Was ich vermisse...

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 04.07.2006, 08:26

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Zuletzt geändert von Gast am 10.07.2006, 17:10, insgesamt 5-mal geändert.

Herby

Beitragvon Herby » 04.07.2006, 13:34

Hallo Gerda,

das ist ein Text, der mir gleich beim ersten Lesen sehr gut gefiel! Anrührend in seiner tiefen Enttäuschung und Traurigkeit.

Einige Anmerkungen nur zur Sprache:
es fällt auf, dass du in allen Strophen auf Zeichensetzung geachtet hast, nur die dritte fällt raus. Warum? Ich würde folgende Kommas setzen:

Wohlgerüche
aus der Küche,
Toast gemischt
mit After Shave,
eine männlich
tiefe Stimme,
die: "Kaffee ist fertig"
rief.

In der folgenden Stelle dagegen

Fein behaarte Unterarme
die, die Zeitung hielten,


ist das Komma hinter dem Relativpronomen falsch und störend.

Dann heißt es im Text:

Beginnend
mit des Tages Lauf:


Dieser Genitiv fällt für mich in seinem poetischen Klang aus dem ansonsten eher nüchternen sprachlichen Rahmen deines Textes heraus. Kannst du dir eine andere Formulierung vorstellen, etwa

Beginnend
am Morgen ( des Tages ) oder

Beginnend
bei Tagesanbruch ?


Schließlich könntest du die drei Punkte an folgender Stelle

wissend um die Wiederkehr...

überdenken. Sie sind m. E. im Gegensatz zu den darauf folgenden des letzten Verses entbehrlich, zudem letztere ihnen durch die unmittelbare Wiederholung ohnehin noch an Wirkung nehmen.

Aber trotz dieser kleinen sprachlichen Unebenheiten sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
Herby

rockandrollhexe

Beitragvon rockandrollhexe » 05.07.2006, 07:25

Liebe Gerda

will mich gar nicht mit Zeichensetzung auseinander setzen. Mich interessiert der Inhalt deines Textes. Die Traurigkeit und Enttäuschung darin hat mich bewegt. Ich hoffe für dich, dass hier nur das LYrich spricht und nicht die wirkliche Gerda, obwohl man sicherlich soetwas schon einmal mitgemacht haben muss, um darüber glaubhaft zu schreiben.

Liebe Grüsse
rockandrollhexe

Gast

Beitragvon Gast » 05.07.2006, 10:02

Danke Herby,

dass die Zeichensetzung nicht stimmt hat keine besonderen Gründe, außer, dass ich damit ehe immer auf Kriegsfuß stehe, und dieser Text der 2003 entstand noch einmal hätte von mir Korrektur gelesen gehört.
Sorry, das mir das passiert ist.
Allerdings holpert dieser Text nirgends, das kann ich dir versichern und vielleicht wird dieser Text der nächste sein, den ich lese und in die HÖR BAR stelle.
Das mit der sprachlichen Komponente kann ich nicht nachvollziehen, Denn gerade der Genetiv "Beginnend mit des Tages Lauf" bringt die weiteren Sätze in Fluss... da kann nichts anderes stehen.
Die Sprachmelodie wäre empfindlich gestört, würde ich deinem Rat folgen.

Ich weiß nicht, was du mit nüchternem Rahmen meinst, um ehrlich zu sein... denn das Gedicht erzählt zwar in Alltagssprache, aber nüchtern???

Bei der Zeichensetzung werde ich gern auf deinen Rat hören.

Liebe Grüße
Gerda


Liebe rockandrolhexe,

danke für die Rückmeldung.
Ja, es gab diese Zeit der Trauer und der Erkenntnis...
Aber ich ein fröhlicher Mensch und daraus gestärkt hervorgegangen.

Ich war damals selbst erstaunt wie klar ich immerhin fast 5 Jahre nach der Trennung erkannte, dass die Dinge denen ich nachtrauerte eigentlich die Dinge waren, die ich nie hatte.
(Ich poste gleich mal noch ein Gedicht dazu, "Die falsche Brille").

Seit dem Tag ging es mir wieder gut ;-)
Ja, und noch etwas fand ich interessant, "endlich" zu erkennen, dass Lebensgemeinschaft von vielen Alltäglichkeiten zusammengehalten wird...
nicht so sehr von großen Gefühlen.

Liebe Grüße
Gerda

Herby

Beitragvon Herby » 06.07.2006, 11:06

Liebe Gerda,

ich komme noch einmal auf den Genitiv zu sprechen. Du schreibst:

Denn gerade der Genitiv "Beginnend mit des Tages Lauf" bringt die weiteren Sätze in Fluss...

Darüber muss ich noch nachdenken, weil ich das für mich im Moment noch nicht nachvollziehen kann.

Du schreibst dann weiter:

Ich weiß nicht, was du mit nüchternem Rahmen meinst, um ehrlich zu sein... denn das Gedicht erzählt zwar in Alltagssprache, aber nüchtern???

Da habe ich mich vielleicht schlecht ausgedrückt, aber die Antwort gibst du dir selbst in der zitierten Stelle. Mit "nüchtern" meinte ich Alltagssprache, aus der dieser sehr poetisch ( und eben nicht alltäglich )klingende Genitiv heraus fällt.

Eine Stelle ist dir bei der Änderung der Zeichensetzung durchgegangen. In deinem Gedicht heißt es:

Fein behaarte Unterarme
die, die Zeitung hielten,


Richtig müsste sein:

Fein behaarte Unterarme,
die die Zeitung hielten ( als Relativsatz durch Komma abgesetzt )

Liebe Grüße
Herby

Gast

Beitragvon Gast » 06.07.2006, 11:18

Sorry, geändert, lieber Herby... ich hoffe nur, dass ich die Regeln jetzt nicht noch auswendig lernen muss... Bild

LGG

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Beitragvon Lisa » 10.07.2006, 09:10

Liebe Gerda,
mir gefällt der Blickwinkel auf die Kleinigkeiten, weil ich denke, dass du damit recht hast! Holpern tut der Text für mich nicht und ich wäre aufgrund seiner Nuance gespannt, wie er in der HörBar von dir gelesen wird.

Ein paar Anmerkungen:

Den Satz "Kaffee ist fertig" empfinde ich als unglaubwürdig, weil ich ihn nur aus Werbung, Tatorten und Familienfilmen kenne, aber noch nie "live" gehört habe. Sagen sowas reale Menschen? :grin: Wenn er - was wahrscheinlich ist - der Realität entnommen ist, muss er natürlich stehen bleiben (!) und ich bin entwaffnet. Wenn nicht, würde ich ihn wirklich durch eine Alternative ersetzen.

Das zweite ist eine sprachliche Anmerkung:

Fein behaarte Unterarme
die die Zeitung hielten,


das meinst du nicht so, oder? :cool: Die Unterarme können die Zeitung nicht halten (also können sie schon, aber die meisten frühstücker machen das nicht :coffee: ).

Die Balance zwischen den großen Träumen, die unerfüllt blieben, und den kleinen Eigenheiten, die, nach ein wenig Abstand, die eigentlichen sind, die vermisst werden (denn die großen Träume sind ja gar nicht Wirklichkeit geworden), hast du in diesem Gedicht gut gehalten....

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 10.07.2006, 12:24

Vielen dank, liebe Lisa,

also das mit den Unterarmen ist ein echter Bock, tausend Dank, wie vielen leute haben das schon geschluckt... Bild
Also die Stelle nehme ich mir vor.
Aber das "Kaffee ist fertig", ist real... (EFH, der Ruf aus der Küche, paterre zum Bad, 1. Stock z. B. )

Lieber herby, was deine Anmerkung betrifft, warte Mal bis es in der Hör Bar steht...
Wir haben uns ja schon darüber ausgetauscht. :smile:

LGG

Gast

Beitragvon Gast » 10.07.2006, 15:36

Hallo Lisa,
wie wäre:
Fein behaart die Unterarme,
Hände Zeitung blätternd

usw.
Jedenfalls habe ich es jerzt erst Mal so gesprochen.

Was meinst du?

Liebe Grüße
Gerda

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Beitragvon Lisa » 10.07.2006, 16:43

wie wäre denn:

die Zeitung in den Händen


?
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 10.07.2006, 17:08

Oh ja, besser, viel besser, danke. Ich werde es adaptieren. Bild
bitst du so nett und schaus noch mal bei "Gräber" unter Kurzlyrik vorbei, ich habe die permanente Großschreibung am zeilenbeginn geändert, ich finde es besser so.

LGG


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