sommer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Cara

Beitragvon Cara » 22.06.2006, 15:14

sommer

staub
stimmen ganz in der ferne
schatten unterbrochen von einem
spärlichen
schlitz
schimmernden lichts

schwüle die den
schweiß treibt auf die
stirn des
schwerelos
sinnierenden
seins

sphärisch
sich
spreizende
stille

(c) Cara

Birute

Beitragvon Birute » 22.06.2006, 15:50

Hallo Cara,

hier hat das "s" aber schwer arbeiten müssen, in diesem Gedicht.
Es hat gute Arbeit geleistet.
Gefällt mir!

Lieben Gruß
Birute

Max

Beitragvon Max » 22.06.2006, 17:11

Liebe Cara, liebe Birute,

gerade das "s" finde ich sehr gut, weil es mich daran erinner, wie der Sommer surrt und zirpt (ich vermuet, dass es Insekten sind und nicht der Sommer, aber so klingt der Sommer nun mal).

Sehr gut
Max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 22.06.2006, 17:27

Liebe cara,

ja, das gefällt mir auch...Max hat gut beschrieben warum...

nur mit einer Stelle tue ich mich schwer:

schwerelos
sinnierenden
seins


wie sinniert man wohl schwerelos? Die Wörter erscheinen mir etwas zufällig aneinandergereiht...

ansonsten zauberhaft und sommerduftend!

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Maija

Beitragvon Maija » 22.06.2006, 17:38

Ich schließe mich meinen vorherigen Teilnehmern an. Sehr gelungen und gerade jetzt in dieser Affenhitze eine brillante Idee!
Die Frage von Lisa interessiert mich ebenfalls.
Ich staune wie ihr in dieser Hitze noch so schön dichten könnt :mrgreen: Weiter so!

Gruß Maija

Cara

Beitragvon Cara » 22.06.2006, 19:49

Hallo Birute, Max, Lisa und Maija,

ich danke euch für eure fast einhelligen Kommentare.....

ja, Birute. lach, das "s" ist hier von mir anscheinend hart rangenommen worden, aber es floss mir in der Situation eigentlich zu......ich hatte garnicht die Absicht gehabt, eine Alliteration zu schreiben, sie ergab sich von allein; das machte mir dann Spaß und ich hab es ein wenig auf die Spitze getrieben. (übrigens wusste ich damals, als ich es schrieb, garnicht, dass der Stabreim eine spezielle Gedichtform ist).

Lisa: mit "schwerelos sinnierendem Sein" wollte ich die Situation beschreiben, dass man in Sommer bei sirrender Schwüle - nachmittags doch schon mal so dasitzt, einfach sinnierend (meditierend), das Sein (diesen sinnierenden Zustand) als schwerelos empfindend.
Kennst du das nicht?

Stimmt, Maija, es war ein richtiges Sommerhitzegedicht, ausgebrütet bei großer Hitze im letzten Jahr (ist also kein neues Gedicht, aber vor einem Jahr war der Sommer auch manchmal so unerträglich heiß).

Danke und Grüße
Cara

Gast

Beitragvon Gast » 23.06.2006, 00:31

liebe Cara,
inhaltlich kann ich deinen Worte leicht folgen.
Ein wenig beschwert sind sie allerdings durch die, wie du selbst schreibst auf die Spitze getriebene Form des Stabreims.
Ich denke dasProblem ergibt sich durch die sehr unterschiedlichen Zeilenlängen.
Das "S" wird so tatsächlich gezwungen am Zeilenanfang zu stehen.
Sich eine solche Aufgabe zu stellen ist gar nicht übel.
Du schreibst allerdings auch, dass sich die Aliration fast von allein ergeben habe...
Wie wäre es denn, wenn du mal anders setzt, andere Umbrüche probierst?
Ich mache dir jetzt bewusst keine Vorschläge, aber ich denke, deinem Gedicht würde nichts verloren gehen.
Es könnt weniger konstruiert wirken.
(Auch wenn es das nicht ist) :smile:

Noch eins "sinnierend" finde ich nicht passend, vielleicht sinnend... oder sogar sinnlich...

Liebe Grüß
Gerda

Cara

Beitragvon Cara » 23.06.2006, 09:44

Hallo Gerda,

habe vielen Dank für deine "konstruktive" Kritik an meinem vielleicht etwas "konstuierten" Gedicht......
lächel, das ist jetzt auch ein nicht neuer, aber doch neu- aktualisierter Gedanken für mich, zumal ich gerade bei Moshe (Täler- Gedicht ) las, dass er bei konstruierten Gedichten wenig oder keine Resonanz habe und selber meint, im Konstuieren nicht gut zu sein.
Der Begriff "konstruiertes Gedicht" war mir bislang so deutlich nicht gewesen, aber das ist eine interessante Angehensweise, damit Gedichte zu betrachten.

Zu deinem Vorschlag, die Umbrüche etwas weniger auf die Spitze zu treiben, werde ich mir Gedanken machen. In der Tat waren sie ursprünglich anders gewesen, da, wo mir das mit dem "s" noch garnicht im Sinne gewesen war und ich nur sinnierte....

Für die Idee, für das Verb "sinnieren" eher "sinnend" oder "sinnlich" einzusetzen, kann ich mich nicht erwärmen. Das würde nicht das ausdrücken, was ich empfand und meinte. Ich hatte da weniger eine "sinnliche" Stimmung und "sinnend" drückt das In-Der-Hitze-Vor-Sich-Hinbrüten weniger deutlich aus als das etwas gedehntere "Sinnieren".
Aber danke für die Ideen.

Ich grüße dich

Cara

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.06.2006, 11:24

Liebe Cara,
gerda und du habt ich neugierig gemacht...wie wäre es einfach mit einer zweiten Version zum Vergleich?
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Cara

Beitragvon Cara » 23.06.2006, 12:35

Ich versuch es mal, Lisa:




sommer

staub
stimmen
ganz in der ferne
schatten
unterbrochen vom
spärlichen schlitz
schimmernden lichts

schwüle
die den schweiß treibt
auf die stirn
des schwerelos
sinnierenden
seins

sphärisch
sich spreizende
stille

(c) Cara

Gast

Beitragvon Gast » 23.06.2006, 13:47

Kompliment, liebe Cara, so fließt es wunderbar.
(Mein erster Eindruck)

:thumbleft:

Liebe Grüße
Gerda

Cara

Beitragvon Cara » 23.06.2006, 15:08

Gerda,
vielen Dank für deine Anregung...
mir selber gefällt es jetzt auch besser so.
Ich konnte mich durch deine Intervention von der "s" Schleuse
lösen.....

Schönen Tag dir

Cara

pandora

Beitragvon pandora » 23.06.2006, 15:17

liebe cara,

ich finde, dass die zweite version gewonnen hat.

das ssssssssirren des ssssssommers bleibt erhalten (ich hab` schon bei variante eins an schlangen denken müssen), aber der "gesamteindruck" ist ein runder.

lg

p.

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Beitragvon Lisa » 23.06.2006, 20:32

Hallo cara,

es stimmt! Ist super geworden! §blumen§ ...ich gebe Gerda und pandora völlig recht.

Liebe Grüße, da hat sich die Spannung ja gelohnt,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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