Les liaisons rouges et dangereuses

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 08.07.2006, 20:08

<center>Les liaisons rouges et dangereuses
Oder: wenn es in der Liebe ans Leben geht

Heut nacht träumte mir von einer Frau

Liebesfrisch lehnte sie
an einer Fahrstuhlwand

wie ein roter Pfau

nachdem wir einer Buckligen die Scheiben
eingeschlagen hatten
um - - ich weiß nicht mehr was zu tun.

(Wir, das waren Christina, er und ich)

Christina
(ein mir fremdes Mädchen jetzt)
hatte sie mit ihrem Mann betrogen

Die Wangen der Schönen
glühten mich an.

Und ich wusste:

Nun kann ihr niemand mehr etwas anhaben.
Nun hat sie ihrem letzten Kind über den Kopf gestreichelt.

Heut nach träumte mir von einer Frau
Und sie lächelte rot

wie Glenn Close




---

dies ist auch ein Traumgedicht wie arams "smal talk" und daher wahrlich ein Experiment :grin: .
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

làgrimas

Beitragvon làgrimas » 08.07.2006, 21:04

hi lisa,


ich bin etwas zerrissen... der Anfang ist einfach hinreissend, genauer gesagt die 4 ersten Zeilen. der rote Pfau und die Fahrstuhlwand in Kombination: das eine eine wunderschöne, romantische aber unrealistische (jedenfalls soweit mir bekannt) der Fahrstuhl hingegen als realistisches und wenn schon eher erotisch als romantisches Element... einfach ein Spannung erzeugendes zusammen spiel das viele assozationen und gedanken auslöst. auch dieses Liebesfrisch ist so schön vieldeutig, frisch nach dem sie jemanden geliebt hat, frisch verliebt, frisch im sinne von jung und endlich zu lieben bereit usw...

DIe Sache mit dem Sscheibe einschlagen und den Namen und der Batrugsgeschichte... ja das sind Traumfragmente, aber sie wirken auf mich nicht, jedenfalls nicht im Vergleich zu den starken vier ersten Zeilen. Sie lösen wneiger aus, regen weniger an, sind viel konkreter und die Bilder sind auch "normaler". Auch der Schluss enttäuschte mich etwas, das lächelte rot wirkt mir zu konstruiert. Das gute daran ist das es einen Kreis schliesst mit dem roten Pfau und so das Gedicht zusammen hält Doch es ist mir zu unkonkret... ich mag es wenn man interpretationspielraum hat, aber rotes lächeln ist mir zu lasch, jedenfalls um ein so stark beginnendes Gedicht zu beenden. (das wie Glenn Close macht es für mich nicht besser, könnte aber daran liegen das ich kaum was über die Schauspielerin weiss)

Versteh mich nicht falsch, auch wenn ich jetzt viel auszusetzen und zu nörgeln hatte, das Gedicht ist (wie das meiste was ich von dir bisher gelesen hatte) sehr anregend und interessant, und der Anfang ist ohne zu übertreiben mitunter etwas vom besten das ich je gelesen habe, gerade deshalb bin ich so kritisch, was den Rest des Gedichts anbelangt.

Liebe Grüsse, làgrimas

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.07.2006, 12:14

Hallo lagrimas,

keine Sorge, ich kann mit Kritik gut umgehen, besonders bei solchen Texten wie diesen, die erst mal eine Art Übung sind (natürlich mit einer Seele, sonst würde ich sie nicht schreiben). Außerdem ist deine Kritik fundiert. Also nur immer her damit :grin: . Du hast ja recht.

Das problem liegt wohl darin, dass es mir sehrwohl (das hast du gut herausgelesne) im Grunde nur um das Bild geht, das in den ersten vier Zeilen beschrieben wird. Dieses Bild hat mir im Traum ja alles gesagt, in ihm ist implizit alles enthalten, was danach "erklärt" wird, daher flacht der text dann wohl auch ab.

Das Ende (und überhaupt der Titel) spielt auf Glenne Close an und den Film Gefährliche Liebschaften, einer der faszinierensten Filme, die ich kenne. Obwohl die Rolle, die Glenn Close in diesem Film spielt, auf den ersten Blick nicht zu der Frau passen will, die mir im Traum begegnete, ist sie es doch auf eine gewisse Weise (Traumfiguren sind ja seltsame Mischwesen, jedenfalls bei mir).

Es ist wohl sehr schwierig ein Traumbild, das völlig synthetisch in sich ruht, in einem Gedicht etwas deutlicher präsentieren zu wollen, da es ohne Erklärung nicht verstanden werden kann, bei falscher erklärung aber seine Intensität verliert. das ist mir wohl nicht gelungen.

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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Louisa

Beitragvon Louisa » 18.07.2006, 23:20

Hallo Lisa,
ich kenne diesen Film leider, leider nicht. Aber der Titel weckt mein Interesse :-)

Dein Gedicht gefällt mir aber sehr gut. Es ist ein bisschen schwierig für mich diese verworrenen Beziehungen zu entschlüsseln, aber mir gefallen diese Traumbilder sehr! Auch das Scheiben-Einschlagen beim Buckligen-

Vor allem natürlich die Pfau-Frau (gibt es rote Pfaue auch in Wirklichkeit?)...

Nebenbei: Ich habe mal in einem Traum-Buch gelesen, dass jede Frau, die einer Frau im Traum begegnet, ganz gleich wie absonderlich sie aussieht einen Teil der eigenen Persönlichkeit (meist den, den man gerne ausleben möchte, vor dem man Angst hat oder ähnliches) widerspiegelt...

-Ob das zutrifft weiß ich aber nicht.

Ich wundere mich, dass dieses gedicht noch so wenig Beachtung erfahren hat. Ich lese es immer wieder und immer lieber!

Grüßlein, louisa

Louisa

Beitragvon Louisa » 18.07.2006, 23:23

PS: ich mag auch dieses verblüffende Ende und natürlich "liebesfrisch" ! das ist magnifique :-) !

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 22.07.2006, 23:05

Liebe Louisa,
kennst du denn dann den Film Being John Malkovitch? Da gibt es eine Szene, die zeigt, dass alle Bilder die wir sehen, im Traum und im Wachen, wir selbst sind :-)

ich selbst bin mit dem Text nicht so zufrieden, aber vielleicht lerne ich es ja noch, meien Träume besser und trotzdem frei zu fassen, manchmal träume ich so spannende Träume...da muss man erst mal drauf kommen ;-)

Den Film gefährliche Liebschaften kann ich nur empfehlen, selten dass ein Film besser ist das Buch, dem es entboren...dazu perfekt filmisch szenisach umgesetzt, mit einem jungen Malkovitch, einen der wenigen Fieslinge, dem auch nur "allzu gern" auf dem Leim gegangen wäre...:-)...kommt oft im fernsehen...später abends...oder ich schick dir ein video *grins* dann aber WIRKLICH nur im gegebzug zu deiner stimme, die bestimmt schon auf der cd schimmelt!!
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Louisa

Beitragvon Louisa » 23.07.2006, 17:20

Hallo Lisa!

Ach, das ist ein wundervolles Gedicht! Ich würde es nicht so schlecht reden. Gerade dieses Verdrehte macht ja den wahren Traum aus! Es versetzt mich in eine schöne Traumatmosphäre!

Auch diesen Film kenne ich nicht (leider)...

Ich würde gern noch mehr Träume von Dir lesen! Ich finde das meist viel spannender als die Realität.

-Jetzt bekommt man auch noch bestechliche Angebote :-) ! Ja, die Stimme ist schon schlecht geworden :-)! Ich wollte jetzt doch lieber ein anderes Lesen...das hört sich einfach nicht so an wie es sich anhören sollte...(mmm...vielleicht doch whiskey-)

Liebe Grüße, louisa


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