Sankt Benedikt

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 04.07.2006, 22:01

Sankt Benedikt

Einst hatte ich ein Chamäleon
in einer Käseschachtel
mit Namen Sankt Benedikt,
die gab ihm seinen Namen.

Er reiste mit mir und ich
reichte ihm seine Fliegen,

Eines Tages fühlten wir uns
allein auf dieser Welt.

Es kam meine Frage:
'Benedikt, ist Fußball Gott?'

Er wechselte die Farbe,
runzelte die Stirn und sprach:

'Es kommt darauf an, von wo du schaust.'.
Ich sah ihn verzweifelt an.

Er wechselte erneut die Farbe
und wurde Schwarz-Weiß:

'Wenn du es so siehst,
sind wir allein.'
Zuletzt geändert von moshe.c am 08.07.2006, 18:34, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 06.07.2006, 21:03

Lieber Moshe,

auch wenn ich vielleicht nicht alles verstanden habe, musste ich schmunzeln - vielleicht ist ja "unser Benedetto" ein kleines Chmäleon, dass auh nicht weiß, ob Fußball nun ein Gott oder Gott ein Fußball ist ;-)

Liebe Grüße
Max

Birute

Beitragvon Birute » 06.07.2006, 21:49

Hallo Moshe,

also, normalerweise lasse ich mich von den Inhalten der Texte im Internet nicht persönlich anfassen.

Hier muss ich aber sagen, ohne Wertung deiner Person, oder deiner Arbeit, dass, solltest du hier wirklich Papst Benedikt meinen, ich es nicht okay finde, mit den religiösen Vorbildern der Menschen und auf deren Kosten Witze zu machen. Egal welcher Religion.

Das soll keine Kritik sein. Ich weiß, dass die Toleranzgrenze in diesen Dingen bei jedem Menschen woanders liegt. Ich akzeptiere das auch, möchte nur nicht wortlos vorbei gehen. Und bitte - fühle dich nicht persönlich angegriffen. Okay?

Lieben Gruß
Birute

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.07.2006, 22:15

Da liegt ihr vollkommen falsch!
Das Chamäleon hat tatsächlich existiert auf einer Reise durch Marokko. Es ist für viele Wochen mit mir gereist und liebte es in einer Käseschachtel aus Sperrholz zu schlafen. Der Käse hieß Sankt Benedikt, und das ist nicht meine Erfindung, und da er darin seine Heimstätte sah, gab ich ihm diesen Namen. Es gab damals auch eine Fußballweltmeisterschaft, und daher der Zusammenhang zum Jetzt.
Der Papst heißt nicht Sankt Benedikt!!, und er ist auch kein Käse, und keine Käseschachtell und ein Chamäleon.
Wer da einen Zusamenhang herstellen möchte: Bitte.
Ich habe es nicht getan.
Der Zusammenhang ist der Fußball und die Weltmeisterschaft mit ihrer Wirkung auf die Menschen und die Verwechselung mit Religion!

moshe.c

Birute

Beitragvon Birute » 06.07.2006, 22:21

Ich liege nirgends, Moshe. :cool:

Ich sagte "Falls du hiermit auf den Papst anspielen solltest ..."

Nicht mehr, und nicht weniger.
Deshalb, nix für ungut. Wenn es sich um einen Käse handelt, dann ist das aus dem Text nicht ersichtlich.
Ich würde einen Hinweis einbauen.

Lieben Gruß
Birute

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.07.2006, 22:35

Mach ich.

moshe.c

Louisa

Beitragvon Louisa » 06.07.2006, 22:36

Hallo Moshe!

Also ich musste gar nicht an den Papst denken und finde das wunderbar! Es ist wieder eines dieser schönen, kleinen Märchen-Gedichte von Dir. Ich finde es wunderschön, wenn Du Kamele oder Chamäleons sprechen und schauen lässt! Das versetzt einen in eine ganz andere Welt.

Hat es auch Käse gegessen? Ist es wirklich einmal fußballfarben geworden? Woran ist es gestorben?

Wenn ich das noch öfter lese, möchte ich auch so ein kleines Chamäleon haben...(da wird man sich aber zu Hause freuen O:) )

Liebe Grüße, louisa

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.07.2006, 22:50

Birute, ist das jetzt ok???

Louisa, Sankt Benedikt war einfach klasse, ich habe nie wieder mit so einem klugen Tier meine Zeit verbracht. Die Klugheit seiner Augen, seine bedächtigen Körperbewegungen, seine ganze umwerfende Aufmerksamkeit. Dieses Tier hat mich viel gelehrt und manchmal schäme ich mich, wenn ich mich dabei ertappe, die Lehren von ihm vergessen zu haben.

Sankt Benedikt ist damals nicht gestorben, sondern ich habe ihn, als ich das Land verließ, in seine natürliche Umgebung gesetzt und war sehr traurig über die Trennung.

moshe.c

Birute

Beitragvon Birute » 07.07.2006, 06:31

Jo danke Moshe,

jetzt weiß auch ich dumme Nuss gleich worum es geht. :grin:

Ist sicher spannend, so ein Tierchen.

Lieben Gruß
Birute

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.07.2006, 19:41

Hallo Moshe!

Meinst Du er lebt noch? Ist er nun einmal fußballfarben geworden oder kann er das gar nicht?

Ich grüße Dich und Benedikt in der Ferne, louisa

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.07.2006, 21:05

Liebe Louisa,

Ob Sankt Benedikt noch lebt weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung wie alt ein Lippenchamäleon (chameleo dilepsis) werden kann.
Er war damals ein Jüngling, und ich setze ihn Ende der 70er Jahre in sein Heimat-Umgebung in Marokko, weil er in Europa nicht überlebt hätte.
Die Frage, warum bestimmte Tiere so eine Weisheit ausstrahlen können, mit der man auch kommunizieren kann, ist für mich weiter ein Rätsel.

Ob Sankt Benedikt nun noch lebt oder nicht, scheint mir unerheblich, denn seine Erfahrung wird mit Sicherheit in seinen Clan eingegangen sein, wie die meinige in mich und allen, denen ich davon erzähle.

Ob ihr jetzt denkt ich spinne oder nicht: In der letztzen Zeit treffe ich immer wieder Chamäleons der gleichen Sorte im Park oder Gartenanlagen und wir schauen uns an, und ein Wissen scheint da zu sein.

moshe.c

P.S.: Ich hasse Neurologen.

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.07.2006, 22:08

Hallo Moshe!

So einen Chamäleon-Park möchte ich auch einmal besuchen! Ich gebe Dir vollkommen recht, diese kleinen Dinosaurier sind sicherlich weise, gemächliche und anpassungsfähige Geschöpfe!

Jetzt muss ich wieder ganz nervig fragen, ob er denn nun fußballfarben werden könnte? (Das war das letzte Mal!)

Liebe Grüße, louisa

PS: Ich kenne keinen Neurologen O:) .

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 08.07.2006, 01:07

Hallo Moshe,

ich kenne nur die heutige Version Deines Gedichtes. Trotzdem dachte ich spontan an den Papst. Mir gefällt das Gedicht. Spätestens ab der Zeile "Er wechselte die Farbe" finde ich es zudem sehr originell und humorvoll: bei dieser Zeile bekam ich die Vision einer Verwandlung von einem öffentlichen geschminkten Papstgesicht zu einem natürlichen ungeschminkten Privatgesicht, sozusagen die Umkleidung von der Arbeitstracht rein in die Alltagsklamotten (die auch ein Papst privat trägt).

Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Papst -- angenommen, das Gedicht handelte tatsächlich vom ihm -- dieses Gedicht als Beleidigung auffassen würde. Soviel Humor und Selbstbescheidenheit traue ich dem stets lächelnden und unkompliziert wirkenden Papst zu. Und den Katholiken auch.


Pjotr (Agnostiker)

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 08.07.2006, 14:39

Lieber Agnostiker,
ich schwöre es: Beim schreiben dieses Gedichtes dachte ich keine Sekunde an den Papst. Daß ein Agnostiker dieses dann aber so sieht, finde ich bemerkenswert :smile:

In einer Situation, in der ich des Abends allein im Blauen Salon weilte, da Deutschland gegen sich selbst spielte oder so ähnlich, fiel mir eine vergleichbare Sitation in Marokko ein, bei der Sankt Benedikt zugegen war, so schrieb ich diese Zeilen.
Ich bin Fußball-Agnostiker.

Vielleicht sollte man dem Papst das Gedicht schicken und seine Meinung hören. Deutsch kann er ja. Hat da jemand vielleicht einen Draht?
Vielleicht ist er ja auch überhaupt nicht abgeneigt, denn ich spreche Sankt Benedikt doch lobend Weisheit zu.

MlG

moshe.c


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