Erkenntnis ( Dreizeiler-Triptychon)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Cara

Beitragvon Cara » 27.06.2006, 17:35

Wie ein schlaftrunkener Schmetterling
gaukelt sie von Vertrauen zu Vertrauen
und geht am Schluss leer aus

~'~

Nichts ist wie es scheint
und es ist auch nichts so wie
es eben noch war

~'~

Vergessen - Niemals
Es verwinden - Irgendwann
Vergeben - Letztlich

(c)Cara
Zuletzt geändert von Cara am 29.06.2006, 21:50, insgesamt 3-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 28.06.2006, 10:00

Hallo Cara,
kannst als Verbindungs-Faden nicht einen inhaltlichen Titel finden?
Oder ........,ein Dreizeiler-Trptichon?

moshe.c

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.06.2006, 11:08

Liebe Cara,
das ist ein toller Text, finde ich. Die Satzzeichen-Schmetterlinge gefallen mir besonders, schöne Idee! Sprachlich sind mir nur die vielen „es“ aufgefallen. Vielleicht:
nichts ist so
wie es eben noch war
In der dritten Strophe könnte „es“ meiner Meinung nach wegfallen.
Ich bin mir wegen des Titels nicht sicher, da mir nicht ganz klar ist, warum Du ihn gewählt hat. Ist es wegen der dritten Strophe?
Liebe Grüße
leonie

Cara

Beitragvon Cara » 28.06.2006, 12:22

Hei Moshe und leonie,

es ist erstaunlich, wie viele Korrektur - Ideen ihr aus diesen kleinen Dreizeilern herausgeholt habt. Und ich finde, ihr habt mit allem Recht.

Den Titel, Moshe, hatte ich nur so als Überkategorie gewählt, aber in der Tat wäre es sinniger, ihn ihnhaltlich zu gestalten.....ich überlegte gerade, vielleicht sollte ich als Titel "Ent-Trauen" nehmen, weiß aber noch nicht, ob das der optimale Titel ist. Aber ich werde mir noch etwas einfallen lassen, es sei denn , andere hier haben bzgl. des Titels auch eine Idee.

leonie, danke für dein Lob.
Was die häufigen "es" angeht....stimmt, genauso wie du es sagst. Bei "Es verwinden" werde ich das "es" weglassen (ist auch optisch besser) und in der zweiten Strophe soll es reichen, wenn "es" nur höchstens zweimal vorkommt. Danke! Typische Autorenblindheit: Das ist mit nicht aufgefallen.


Vielen Dank euch beiden

Cara

Gast

Beitragvon Gast » 28.06.2006, 12:41

liebe Cara,

Ich kann mich den beiden nicht so ohne weiteres anschließen. Triptichon als Titel finde ich so gar gut, denn warum nicht mal aus der bild. Kunst etwas entheihen...
Ein dreiliges Bild = Triptichon (3 Bilder unter einem Thema)...


an den Bildern habe ich aber Mängel entdeckt, die ich dir gern schreiben möchte:
Im ersten Vers heißt es:
gaukelt sie von Vertrauen zu Vertrauen

Jemandem Vertrauen vorgaukeln, ja das kenne ich, aber von

Vertrauen zu Vertrauen gaukeln???

Ich denke du meinst taumeln...
Das wäre das treffende Verb und das schlaftrunken impliziert "Schwere", die beim Schmetterling selbst dann nicht angebracht erscheint, wenn er müde ist.

Dann Vers 2 + 3
Bitte suche Bilder, zur Fortführung.
Jetzt stehen da allseits bekannte Redewendungen, die das, was im ersten Vers so gut begann nicht weitertragen...

Liebe Grüße
Gerda

Cara

Beitragvon Cara » 28.06.2006, 12:59

Hi Gerda,

du hast einen scharfen und erfahrenen Blick und ich finde es wertvoll, in ihn hineinzugeraten....lächle, danke dir für deine Kritik.

Zum Verb "gaukeln":
das hatte ich instinktiv gewählt und nun, wo du es in Zweifel zieht und mehr zu "taumeln" (was ich inhaltlich durchaus auch meinte) rätst, habe ich mal im Duden nachgesehen. Dort steht:

"gaukeln: intr. 1.schwankend fliegen, 2.possenhaft etwas vortäuschen."

Somit glaube ich, dass "gaukeln" durchaus stehen bleiben kann. Taumeln wäre auch gegangen....aber es klingt ein wenig nach "betrunken sein", im Schwindel sein.....ich entscheide mich für "gaukeln"......

"Schlaftrunken".....verzeih' , Gerda, aber auch das will ich beibehalten, denn ich gönne diesem meinem Schmetterling in diesem meinem Gedicht einfach mal diese Schwere (ein bisschen mag ich diese Paradoxien auch, oder das Yin-Yang von schwer und leicht).

Dem, was du ansonsten sagst, pflichte ich bei. Ich hatte in der ersten Strophe ein Bild und in den beiden anderen eher Aphorismen. So ist das Triptichon ungleichgewichtig. Ich müsste, wenn mir für die Strophen zwei und drei keine Bilder einfallen, das Bild der ersten Strophe womöglich zumindest in die Mitte stellen, damit das ein ausbalanciertes Triptichon wird, lächel.

Vielen Dank erst mal...

Cara

Ich versuche mal eine neue Version des Triptichons:


Nichts ist wie es scheint
und nichts ist so
wie es eben noch war

~'~

Wie ein schlaftrunkener Schmetterling
gaukelt sie von Vertrauen zu Vertrauen
und geht am Schluss leer aus

~'~


Vergessen - Niemals
Verwinden - Irgendwann
Vergeben - Letztlich

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 29.06.2006, 16:39

Liebe Cara,
dieses "projekt" ist interessant! Jeder text hat eine andere Aussageebene und erzählt doch vom selben...das gefällt mir als Arrangement!

Womit ich meine Probleme habe ist der "schlaftrunkene Schmetterling", ist das nicht doppelt gemoppelt? Für mich erfüllt schlaftrunken hier im Bild die Vorstellung von nicht völlig kontrollierbarem Flug...aber dafür ist der Schmetterling ja an sich schon Bild (ich meine in etwa´wie ein weißer Schimmel)...wenn die nacht mit hineinspielen soll, würde ich vielleicht zu einem Falter tendieren, wenn nicht das adjektiv ersetzen oder gar streichen.

Tolle Idee §blumen§
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Cara

Beitragvon Cara » 29.06.2006, 18:43

Hallo Lisa,

danke für deine Rückmeldung.
Nun bist du schon der zweite Mensch, den das Adjektiv "schlaftrunken" stört....ich habe es zwar in mein Herz geschlossen , *s*, aber noch einmal drüber nachgedacht.....es würde sich auch das Wörtchen "rastlos" anbieten, damit wäre die Nacht aus dem Spiel, auf die ich es nicht unbedingt abgesehen hatte in dem Zusammenhang.

Also, was haltet ihr, Gerda , Lisa und die anderen, von

"Wie ein rastloser Schmetterling
gaukelt sie von Vertrauen zu Vertrauen
und geht am Schluss leer aus"
?
Hm, irgendwie mochte ich den Ausdruck "schlaftrunkener Schmetterling". Ich muss das noch eine Weile mit mir rumtragen und ein Gefühl entwickeln...


Danke und liebe Grüße
Cara

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 29.06.2006, 19:00

Cara,

mich stört der Begriff 'schlaftrunken' garnicht, weil er aufs Beste das Erwachen für das Nachkommende ausdrückt.
So passiert ein Erkenntnisprozeß, und den hast du sehr gut beschrieben.
Ich möchte dich aber nochmal auf meine Eingangsfrage verweisen, auf den Titel.

moshe.c

Cara

Beitragvon Cara » 29.06.2006, 19:57

Lieber Moshe,

das erleichtert mich jetzt richtiggehend, dass du mir das "schlaftrunken" lässt, ich würde es auch - wie oben schon gesagt - gern behalten.

Und was den Titel angeht, ich hatte gleich zu Anfang auf deinen Titelhinweis geantwortet und an den Titel "Ent-trauen" gedacht. Aber nachdem du jetzt zum wiederholten Male darauf hinweist, habe ich mich entschieden, ......der Titel liegt in deinem letzten Kommentar begraben. Ich nenne das Gedicht "Erkenntnis (Dreizeiler Triptichon)".

Danke für den unbeabsichtigten Tipp für einen Titel, lächel

Cara

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 29.06.2006, 20:24

Ich kann nur noch eines sagen: Glückwunsch.

:stern :stern

moshe.c

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 29.06.2006, 20:43

Hallo Cara

Drei Bilder zu einer Einheit verknüpft. Sehr interessant und gut umgesetzt, wie ich finde. Aber schreibt man Triptychon nicht mit einem Y???

Fragt sich

Jürgen

Cara

Beitragvon Cara » 29.06.2006, 21:50

Danke für deinen Glückwunsch, Moshe, ich bin jetzt auch ganz "glücklich" mit dem Ergebnis (außer dem Y, auf das Gurke mich hinwies, lächel). Dein "Wunsch zum Glück" hat also funktioniert.....ich finde es immer klasse, wenn ein Wunsch mal Früchte trägt......*s*.

Jürgen, danke für deine positive Rückmeldung....und das mit dem Y, tja, das könnte einem ja direkt peinlich sein....ich änder es sofort.

Liebe Abendgrüße
Cara

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 29.06.2006, 22:00

Hallo Cara,

zunächst einmal gefällt mir die Idee eines Triptychons. Was für ein schönes und schwieriges Fremdwort! Das freut meine Seele.

Gerade der erste Teil begeisterte mich direkt beim ersten Lesen:

Wie ein schlaftrunkener Schmetterling
gaukelt sie von Vertrauen zu Vertrauen
und geht am Schluss leer aus

Natürlich hatte ich gleich die passende Frau vor Augen. Eine, die gewissermaßen im Halbschlaf alles mitnimmt, nicht ganz ehrlich ist dabei, aber eben schön und irgendwie unzurechnungsfähig. Ob es stimmt, dass ihr am Ende nichts bleibt? Zumindest ist das Wort "gaukeln" passend.

Die Idee, diese Strophe in die Mitte zu stellen, halte ich für gut. So ähnlich ist das doch auch bei einem Triptychon, oder?

Grüße

Paul Ost


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