mitkann:
Schritt um Schritt bricht
Hoffnungszacken
- ich weiß nur von zwei arten von suizid - dem vorgeplanten, und dem 'spontanen' - dass beim gang am gleis noch "hoffnungszacken wegbrechen", kann ich in keinem fall so recht nachvollziehen, es wirkt romantisierend auf mich. in einer relativ spontanen situation, noch im ankämpfen dagegen, könnte es aber vielleicht auch passen.
bilder, sprache, aufbau, setzung - finde ich ansonsten alles perfekt.
aram
Verfasst: 31.07.2006, 01:15
von Dita
Salut,
ich bedanke mich recht herzlich für eure Antworten.
Das Gedicht entstand im Zug, als ich wegen einem "Personenschaden" zwei Stunden darin festgehalten war. Beschissene Situation.
Ich habe über Deinen Einwand nachgedacht, aram. Schritt um Schritt sollte eigentlich den Lebensweg darstellen, ist aber sicherlich von mir ungeschickt hinter den "Gang am Gleis entlang" gestellt.
Ich wünsche inspirierende Träume,
Dita
Verfasst: 31.07.2006, 08:57
von amira
Guten Morgen Dita!
Suizid ist immer ein heikles Thema. Dein Gedicht gefällt mir gut.
Wie wäre es mit einem Absatz nach Hoffnungszacken, dann wäre vlt. der Lebensweg besser verständlich. Da du das Gedicht "Gang" nennst schließt man eher auf eine Momentaufnahme und nicht den vor der Momentaufnahme erfolgten Lebensweg.
Es gibt auch andere Möglichkeiten, die Vergangenheit von der Gegenwart zu trennen, nur möchte ich da nicht zu sehr eingreifen.
Die von dir erlebte Situation kenne ich leider auch. Nur wurde es so gut wie möglich als techn. Gebrechen getarnt... komisch war nur das Aufgebot an Blaulichtern.
lg, amira
Verfasst: 02.08.2006, 11:21
von Dita
Hallo amira,
vielen Dank für deinen Vorschlag. Werde es wohl so belassen, da ich es sonst eher für verwirrend halte, wenn man den vorangegangenen Dialog nicht mitverfolgt hat.
Lieben Gruß,
Dita
Verfasst: 02.08.2006, 14:13
von amira
Hallo Dita!
Ich weiß nicht, ob mir da etwas entgangen ist.
Ich habe dir nicht geraten, irgend etwas zu streichen, sondern nur einen Absatz einzufügen, um zeitliche Unterschiede klarer zu gestalten.
Da habe ich etwas wohl nicht oder falsch verstanden. Entschuldige.
Liebe Grüße (trotz Regenwetter)
amira
Verfasst: 02.08.2006, 18:20
von Dita
Hallo amira,
ums Streichen ging es auch mir nicht. Ich denke, dass der Absatz hinter Hoffnungszacken nicht passt, wenn müsste ich ihn ja hinter den ersten Satz setzen und da würde er sich nicht gut machen und könnte leicht missverstanden werden.
Ich grüß Dich recht herzlich aus sonnigen, wenn auch windigen, Gefilden,
Dita
Verfasst: 05.08.2006, 01:15
von aram
Dita hat geschrieben:Schritt um Schritt sollte eigentlich den Lebensweg darstellen, ist aber sicherlich von mir ungeschickt hinter den "Gang am Gleis entlang" gestellt.
hallo dita!
hm, "schritt für schritt" ist tatsächlich schwerlich anders beziehbar für mich ... dazu kommt aber noch die zeitform - alles steht im präsens, obwohl nach deiner absicht unterschiedliche zeitebenen beschrieben sein sollen.
ich denke schon, das "brach" besser wäre, zumindest einen doppelbezug andeutet - die 'übertretung' der üblichen zeitfolge-regel präsens - perfekt fände ich dabei weniger schlimm.
liebe grüße, aram
Verfasst: 05.08.2006, 01:40
von rya
Hallo dita.
Stark + dicht.
das ist es was mir einfällt nach dem lesen.
Ich würde es auch so belassen wie es ist.Mir hat es genau so gefallen.
Gruss.Rya
Verfasst: 05.08.2006, 01:45
von aram
liebe dita,
noch etwas -
"hoffnungszacken" ist überhaupt ein eigenartiges bild finde ich ... obwohl gut verständlich,
passt es nicht so ganz zur übrigen beschreibungswelt des gedichtes - die assoziationen, die ich dazu habe, gehen ein wenig ins naive.
jedenfalls wäre es für mich stimmiger, den bezug zu modifizieren - z.b., anstelle von hoffnungszacken, horizont.
damit wäre das gedicht für mich einheitlicher,
wie schon gesagt finde ich es ansprechend und qualitätvoll.
nochmal nachtgrüße,
aram
Verfasst: 05.08.2006, 06:40
von savage
Hallo Dita, ich bin wirklich beeindruckt. Ich hatte mich vor einigen Wochen selbst einmal an dieses Thema gewagt - in meiner Nähe passierte ewas ähnliches - aber ich habe es dann doch wieder fallen lassen, weil mir in meinem Text die Dichte fehlte, um tatsächlich das auszudrücken, was ich ausdrücken wollte.
Ein schwieriges Thema, das du sehr gut umgestzt hast.
savage
Verfasst: 05.08.2006, 11:00
von Dita
Salut aram,
lieben Dank. Ich habe "brach" aufgenommen und das ganze noch durch Absätze hervorgehoben. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, welche Version mir besser gefällt. Die erste hat mehr Tempo, die zweite mehr Ordnung. Hmmm. Ich grüble noch. Meinen "Hoffnungszacken" werde ich entschieden verteidigen, das ist die Hoffnung manchmal eben: naiv. Und "Wolkenschar" hält doch auch tapfer das Händchen, damit es nicht so verlassen steht. Grins.
Duuu, Danke.
Liebe Rya,
merci!!! Mich würde interessieren, was Du zur zweiten Version sagst...
Lieber savage,
Dankeschön. Vielleicht magst Du das Thema nochmals aufgreifen und uns daran teilhaben lassen. Ich würde es sehr gerne lesen.
Seid lieb gegrüßt,
Dita
Verfasst: 06.08.2006, 11:40
von Gast
ich brauchte bis heute, um etwas zu deinem Gedicht sagen zu können, liebe Dita.
Eindringliche Sprache, hart und klar und doch entbehren die Worte nicht eines tragischen Gefühls, was mich beim Lesen erfasst.
Version zwei finde ich von der stzung her passender und klarer, dem Stil des Gedichts entsprechend.
Tut mir leid dass ich jetzt erst etwas anmeckere
.gif)
der mittlere Vers ist es:
Entgleist der tragende Gedanke
Oberkörper wankend
Neigt den Leib zum Fall
warum nicht der
Oberkörper wanktneigt den Leib
zu Fall
Noch etwas, warum am Zeilenanfang die Großschreibung?
Wirkt auf mich zu "grell".
Liebe Sonntagsgrüße
Gerda
Dass du die erste Version stehen gelassen hast ist wirklich lieb von dir.
Mir hilft es sehr. Ich kann nicht alles was ich gelesen habe wörtlich und gesetzt im kopf behalten. .gif)