Erinnerst du...

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Eliane

Beitragvon Eliane » 20.07.2006, 18:57

Erinnerst du
die Zeit als wir
in Windmühlenrädern gefangen
den Ausbruch wagten

du und ich

den Fliehkräften entronnen
unserer Liebe
Freiheit schenkten




© Eliane
Zuletzt geändert von Eliane am 23.07.2006, 23:07, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 20.07.2006, 22:31

Liebe Eliane,

ich wollte schon WILLKOMMEN schreiben, aber du bist anscheinend schon länger im Salon, nur zu lesen warst du nie .... Willkommen aber bistr du hier immer.

Was mir an dem Gedicht gefällt, ist die Bildsprache, die stimmig ist. Du bleibst in dem Bild und die Fliehkräfte passen zu den Windmühlenrädern. Wobei "fliehen" hier ja eigentlich eine doppelte Bedeutung hat und durch die Fluckt begibt sich das lyr. Ich ja erst in die Macht anderer "Fliehkräfte".
Wofür allerdings die Räder der Windmühle und wofür die Freiheit stehen könnte, wenn nicht für gegensätzliche Kräfte allgemein, ist mir nicht so ganz klar.
Was mich an dem Gedicht ein wenig irritiert hat, ist, dass sich grammatisch alles auf einer Zeitebene abspielt. "Gefangen" ist auf einer Zeiteben mit "wagten" und mit "entronnen" und mit "schenkten". Ich gebe zu, dass es nicht besser wir, wenn man mit Plusquamperfekt arbeitet ... aber irritiert hat es mich eben trotzdem ...

Liebe Grüße
Max

Louisa

Beitragvon Louisa » 20.07.2006, 22:38

Hallo Eliane!

Ich heiße Dich auch fröhlich willkommen! (und möchte an dieser Stelle anmerken, dass sich ja auch die anderen stillen Seelen in diesem Sommer-Salon zu Wort melden könnten, wenn sie doch schon registriert sind... :eusa_angel: )

Erinnerst du
die Zeit als wir
in Windmühlenrädern gefangen
den Ausbruch wagten
DU und ICH
den Fliehkräften entronnen


-das hier hat mir sehr, sehr gut gefallen! Es ist eine schöne Idee und ich mag es, wenn die Physik auf den Kopf gestellt wird :eusa_angel: !

-Die Zeitform stört mich auch nicht. Aber dann kommen gleich zwei große Begriffe hintereinander und das ohne eines der schönen Bilder...

Vielleicht könnte man sich da am Ende noch einen besseren Clou einfallen lassen. Aber auch so finde ich es zauberhaft!

Liebe Grüße, louisa

PS: Und freue mich auf weitere Texte von Dir!

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 20.07.2006, 23:17

Hallo Eliane,

Du hast einen wunderbar poetischen Einstieg gezaubert....

ich freue mich, Dich zu lesen.

Das Fragezeichen am Ende des Gedichtes könntest Du weglassen - es ist vom Wortlaut her ja nicht zwangsläufig eine Frage, es könnte auch eine Feststellung sein.

Mit lieben Grüßen
Cornelia

Max

Beitragvon Max » 20.07.2006, 23:32

Mit dem Fragezeichen hat Cornelia sicher recht.

Louisa, mir ist nicht klar, wo da die Physik kopfsteht? (das mag ich auch, denn es kündigt Neues an :_))

Liebe Grüße
max

Eliane

Beitragvon Eliane » 21.07.2006, 10:19

hallo und Danke euch ALLEN für eure wohlwollende Kommentare!

Zuerst zu der "Zeitfrage" von Max.

Vielleicht wäre es deutlicher, wenn ich die Passage

"in Windmühlenrädern gefangen"

zwischen Kommata setzen würde, denn wie du schon schriebst, das Plusquamperfekt würde ich hier als "störend unlyrisch" empfinden.

zu der Fliehkraft und der , wie du richtig bemerkt hast "doppelten Bedeutung": zuerst einmal sie ist eine physikalische Kraft, die an einem Körper angreift, der sich auf einer kreisförmigen Bahn bewegt, hier in einem Windmühlenrad. Sie hält den Körper in seiner Bahn und ist nach innen zum Kreismittelpunkt gerichtet.
zum zweiten
hat dieser unfreiwillige unbefriedigende Zustand" eigene Kräfte freigesetzt, ihr zu entkommen, zu entfliehen, in diesem Fall der "neuen Liebe" Freiheit zu schenken. Natürlich stehen Räder und Freiheit im Gegensatz.


Louisa,

du magst Recht haben...

die beiden "großen Begriffe" DU und ICH

wirken zwischen den Bildern fast störend. Vielleicht fällt mir noch eine andere Lösung ein, dann werde ich sie einstellen.


Cornelia,

auch dir ein Danke für deine Antwort und deinen Hinweis auf das Fragezeichen.

Ich war auch im Zweifel, ob ich es einsetzen soll. Da ich möglicherweise noch das eine oder andere verändern werde, lasse ich es mal vorerst stehen.


liebe Grüße!

Eliane

Louisa

Beitragvon Louisa » 21.07.2006, 20:25

Hallo Max,
kann ein Mensch den Fliehkräften entfliehen?

-Abgesehen davon steht bei mir immer alles Kopf, besonders wenn es um Physik geht...

(ich möchte zu diesem thema besser nichts mehr schreiben :eusa_angel: ...)

Liebe Grüße, louisa

PS: Das Du und Ich hat mich nicht gestört, aber ich hätte es nicht so groß geschrieben...

Max

Beitragvon Max » 22.07.2006, 13:07

Liebe Louisa,

ja gewissen Fliehkräften kann ein Mensch entfliehen :-) Der Physik allerdings nicht :16_5_26:

Liebe Grüße
Max

Max

Beitragvon Max » 22.07.2006, 13:24

Liebe Eliane,

wenn ich es genau bedenke, ist das mit der Zeit vermutlich ok. "Gefangen" ist ja auch Partizip Perfekt deutbar und nicht nur als Adjektiv. Die Kommata machen es nicht deutlicher, denn es ist auch so deutlich genug - anscheinend wollte ich beim letzten Mal was finden.

Liebe Grüße
max

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Beitragvon Lisa » 22.07.2006, 13:26

Liebe Eliane,
schön., dass du wieder einmal hier vorbeigekommen bist...also ich finde den Gedanken des Außerkraftsetzens von etwas durch die Liebe, was eigentlich nicht außer Kraft gesetzt werden kann, als Beschreibung für die Kraft der Liebe (oder zumindest den Glauben daran) toll. Gefällt mir sehr..auch die Titelzeile...sie zaubert eine passende Stimmung für mich zu dem Gedanken.

Zu dem ICH und DU hätte ich diese Idee (ich stimme Louisa nämlich zu), wie wäre denn so (?):

Erinnerst du
die Zeit als wir
in Windmühlenrädern gefangen
den Ausbruch wagten

du und ich

den Fliehkräften entronnen
unserer Liebe
Freiheit schenkten?


Die letzten beiden Zeilen könnte ich mir übrigens auch ein weniger explizit vorstellen..."unserer Liebe Freiheit schenkten" ist mir fast zu deutlich und zu wenig im Bild der Windmühlenräder, die ich als Bild toll finde, weil sie Don Quichotte und Liebe zusammenbinden...und die beiden gehören ja soweiso zusammen...das gefällt mir...

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Eliane

Beitragvon Eliane » 22.07.2006, 17:07

Hallo liebe Lisa,

danke für den Tipp, ich finde das Absetzen dieser Zeile als Hervorhebung auch besser als das Großschreiben.

Hatte zuerst überlegt, die Zeile ganz neu zu formulieren, ohne "du und ich", aber diese Worte gehören einfach hinein, als Bekräftigung und vielleicht indirekt als neue Zusage.

Hab' mich gefreut über eure Kommentare; nach einer längeren Schreibblockade tun sie gut!

liebe Grüße

Eliane

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Beitragvon Lisa » 22.07.2006, 22:37

Liebe Eliane,

Abstinenz macht mal manchmal süchtiger als alles andere ;-). Ich finde auch, dass ich und du erhalten bleiben sollte, es bildet ein schönes Zentrum des Textes. Vielleicht magst du ja die Änderung oben kenntlich machen (nicht, weil sie auf mich zurückgeht :mrgreen:, sondern nur für die Verfolgung der Diskussion)

Liebe grüße,
Lisa

PS: Keine erneute allzu lange Pause bitte! ;-)
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