lebenslang

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Janosch

Beitragvon Janosch » 18.07.2006, 17:35

ich greife nach mir
schnalle mich fest und
richte
das grelle Licht auf mich

Schuld
schnappt nach Luft

ich greife nach mir
ziehe die Schlaufen nach
bis Rot die Haut nach außen tüncht

Schuld
nagt an ihrer Nabelschnur

ich greife nach mir
in meinen Händen
fließt euer Schmerz

Schuld
atmet mich leer

Cara

Beitragvon Cara » 18.07.2006, 20:23

Das Gedicht greift nach mir,

ich erschaudere.......


Cara

Max

Beitragvon Max » 18.07.2006, 20:59

Lieber Janosch,

ich bin noch nicht ganz ergriffen, was wohl vor allem daran liegt, dass mir die metaphysiche Schuld, bei der nicht gesagt wird, wessen man schuldig ist, mir ein wenig dubios war. Sprachlich finde ich, dass das Gedicht Potenzial hat zu ergreifen, wobei mir die Strophe


ich greife nach mir
ziehe die Schlaufen nach
bis Rot die Haut nach außen tüncht


noch etwas erklärungsbedürftig erscheint: Welche Schlaufen und wie kann man die Haut nach außer tünchen (irgendwie ist mir das Bild, das Dir vor Augen zu schweben scheint, nicht klar).

Liebe Grüße
max

Janosch

Beitragvon Janosch » 19.07.2006, 12:50

Hallo ihr zwei und Danke, für die Resonanz.
Bei dir, Cara, scheints die Wirkung nicht verfehlt zu haben...

Max, die Schuld ist bewusst an keinen Träger gebunden, da sie zyklenhaft, in neuen Formen und Farben, immer wieder anders erscheint.

Die Strophe, die du rausgegriffen hast:
ich schnalle mich fest und ziehe die Schlaufen nach (war nicht fest genug also);
der Blutstau führt zu einer Rotfärbung der Haut

VIele Grüße
Janosch

Birute

Beitragvon Birute » 19.07.2006, 14:47

Boah janosch,

das gefällt mir mega!
Darf ich dir vorschlagen die Atempausen anders zu legen? Und ein Vorschlag für die letzte Zeile?
Nur so als Anregung. Okay? Als Titel fände ich übrigens "lebenslänglich" auch passend.
"schnalle mich fest und - richte" Wow!!

ich greife nach mir
schnalle mich fest und
richte
grelles Licht auf mich
Schuld -

schnappt nach Luft

ich greife nach mir
ziehe die Schlaufen nach
bis Rot die Haut nach außen tüncht
Schuld -

nagt an ihrer Nabelschnur

ich greife nach mir
in meine Hände
fließt euer Schmerz
Schuld -

atmet mich aus


Der Text hat mich gepackt.

Lieben Gruß
Birute

Max

Beitragvon Max » 19.07.2006, 21:21

Lieber Janosch,

da war ich vielleicht ein wenig zu simpel, sorry. Ich verstehe es jetzt!

Liebe Grüße
Max


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