Laß uns Äpfel pflücken,
in den Lücken, in denen wir
nicht rauchen oder ficken,
laß uns Ameisen beobachten
und an die Zeiten denken,
in denen wir noch lachten.
jaja...
Liebe/r làgrimas
Und auch an dich erst einmal ein hallo :coffee:
In deinem Gedicht verwendest du für mich eine, was die Erschließbarkeit angeht, gelungene Wortwahl. Es ist nicht völlig hermetisch aber auch nicht wie ein Wasserglas. Mich mit Ahnungen in einen Text hineinlesen zu können und zu müssen gefällt mir.
Es gab schon einmal eine heiße Diskussion um das Wort „ficken“ in einem Gedicht hier im Forum. Klar, auch ich möchte nicht nur noch dieses Wort für körperliche Nähe lesen, aber auch in diesem Fall empfinde ich den Wortgebrauch als passend und zwar, weil er (zusammen mit rauchen) den Kontrast zu den übrigen Zeilen bereitet, und so erst das eigentliche Bild des Textes zeichnet. Ein anderer Ausdruck würde weniger der Harmlosigkeit, Einfachheit und Unempfindlichkeit entgegenstehen.
Ähnliches behandelt dieses Gedicht, schau mal rein (nein, ist nicht von mir
):
http://www.blauersalon.net/online-liter ... .php?t=950
Ich glaube, das trifft den Inhalt ähnlich, wenn auch etwas sarkastischer reflektiert, doch ebenso „trauernd“ über die Art zu lieben.
Durch das zweite Bild der Kindheitserinnerungen (die Ameisen beobachten) rückst du auch den Apfel zu einem Detail zurecht, der nicht sofort an den Apfel des Paradieses denken lässt, sondern erst auf einen zweiten Blick. Das gefällt mir, so wirkt der Bezug (ob nun bewusst gesetzt oder nicht) nicht gesetzt.
Worüber ich noch genau nachdenken würde, ist das Wort Lücken. Sind das wirklich Lücken? (Also etwas, wo etwas fehlt? Ist es nicht gerade umgekehrt? Oder möchtest du damit spielen? Vielleicht auch Lücken, weil die Taten darin ausnahmsweise nicht benennbar sind, nicht einzuordnen sind in den Alltag voller Rauchen und ficken? Dazu würde mich deine Meinung sehr interessieren.
Über den Titel denke ich noch nach, was er bedeuten soll (Ist es ein Kontrast zum Versuch des gedichts als Antwort in der Sprache von zeile 3? Man sagt ja auch "ja,ja", das heißt; "leck mich am Arsch [hier zumindest
].) Vielleichtist es ja aber auch nur der Unmut darüber, einen Titel eingeben zu müssen
PS: Ein kleines psssst: am Ende der dritten Zeile kommt noch das Komma für das Ende des Relativsatzes :-$.
Und auch an dich erst einmal ein hallo :coffee:
In deinem Gedicht verwendest du für mich eine, was die Erschließbarkeit angeht, gelungene Wortwahl. Es ist nicht völlig hermetisch aber auch nicht wie ein Wasserglas. Mich mit Ahnungen in einen Text hineinlesen zu können und zu müssen gefällt mir.
Es gab schon einmal eine heiße Diskussion um das Wort „ficken“ in einem Gedicht hier im Forum. Klar, auch ich möchte nicht nur noch dieses Wort für körperliche Nähe lesen, aber auch in diesem Fall empfinde ich den Wortgebrauch als passend und zwar, weil er (zusammen mit rauchen) den Kontrast zu den übrigen Zeilen bereitet, und so erst das eigentliche Bild des Textes zeichnet. Ein anderer Ausdruck würde weniger der Harmlosigkeit, Einfachheit und Unempfindlichkeit entgegenstehen.
Ähnliches behandelt dieses Gedicht, schau mal rein (nein, ist nicht von mir
.gif)
http://www.blauersalon.net/online-liter ... .php?t=950
Ich glaube, das trifft den Inhalt ähnlich, wenn auch etwas sarkastischer reflektiert, doch ebenso „trauernd“ über die Art zu lieben.
Durch das zweite Bild der Kindheitserinnerungen (die Ameisen beobachten) rückst du auch den Apfel zu einem Detail zurecht, der nicht sofort an den Apfel des Paradieses denken lässt, sondern erst auf einen zweiten Blick. Das gefällt mir, so wirkt der Bezug (ob nun bewusst gesetzt oder nicht) nicht gesetzt.
Worüber ich noch genau nachdenken würde, ist das Wort Lücken. Sind das wirklich Lücken? (Also etwas, wo etwas fehlt? Ist es nicht gerade umgekehrt? Oder möchtest du damit spielen? Vielleicht auch Lücken, weil die Taten darin ausnahmsweise nicht benennbar sind, nicht einzuordnen sind in den Alltag voller Rauchen und ficken? Dazu würde mich deine Meinung sehr interessieren.
Über den Titel denke ich noch nach, was er bedeuten soll (Ist es ein Kontrast zum Versuch des gedichts als Antwort in der Sprache von zeile 3? Man sagt ja auch "ja,ja", das heißt; "leck mich am Arsch [hier zumindest


PS: Ein kleines psssst: am Ende der dritten Zeile kommt noch das Komma für das Ende des Relativsatzes :-$.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
hi lisa:)
vielen dank für diese ausführliche kritik, und das du dich auf das gedicht eingelassen hast. Es freut mich das die Dinge die ich versucht habe auch bei dir angekommen sind, ich war mir bei diesem gedicht da unsicher...
ja ficken... ein umstrittenes Wort, auch bei mir;). Aber hier fand ich alles andere unpassend.
bei den Äpfeln hab ich nicht an das paradies gedacht, da ich mich im christentu auch nicht auskenne... interessant, das bringt ja eine ganz neue ebene rein :D
zu den lücken... hier ging es mir darum die pausen, die zwischenzeiten zwischen dem ficken und rauchen darzustellen, dass es bis auf die zwei beschäftigungen nichts mehr gibt, das eben "lücken" entstehen. Die Verlorenheit Menschen die sich vielleicht mal sehr nahe waren, aber eben durch die Routine in gewisser Hinsicht wie abgestumpft sind... ist vielleicht etwas weitgedacht, soviel steht nicht in den zeilen, aber in diese richtung soll es einem treiben...
und der titel.... §bump§
der ist sehr spontan entstanden... hier heisst jaja dasselbe ;)... zum einen viel mir auf die schnelle nichts besseres ein, zum andern soll es die abgestumpftheit, das alltägliche, auch die "lücke" (jaja ist weder ein klare ja noch ein nein...) darstellen.
und, danke für das komma und den link...
liebe grüsse làgrimas
vielen dank für diese ausführliche kritik, und das du dich auf das gedicht eingelassen hast. Es freut mich das die Dinge die ich versucht habe auch bei dir angekommen sind, ich war mir bei diesem gedicht da unsicher...
ja ficken... ein umstrittenes Wort, auch bei mir;). Aber hier fand ich alles andere unpassend.
bei den Äpfeln hab ich nicht an das paradies gedacht, da ich mich im christentu auch nicht auskenne... interessant, das bringt ja eine ganz neue ebene rein :D
zu den lücken... hier ging es mir darum die pausen, die zwischenzeiten zwischen dem ficken und rauchen darzustellen, dass es bis auf die zwei beschäftigungen nichts mehr gibt, das eben "lücken" entstehen. Die Verlorenheit Menschen die sich vielleicht mal sehr nahe waren, aber eben durch die Routine in gewisser Hinsicht wie abgestumpft sind... ist vielleicht etwas weitgedacht, soviel steht nicht in den zeilen, aber in diese richtung soll es einem treiben...
und der titel.... §bump§
der ist sehr spontan entstanden... hier heisst jaja dasselbe ;)... zum einen viel mir auf die schnelle nichts besseres ein, zum andern soll es die abgestumpftheit, das alltägliche, auch die "lücke" (jaja ist weder ein klare ja noch ein nein...) darstellen.
und, danke für das komma und den link...
liebe grüsse làgrimas
Hallo làgrimas,
ich habe dein Gedicht in etwa so gelesen:
weil wir (die Menschen) eigentlich nichts mehr zu lachen haben
in den Zeiten, in denen wir weder rauchen noch ficken, wäre es besser sich zurück zu besinnen auf Dinge und diese zu tun, die sich früher als gut erwiesen haben und überdies Freude machten.
Dazu gehören eben auch Naturbeoachtungen und körperliche Tätigkeiten in der Natur...
Ich finde es gelungen, ich würde nur den Artikel "die" vor Ameisen und Zeiten weglassen.
ich habe dein Gedicht in etwa so gelesen:
weil wir (die Menschen) eigentlich nichts mehr zu lachen haben
in den Zeiten, in denen wir weder rauchen noch ficken, wäre es besser sich zurück zu besinnen auf Dinge und diese zu tun, die sich früher als gut erwiesen haben und überdies Freude machten.
Dazu gehören eben auch Naturbeoachtungen und körperliche Tätigkeiten in der Natur...
Ich finde es gelungen, ich würde nur den Artikel "die" vor Ameisen und Zeiten weglassen.
Zuletzt geändert von Gast am 06.07.2006, 11:20, insgesamt 1-mal geändert.
Hi Gerda,
Danke auch dir für deine Rückmeldung.
Auch das ist eine ögliche Sicht auf die Zeilen, und ich denke sie führen Schlussendlich zu einem ähnlichen Gefühl/ Ansicht. Weil es nur ein Versuch wäre etwas zu kopieren, und das warscheinlich nur mit Entäuschung enden würde. Es war nicht meine Intention, aber spannend, das man sich auch auf diese Weise an die Stimmung, die die Zeilen rüberzubringen versuchen antasten kann.
bei ersten die stimm ich dir zu, danke für den Tipp. Beim zweiten würde es mir zu unbestimmt werden.
Liebe Grüsse làgrimas
Danke auch dir für deine Rückmeldung.
Auch das ist eine ögliche Sicht auf die Zeilen, und ich denke sie führen Schlussendlich zu einem ähnlichen Gefühl/ Ansicht. Weil es nur ein Versuch wäre etwas zu kopieren, und das warscheinlich nur mit Entäuschung enden würde. Es war nicht meine Intention, aber spannend, das man sich auch auf diese Weise an die Stimmung, die die Zeilen rüberzubringen versuchen antasten kann.
bei ersten die stimm ich dir zu, danke für den Tipp. Beim zweiten würde es mir zu unbestimmt werden.
Liebe Grüsse làgrimas
Hallo gerda und làgrimas,
ich wollte gerade genau für die Kommatasetzung plädieren, die du, làgrimas, nun schon umgesetzt hast. Genau so war auch mein Empfinden.
gerda: Das war feiner Spürsinn mit dem ersten "die"...das wirkt viel stärker!
ich wollte gerade genau für die Kommatasetzung plädieren, die du, làgrimas, nun schon umgesetzt hast. Genau so war auch mein Empfinden.
gerda: Das war feiner Spürsinn mit dem ersten "die"...das wirkt viel stärker!
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
hallo làgrimas,
auch von mir herzlich willkommen im salon!
an deinem text bleibe ich sofort hängen, finde ihn sehr gut -
will ich das analysieren, empfinde ich als erstes eine balance/ gegenüberstellung von fröhlichkeit / unmittelbar -lebendigem 'anpacken' und unterschwelliger melancholie, wobei über das 'derbe element' ("rauchen oder ficken") deren 'verbindung /trennung' hergestellt ist.
dem entspricht die balance von 'konstruiertem' text - deutlich über das (erfrischende) reimtrio pflücken / lücken / ficken -
und 'frei fließendem': laß uns ameisen beobachten / und an die zeiten denken / in denen wir noch lachten. - ein schöner, ruhig fließender satz.
entsprechende gegenüberstellungen finden sich im lautrhythmus,
auch die verben drücken sie aus: pflücken - rauchen - ficken gegenüber beobachten -denken - lachen ---nur letzteres dann im präterium - subtil und sehr stark!
die substantiva lassen sich ebenfalls gegenüberstellen: wo jetzt "lücken" sind, waren mal "zeiten"...
durch die abweichenden satzfiguren und die direkte sprache wirken all diese gegenüberstellungen sehr frei und nicht gesetzt.
der titel lässt sich unterschiedlich lesen, was ich gut finde - ich tendiere dazu, ihn relativ resigniert zu empfinden, im kontext mit der fast schon zynischen aufforderung - nicht zu 'lachen', sondern an vergangenes lachen zu 'denken'... zugleich illustriert er die scheinbare (d.h. gewollte) "unwichtigkeit" des geschilderten - das gedicht nimmt sich selbst nicht wichtig, es 'füllt eine lücke' -
damit ist die ambivalente haltung des lyr.ich zur eigenen traurigkeit eindringlich miterzählt.
die momentane polarität von 'traurigkeit' und 'lebendigkeit' ist also perfekt herausgearbeitet: die qualitäten stehen einander unentscheidbar gleichwertig gegenüber und sind doch untrennbar verbunden im lyr.ich, das diese spannung trägt.
ich freue mich auf weitere texte von dir.
aram
auch von mir herzlich willkommen im salon!
an deinem text bleibe ich sofort hängen, finde ihn sehr gut -
will ich das analysieren, empfinde ich als erstes eine balance/ gegenüberstellung von fröhlichkeit / unmittelbar -lebendigem 'anpacken' und unterschwelliger melancholie, wobei über das 'derbe element' ("rauchen oder ficken") deren 'verbindung /trennung' hergestellt ist.
dem entspricht die balance von 'konstruiertem' text - deutlich über das (erfrischende) reimtrio pflücken / lücken / ficken -
und 'frei fließendem': laß uns ameisen beobachten / und an die zeiten denken / in denen wir noch lachten. - ein schöner, ruhig fließender satz.
entsprechende gegenüberstellungen finden sich im lautrhythmus,
auch die verben drücken sie aus: pflücken - rauchen - ficken gegenüber beobachten -denken - lachen ---nur letzteres dann im präterium - subtil und sehr stark!
die substantiva lassen sich ebenfalls gegenüberstellen: wo jetzt "lücken" sind, waren mal "zeiten"...
durch die abweichenden satzfiguren und die direkte sprache wirken all diese gegenüberstellungen sehr frei und nicht gesetzt.
der titel lässt sich unterschiedlich lesen, was ich gut finde - ich tendiere dazu, ihn relativ resigniert zu empfinden, im kontext mit der fast schon zynischen aufforderung - nicht zu 'lachen', sondern an vergangenes lachen zu 'denken'... zugleich illustriert er die scheinbare (d.h. gewollte) "unwichtigkeit" des geschilderten - das gedicht nimmt sich selbst nicht wichtig, es 'füllt eine lücke' -
damit ist die ambivalente haltung des lyr.ich zur eigenen traurigkeit eindringlich miterzählt.
die momentane polarität von 'traurigkeit' und 'lebendigkeit' ist also perfekt herausgearbeitet: die qualitäten stehen einander unentscheidbar gleichwertig gegenüber und sind doch untrennbar verbunden im lyr.ich, das diese spannung trägt.
ich freue mich auf weitere texte von dir.
aram
wow :shock:
und ich auf weitere Kritiken...:D
Ne wirklich, vielen Dank, du siehst mehr in dem Text als mir bewusst war wenn ich ehrlich bin...
und du kannst das so schön begründen und erklären...
besonders das gefällt mir:
wo jetzt "lücken" sind, waren mal "zeiten"...
du bringst mich meinem Text näher, ich mag ihn immer lieber :grin:
vielen Dank für die ausführliche Auseinandersetzung und das Kompliment.
liebe grüsse làgrimas
und ich auf weitere Kritiken...:D
Ne wirklich, vielen Dank, du siehst mehr in dem Text als mir bewusst war wenn ich ehrlich bin...
und du kannst das so schön begründen und erklären...
besonders das gefällt mir:
wo jetzt "lücken" sind, waren mal "zeiten"...
du bringst mich meinem Text näher, ich mag ihn immer lieber :grin:
vielen Dank für die ausführliche Auseinandersetzung und das Kompliment.
liebe grüsse làgrimas
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