Seite 1 von 1
Treffen
Verfasst: 10.07.2006, 18:36
von moshe.c
Treffen
Ich sprach das Wort
Liebe
aus.
Du schaust indigniert
in den Tee
mit Sahne.
Wir sprechen vom Wetter
und sind froh:
Regen kommt nicht.
Dann fällt das Wort
Beziehung
mitten zwischen uns.
Ich räuspere mich
und wir lachen, wortlos,
schauen in die Ferne,
Harmonie entsteht.
Du sagst: Schau mal
die Bachstelze dort.
Ich bin interessiert,
wirklich.
Und Sprache findet
das Wort
zum Gehen.
Sprache wird
überflüssig,
Doch dein
Mund!
Verfasst: 10.07.2006, 18:45
von Louisa
Hallo Moshe!
Das finde ich sehr gut! Wobei man vielleicht doch besser "beleidigt" oder "verdrießlich", an Stelle von
indigniert hätte schreiben sollen...weshalb kann ich auch nicht recht erklären.
Mir gefällt der nüchterne Tonfall und die schönen, alltäglichen Bilder! Es erinnert auch ein bisschen daran:
http://www.tossnet.de/SMKat/SachlicheRomanze.cfmBesonders das Ende ist wieder
unausprechlich O:) wunderbar !
Grüßlein, Madame Aprikose O:)
Verfasst: 11.07.2006, 14:36
von Thomas Milser
Dann fällt das Wort
Beziehung
mitten zwischen unsHi Moshe, das liegt nicht nur geometrisch inmitten des Textes, sondern auch inmitten des Sinns. Einfach gut, der Satz.
Das abrupte Ende machte mich aber auch mit sprachlos. Ich les' das jetzt nochmal...und nochmal...irgendwann schnaller ich es vielleicht.... ich kenn' dich...das muss einen tieferen Sinn haben...
Vielleicht bis später
Tom.
Verfasst: 11.07.2006, 15:05
von Cara
Lieber Moshe,
mir gefällt dieses Gedicht sehr, sehr gut.
Es hat für mich eine große Spannung, viel Unausgesprochenes, reichlich Ungeklärtes in sich,
das macht es aus, dass ich es öfter lese....
Das Adjektiv "indigniert" finde ich eigentlich sehr passend an dieser Stelle.
Alles in allem, es fließt, es wirkt gar nicht unbedingt fertig (arbeitet eher oft mit Andeutungen) , aber ich würde es genau so lassen.....
Kompliment!
Cara
Verfasst: 15.07.2006, 11:50
von Dita
Man kann nichts sagen. Einfach wundervoll. Ich werde es jetzt so oft lesen, bis ich es auswendig kann.
DANKE!!!!
Dita
Verfasst: 15.07.2006, 15:55
von Lisa
Hallo moshe,
ja, das hat was..indigniert passt für mich auch genau (es erzählt für mich die Vorgeschichte des "Paares"), da es den Moment trifft. Auch das Ende finde ich sehr gelungen und ich habe für mich keine Probleme ihn zu verstehen - vielleicht weil ich es für mich ganz schlicht lese...:
Sprache wird überflüssig, weil (bzw. aber) der Mund nicht...(aus dem ja die Sprache kommt). Ich finde das wieder einmal toll erzählt, es wirkt ganz ganz echt...
Nur dieses hier:
Dann fällt das Wort
Beziehung
mitten zwischen uns.
Die Beschreibung ist gut. Das Wort
Beziehung allerdings finde ich komisch. Wenn da etwas konkretes hintersteckt, würde ich das noch verdeutlichen, wenn nicht, würde ich über eine Alternative nachdenken...
Liebe Grüße,
Lisa
Verfasst: 15.07.2006, 16:23
von moshe.c
Hallo!
Erstmal vielen Dank für euer Lob, Louisa für den netten Hinweis.
Lisa, ist das ein echtes Angebot, das du das Gedicht für mich lesen würdest? Das fände ich Zauberhaft, ich kann es mir sofort vorstellen.
(Ich habe nicht vergeßen mein Versprechen um halb elf)
Das Wort Beziehung ist ein im Deutschen sehr oft benutzes, meistens mit keiner oder sehr wenig Emotion, und daß es hier die Wende einläutet, ist ein kleiner Stich Ironie.
moshe.c
Verfasst: 15.07.2006, 16:41
von Max
Lieber Moshe,
da hast Du (als altes Epos) eine winzigen und vielsagenden Moment meisterhaft skizziert, Louisas Assoziation zu Kästner kann ich gut nachvollziehen. Einzig mit Strophe 1 hapert es bei mir noch. Zommst Du in den Moment hinein,als von Liebe gerade die Rede war oder wieso ist er mit einem Male im Imperfekt?
Ich lese ihn (für mich, ganz klammheimlich) ungefähr so
Ich rede von
Liebe
Du schaust indigniert
in den tee
in dem die Sahne zerwolkt
oder so ähnlich .. vielleich auch
Ich sage:
Liebe
etc.
Liebe Grüße
max
Verfasst: 15.07.2006, 17:42
von moshe.c
Hallo Max!
Ich/Er kommt garnicht irgendwo rein, sondern die Zwei sitzen da aus irgendeinem nicht näher bezeichneten Grunde und in einer ebenfalls nicht näher bezeichnteten Konversation spricht er das Wort Liebe aus. Das ist alles.
OK?
mit maximalen Gruß
moshe.c
Verfasst: 15.07.2006, 18:47
von Max
Hi Moshe,
soweit war es klar

aber nun die minimale Frage

: wieso
sprach er das Wort Liebe und dann heißt und du
schaust ...
also kommen
wir gerade in das Gedicht, alos er die Worte gesprochen hat (das war mit der vorigen Frage gemeint) oder ich versteh den Tempuswechsel nicht
Liebe Grüße aus der Hitze
Max
Verfasst: 15.07.2006, 19:10
von moshe.c
Ah, Max, ich hoffe ich verstehe jetzt was du meinst.
Du fragst mich dies nicht zum ersten Mal, wenn ich mich recht erinnere (Täler).
Es ist in der Tat so, wie du es jetzt beschreibst.
Manchmal setzte ich Zeitenwechsel, der Perpektive wegen, die sich ja durchaus wechseln kann, oder?
moshe.c
P.S.: Ihr Armen mit der Hitze. Hier ist es auch sehr warm, aber ohne Veränderung, und das macht es durchaus angenehm.
Verfasst: 15.07.2006, 19:28
von Max
Lieber Moshe,
ok, dann versteh ich es, merci.
Liebe Grüße
Max
PS: An Israel würde ich in diesen Tagen auch weniger wegen der Hitze denken ...
Verfasst: 17.07.2006, 11:57
von Lisa
Lieber Moshe,
eigentlich war das kein richtiges Angebot, sondern es ging vielmehr um die Lesart
.gif)
aber wenn du es gerne möchtest, will ich mich mal an einem Gedicht von dir versuchen, das wäre schon eine Herausforderung....darf ich mir denn eines aussuchen?
Verfasst: 17.07.2006, 13:29
von moshe.c
Liebe Lisa,
na klar kannst du dir eins aussuchen, bin gespannt auf deine Wahl. Es wäre mir eine große Freude und Ehre, wenn du etwas von mir lesen würdest.
so long
moshe.c