Verlust

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Herby

Beitragvon Herby » 29.06.2006, 11:22

Verlust

Er entglitt sich immer mehr,
unmerklich erst.

Als er schließlich
in sich ging,
suchend,
geriet er außer sich.

Er fand sich nicht mehr.

Cara

Beitragvon Cara » 29.06.2006, 12:20

Das trifft's genau.........


Sehr gut , Herby!

Cara

pandora

Beitragvon pandora » 29.06.2006, 14:38

hallo herby,

sehr schöne wortspiele über das sichverlieren.
sprachlich gesehen stört mich das "mehr". ("immer mehr" / "nicht mehr")
könnte man die formulierung in der ersten zeile nicht einfach weglassen?
Er entglitt sich,
unmerklich erst.
(alternativ: zunächst unmerklich?)

was meinst du?

lg

p.

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leonie
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Beitragvon leonie » 29.06.2006, 21:00

Lieber Herby,

ich finde die Idee schön. Das „immer mehr“ könnte auch meiner meinung nach wegfallen. Ich habe zuerst das „außer-sich-Geraten“ nicht so recht mit denm anderen zusammengebracht. Oft benutzt man das ja für Wut. Hier könnte ich es mir eher als Panik vorstellen. Meinst Du das?

Liebe Grüße

leonie

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 29.06.2006, 21:49

Hallo Jürgen,

mir gefällt Dein Gedicht so, wie es ist. Es könnte viele Gründe dafür geben, dass jemand sich selbst verliert: eine missglückte Liebe, Drogen oder irgendein Unglück.

Das Außer-sich-Geraten muss ja nicht unbedingt Zorn sein. Ein schönes Gedicht. Ich muss an einen Freund denken, der unter einer durch Drogen verursachten Psychose leidet und nicht mehr zurückfindet. Eine gescheiterte Existenz. Sehr traurig.

Grüßt

Paul Ost

Herby

Beitragvon Herby » 30.06.2006, 15:29

Hallo Cara,
herzlichen Dank für deine lobenden Worte! O:)

Liebe pandora,
auch dir danke ich sehr für deine Auseinandersetzung mit meinem kurzen Text und deine Anregungen! Diese sind für mich besonders interessant, da sie mein Augenmerk auf ein ganz anderes Wort ( "mehr" ) lenkten als das, was mir zunächst Probleme bereitete. Ich habe nämlich lange über "sich" gebrütet, was mir zu häufig vorkam. Aber wie ich es auch drehte und wendete, ich konnte nur den fünften Vers abändern.
Was jetzt deinen Vorschlag angeht, so werde ich darüber nachdenken. Du hast Recht, wenn überhaupt, dann könnte ich wohl den ersten Vers noch verkürzen. Mich selbst hat die Wiederholung des Wortes "mehr" gar nicht gestört, im Gegenteil, ich fand sie als Klammer zwischen dem ersten und letzten Vers sinnvoll. Aber es ist gut, dass du mich darauf hinweist, oft ist man ja seinem eigenen Text gegenüber blind! Wie gesagt, ich werde es überdenken!

Liebe leonie,
du sprichst die Wendung "außer sich geraten" an. Ich habe sie tatsächlich in dem von dir gedeuteten Sinne verwendet, die im übrigen ein vielleicht diffuses Gefühl der Wut gegenüber sich selbst, Gott und der Welt gar nicht einmal ausschließt.
Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Hallo Paul,
auch dir Dank für deine anerkennenden Worte ( auch, wenn du sie nicht an mich, sondern an Gurke Jürgen gerichtet hast. Gab's bei dir vor dem Schreiben möglicherweise Gurkensalat? ) ;-)

Aber jetzt ernsthaft... das von dir geschilderte Schicksal deines Freundes ist in der Tat sehr traurig. Ich hoffe, du kannst ihm etwas Halt geben!

Liebe Grüße an euch und einen schönen ( spannenden WM- ) Tag!
Herby


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